"Können Sie nicht mal Mist erzählen, damit wir klar nein sagen können?", flehte Carsten Maschmeyer die eloquente Erfinderin von "Interior Circle" an. Dreimal musste er mit seiner Löwen-Kollegin Dagmar Wöhrl "spazieren gehen". Dreimal sprach nichts für einen Deal. Also zumindest aus kapitalistischer Sicht.
Denn die App, auf der gebrauchte Einrichtungsgegenstände gehandelt werden, ist weder innovativ noch lukrativ. 98 Prozent des Verkaufserlöses gehen an die Verkäufer, der Rest wird gespendet. "Womit verdienst du Geld?", fragte Wöhrl konsterniert. Die Antwort: Werbung. "Das skaliert sich hoch", versuchte es die Gründerin mit Optimismus. Und der war auch dringend nötig bei einem aktuellen Umsatz von 50 Euro. Maschmeyer konnte es nicht fassen. "Der Mut, mit 50 Euro hier aufzulaufen, ist schon der Hammer." Er investierte zusammen mit Wöhrl in das Interior-Startup. Einzige Bedingung: Die Unternehmerin muss von Mönchengladbach nach München umziehen.
Pleiten, Pech und Reichtum: Was wurde aus den DHDL-Gründern der Vorjahre?

Bananen mit Chili-Geschmack
Auch das zweite Produkt der Show verdiente nicht gerade einen Innovationspreis: Gewürze für Früchte. Die Masterminds hinter "Fruping" sind zwei dicke Freunde, ihr Headquarter ist die gemeinsame WG-Küche. Dort experimentieren sie mit Zimt, Nelke und Chili. Das Tasting in der "Höhle" erwies sich als ziemliches Desaster. Die Löwen schmeckten zu viel Gewürz – oder gar nichts. (Auch der stern hat die Gewürze getestet. Den Text dazu lesen Sie hier.) Dazu trug das Bekenntnis eines der beiden Gründer, er sei Unternehmer geworden, weil er keine Lust auf einen normalen Job habe, nicht gerade zur Verbesserung der allgemeinen Stimmung bei. Maschmeyer lehrerhaft: "Das ist nicht das beste Gründermotiv. Und dann braucht man auch eine richtig geniale Erfindung. Die sehe ich hier nicht." Aber es gibt ja noch den Buddy aller Buddies, Ralf Dümmel. Der fand die Geschichte "irre", dass zwei Jungs ihr Sparschwein schlachten – und spendierte direkt 70.000 Euro für ein neues.
Das Geschäftsgebaren der Fernsehinvestoren war in Folge 5 der "Höhle der Löwen" höchst erratisch. Dass sie den Kindertragehilfen von der Marke "Homb", die zwar aus recyceltem Nylon gefertigt, bei deren kompliziertem Riemensystem Nervenzusammenbrüche aber vorprogrammiert sind, eine Absage erteilten – geschenkt. Doch woher kam die übertriebene Begeisterung für die Beziehungsapp "Recoupling"?
Per App zum Beziehungsglück
Das Kommunikationstool will laut Gründer-Trio Paaren helfen, ihre Beziehung "auf das nächste Level" zu bringen. Mit täglich sechs Minuten digital kuscheln, chatten und tiefer liegende Emotionen und Sehnsüchte wie seine Mails checken. Gut, könnte man womöglich auch ohne Daten-Tracking hinkriegen, bei einem schönen Abendessen zum Beispiel mit viel Wein – doch die beiden Psychologinnen und der Softwareentwickler verkauften ihr Programm clever als Präventivmaßnahme gegen den Beziehungs-Burnout. Insbesondere Janna Ensthaler war on fire und brachte sich mit dem Claim "Ich bin ein junger Löwe, aber auch ein alter Hase" in Stellung. Maschmeyer stieg mit ein: "Mein Traum wäre, nach 'Ich google', 'Ich uber' in Zukunft 'Ich recouple' zu sagen." Gemeinsam trat das Tech-Duo gegen Nils Glagau an, der auch Interesse hatte. "Mit uns kriegt ihr die Löwen", rührte Maschmeyer nochmal richtig unangenehm die Werbetrommel, "die wirklich was von Software, von B2C-Skalierbarkeit und Internationalisierung verstehen." Als sich das Startup überraschenderweise für Glagau entschied, erwies sich der Großinvestor als schlechter Verlierer: "Die sind zu jung, zu unerfahren", zischelte er Ensthaler zu. "Die wissen noch gar nicht, was sie alles brauchen."
Kein Deal für Öko-Schaum bei "Höhle der Löwen"
Aber was braucht die Welt? Die zigte App für die eigene Nabelschau – oder nicht doch eher Polsterschaum, der nicht aus Polyurethan besteht und damit aus Erdöl? Ein Vater-Sohn-Duo präsentierte mit "Eco-Softfibre" die kompostierbare PU-Variante, die nicht nach dem Gebrauch verbrannt wird und als Mikroplastik im Meer landet. Der Weichmacher der Beiden besteht aus Abfallprodukten der Lederindustrie. Hier, lernte man, fallen so viele "Lederfalzspäne" an, dass man mit dieser Menge locker die komplette Polyurethan-Produktion weltweit ersetzen könnte. Und die Löwen? Meckerten nur rum. Firmenbewertung zu hoch, Team nicht komplementär besetzt, fehlende Marketingkompetenz. Hier standen nicht smarte Insta-Typen auf der Bühne, sondern zwei echte, nerdige Erfinder mit Weltrettungspotenzial. Ihnen wurde ein Deal verweigert. Das ging auf keine Rinderhaut.
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