Eine Porzellan-Eule bringt Heinz Wiersdorff mit zu Horst Lichter. Der 88-jährige frühere Arbeitsvorbereiter aus Hilden bekam sie einst von einem Ehepaar geschenkt, das er betreut hat. Und erwartet gar nicht, viel Geld zu erlösen: Mit 100 Euro wäre der Rentner schon zufrieden.
Experte Colmar Schulte-Goltz gerät beim Anblick des Tieres ins Schwärmen: Seit der Antike werde die Eule positiv gedeutet und man finde sie besonders weise, weil sie sich so langsam bewegt, doziert der Kunsthistoriker. Zur Herkunft kann Schulte-Goltz beitragen, dass die Schnee-Eule von der Firma Gebrüder Heubach in Thüringen stammt und zwischen 1910 und 1945 entstanden sein muss. Modelliert wurde sie von dem renommierten Bildhauer und Illustrator Otto Pech.
Seine Expertise lässt Heinz Wiersdorff frohlocken: auf 400 bis 450 Euro schätzt er das Objekt. Ein hübsches Sümmchen - doch ob der Verkäufer das auch bekommt?
"Bares für Rares": Begeisterung im Händlerraum
Ein Raunen geht durch den Händlerraum, als dort die Eule enthüllt wird. "Die ist wunderschön. Ich glaube es interessiert sich hier jeder dafür", prognostiziert Roman Runkel. Er sollte recht behalten: Von dem Startgebot 150 Euro schaukelt sich der Preis schnell auf 450 Euro hoch - womit der Schätzwert voll ausgereizt wäre.
Vor allem Zwei wollen das Tier unbedingt besitzen: Daniel Meyer und eben Runkel. "Ich wollte sie doch meinem Sohn zum Geburtstag schenken", sagt Daniel Meyer vorwurfsvoll in Richtung Runkel, als der die 450 Euro geboten hat. "Meiner hat auch Geburtstag", kontert der kühl.
Ist schon das Ende der Fahnenstange erreicht? Nein, Verkäufer Heinz Wiersdorff bringt mit einem Spaß Bewegung in die Sache: "Ich hab auch bald Geburtstag", wirft er ein - und sorgt damit für Erheiterung im Händlerraum. "Sie kriegen auf jeden Fall was, das kann ich Ihnen versprechen", sagt Meyer. Daraufhin geht der Bieterwettstreit in eine neue Runde, am Ende erhält Runkel bei 550 Euro den Zuschlag.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Wiersdorff zeigt sich zufrieden: "Ich werde immer an euch denken, wenn ich das Geld ausgebe", sagt er zum Abschied.