"Ich würde sie die Nachdenkliche nennen", sagt Horst Lichter beim Betrachten des Bildes, das Tanja Prüll mitgebracht hat. Die 49-Jährige arbeitet als Tierheilpraktikerin, spielt in ihrer Freizeit aber auch Theater. Lichter ist ganz angetan von seiner Besucherin und sagt ihr eine große Karriere voraus: Sie werde sich nach der Sendung entscheiden müssen ob Tiere oder Theater, prognostiziert der Moderator. "Ich hoffe das beides geht", erwidert Prüll. Auch dafür hat Lichter die passende Lösung: "Du wirst einfach auf der Bühne Tiere behandeln."
Doch eigentlich war Prüll ja wegen des Bildes bei "Bares für Rares", das sie einst von ihrem Vater geschenkt bekam. Friederike Werner ist ganz begeistert und liefert Hintergründe über das Kunstwerk und seinen Schöpfer. Dabei handelt es sich um den 1912 geborenen Maler Mac Zimmermann, der bis 1995 lebte. Künstlerisch war er dem Surrealismus zuzuordnen, "mit kubistischen Tendenzen", wie die Expertin anmerkt. In der Nazi-Diktatur galt er damit als "entartet". 1942 wurde er aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen und mit einem Malverbot belegt.
"Bares für Rares": Ein Bild aus dem Jahr 1945
Glücklicherweise hielt sich Zimmermann nicht daran: Das hier zum Verkauf angebotene Bild stammt aus den letzten Kriegstagen im März 1945. Um sich nicht in Gefahr zu bringen, malte er das namenlose Werk nicht in Öl, sondern Tempera - das roch nicht, so konnte er im Verborgenen schaffen.
Dargestellt ist tatsächlich ein nachdenkliches Mädchen. Zwar weist das Bild Beschädigungen auf, doch die seien zu vernachlässigen - denn das Bild sei "unter Umständen entstanden, die wirklich bedrückend waren", erläutert die Kunstkennerin.
800 Euro hätte Tanja Prüll gerne. Da hat Friederike Werner aber eine andere Meinung: Sie schätzt das Bild auf einen Preis zwischen 4000 und 4500 Euro. "Wow", entfährt es der Verkäuferin - und Horst Lichter jauchzt vor Wohlwollen. "Das freut mich außerordentlich für dich!", sagt der Moderator.
Im Händlerraum recherchiert Christian Vechtel am iPad den Wert von Werken des Künstlers Mac Zimmermann - und startet mit 1000 Euro. Zusammen mit Elke Velten-Tönnies steigt der Preis bis auf 3500 Euro. Letztlich erhält die Bonner Galeristin für diesen Preis den Zuschlag. Ein gutes Geschäft für beide: Velten-Tönnies bleibt unter dem Schätzwert - und Prüll erhält das Vielfache ihres Wunschpreises.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Am Ende gab es von Fabian Kahl noch ein Extra-Lob für die glückliche Käuferin: "Elke, ich find das richtig cool, dass du deine Liebe zur zeitgenössischen und modernen Kunst gefunden hast."
+++ Lesen Sie auch: +++