Die beste Musik der Stadt, exzessive Partys und Sex im Hinterzimmer: Was heute das Berghain ist, soll früher das Moka Efti gewesen sein. In der Serie "Babylon Berlin" ist der Club der verruchte Mittelpunkt von vergnügungssüchtigen Berlinern: Hedonisten aus Großbürgertum, Intellektuellen und Arbeitern, die ihren tristen Alltag vergessen wollen. Ein Schmelztiegel der Dekadenz und Ausschweifungen. Faszinierend.
Das Moka Efti gab es tatsächlich. 1929 eröffnete der griechische Kaufmann "Giovanni" Eftimiadis den Betrieb in bester Lage an der Ecke Friedrichstraße zur Leipziger Straße im ersten und zweiten Stock des Gründerzeitbaus Equitable-Palast. Das Moka Efti war mehr Kaffeehaus und Restaurant denn Großraumdisco oder gar Bordell. Trotzdem entwickelte es sich dank vieler Extravaganzen zum Hotspot Berlins.
Rolltreppe macht Schlagzeilen
Schon bei seiner Eröffnung sorgte das Moka Efti für Schlagzeilen. Um den Zugang zur ersten Etage zu erleichtern, ließ Eftimiadis eine Rolltreppe einbauen - in der damaligen Zeit eine Sensation. Drinnen angekommen erwartete die Besucher auf 2800 Quadratmetern orientalischer Schick: die Einrichtung mit wuchtigen Sesseln und bemalten Decken war im Stil aus 1000 und einer Nacht gehalten. Schischi, das viele Berliner in Staunen versetzte.

Der geschäftstüchtige Eftimiadis ließ sich noch mehr einfallen, um seine Gäste zu beeindrucken. Von einem Raum zum anderen ging es durch einen Flur, der einem Eisenbahnwaggon nachempfunden war. Die Besucher reisten also von einem Ort zum nächsten. Außergewöhnlich am Moka Efti war auch das Konzept, mehrere Betriebe und Dienstleistungen an die Gastronomie anzuschließen. Es gab nicht nur Fischrestaurant und Café, sondern auch einen angeschlossenen Friseursalon, ein Postamt und einen Stenografieservice.
Moka Efti aus "Babylon Berlin" wäre möglich gewesen
In den 1930er-Jahren wird das Moka Efti auch zum angesagten Tanzhaus. Das ist vor allem dem Erfolg des Orchesters unter der Leitung von James Kok und seinem Swing zu verdanken. Anders als in "Babylon Berlin" lag der Konzertsaal unter dem großen Tanzhaus im zweiten Stock. Um die Musik besser hörbar zu machen, ließ Eftimiadis einen Durchbruch durch die Decke brechen. Genial.
Mit dem Moka Efti aus "Babylon Berlin" hat der echte Laden trotz aller Extravaganzen nicht viel gemeinsam. Räumlichkeiten für Sex gab es im Moka Efti nicht. Sündig war Berlin trotzdem. Hyperinflation und der Zerfall der alten Ordnung des Kaiserreichs trieben viele Berliner in den finanziellen Ruin und in die Elendsprostitution. Sündiger als im alten Rom soll es in Berlin zugegangen sein. Das Moka Efti aus "Babylon Berlin" wäre durchaus möglich gewesen.
