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"Das Jerusalem-Syndrom" Oliver Berben produziert Fernsehfilm in Israel

Ein Film über Israel soll es werden, der nichts mit der deutsch-jüdischen Geschichte oder dem Nahostkonflikt zu tun hat. Produzent Oliver Berben dreht einen Thriller im Heiligen Land.

Ruhe, bitte!", ruft der deutsche Aufnahmeleiter. "Quiet, please!", ergänzt seine israelische Assistentin. Weil es ihr zu lange dauert, bis die zwei Dutzend Mitarbeiter am Set mucksmäuschenstill sind, zischt sie noch ein hebräisches "Sheket!" hinterher. Dann kann endlich die nächste Szene für den Film "Das Jerusalem-Syndrom" gedreht werden.

Deutsch, Hebräisch und Englisch - sowohl vor als auch hinter der Kamera werden im malerischen Beit Jamal, einem alten Mönchskloster südwestlich von Jerusalem, alle drei Sprachen miteinander verwoben. Babylonisches Drehen nennt sich die Methode. Jeder Charakter spricht die Sprache, in der er agiert. "Ich glaube, dass der Zuschauer es einfach nicht mehr gut findet, alles synchronisiert zu bekommen", sagte Produzent Oliver Berben in Tel Aviv. "Mittlerweile kann man dem Publikum auch Untertitel zumuten."

2008 trat Manfred Hattendorf vom Südwestrundfunk (SWR) - "auf der Suche nach einer originellen Geschichte" - mit der Idee an den heute 41-jährigen Berben heran, einen Film über Israel zu machen. Dreieinhalb Jahre später begann die Arbeit am Drehbuch. Seit Ende April produziert Berbens Firma Moovie im Auftrag des SWR im Heiligen Land. Bald sollen die Dreharbeiten mit dem internationalen Ensemble abgeschlossen werden.

Das mystische Jerusalem als gemeinsamer Nenner

Zwei Dinge waren laut Berben tabu: eine weitere "Lehrstunde" über den Holocaust oder den Nahostkonflikt. Gegenwartsbezogen sollte der Stoff sein und die Faszination einfangen, die das Land auf seine Besucher ausübt. Als gemeinsamer Nenner von Produktion, Redaktion und Regie blieb nach intensiver Recherche ein Sujet: das mystische Jerusalem.

Doch auch der Heimatbezug durfte nicht fehlen. Deshalb sind die Hauptfiguren im Film Deutsche. "Wir haben die Geschichte bewusst so angelegt, um das Fernsehpublikum in Deutschland dafür zu interessieren", sagte SWR-Redakteur Hattendorf. Darüber hinaus sollte das Drehbuch einem spannungsreichen Thriller entsprechen. Als kreative Vorbilder nannte Produzent Berben zwei weltberühmte amerikanische Meistererzähler - Dan Brown und Alfred Hitchcock.

Und so liest sich eine Kurzfassung der mysteriösen Kriminalgeschichte made in Israel: Weil ihre kleine Schwester Maria (gespielt von Leonie Benesch) in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wurde, reist die junge Deutsche Ruth (Jördis Triebel) nach Israel. Dort stellt sie fest, dass Maria nicht nur im neunten Monat schwanger ist, sondern auch glaubt, die "Mutter Gottes" zu sein und von einem fundamentalistischen christlichen Sektenführer (Clemens Schick) für dessen fanatische Pläne missbraucht wird, Jerusalem von Juden und Moslems zu befreien.

Höheres Budget als beim "Tatort"

Welches Budget für eine Produktion dieser Größenordnung zur Verfügung steht, darüber schwiegen sich Hattendorf und Berben aus. Für den Zuschauer sei die Angabe von Kosten unerheblich. Fest steht, dass der für den Film angesetzte Etat um ein Vielfaches höher liegt als bei etwa bei einem in Deutschland produzierten "Tatort" (der gewöhnlich zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Euro kostet). Auch wurden von vornherein mehr Drehtage als die für einen Fernsehfilm üblichen 23 veranschlagt.

Ob die Macher ihrem Anspruch gerecht geworden sind, darf das Publikum wahrscheinlich im Dezember entscheiden. Dann wird der Film erstmals im deutschen Fernsehen zu sehen sein.

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Christa Roth, DPA DPA

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