Dreieinhalb Jahrzehnte spielten sich hier große und kleine Dramen ab: Mutter Beimer lebte hier mit ihrem "Hansemann" und bekam drei Kinder, ehe sie dieser für Anna Ziegler verließ und mit ihr eine neue Familie gründete. Else Klingt tratschte bis zu ihrem Tod über ihre Nachbarschaft, während die Minderjährige Tanja Schildknecht eine Affäre mit ihrem Tennisslehrer einging. Der bereits mit ihrer Mutter ins Bett stieg, was letztlich der Ehe ihrer Eltern nicht gut bekam.
Ab 1985 versorgte die "Lindenstraße" Millionen Deutsche mit süffigen Klatschgeschichten, die oftmals die gesellschaftlichen Entwicklungen beschrieben. Saßen anfangs um die 15 Millionen Menschen vor den Bildschirmen, wenn eine neue Folge der "Lindenstraße" um 18.40 Uhr ausgestrahlt wurde (später dann 18.50 Uhr), so wurden es im Laufe der Jahre immer weniger Zuschauer, zuletzt waren es zeitweise weniger als zwei Millionen. So stellte die ARD die Serie 2020 schließlich ein. Am 29. März 2020 lief die letzte Folge über den Bildschirm.
Die "Lindenstraße" spielte in München
Zwei Jahre später werden nun auch die Kulissen in Köln-Bocklemünd abgerissen. Auf dem Studiogelände des WDR sind bereits Bagger angerückt, um die Häuserzeilen abzureißen. Die "Lindenstraße" sollte zwar in München spielen, immer am Donnerstag der Ausstrahlungswoche, doch gedreht wurden die Folgen in Köln.
Bis Ende April sollen die Straßenzüge komplett dem Erdboden gleichgemacht sein. Wo einst das Café Bayer und Restaurant Akropolis standen, wird dann nichts als eine Grünfläche übrig bleiben.
Die Wohnungen, in denen ein Großteil der Folgen spielte, gibt es schon nicht mehr: Sie standen in Wirklichkeit in einer großen Halle und sind schon längst abgebaut. Doch es gibt eine gute Nachricht für Fans: Wer Sehnsucht hat, kann einige der Wohnungen besichtigen. Helga Beimers legendäre Küche steht etwa im Bonner Haus der Geschichte. So ganz ohne "Lindenstraße" wird also auch künftig niemand leben müssen.