Zu Beginn der vierten Folge "Die Höhle der Löwen" wird es haarig: Nadine und Marcel Stiller wollen das Haargummi neu erfunden haben. "Volummi" soll auch dünnem Haar zu mehr Volumen verhelfen. Zwei Löwen mit langer Mähne freuen sich darauf besonders: Nils Glagau und Judith Williams scheinen das Produkt sofort verstanden zu haben, der vergleichsweise kurzhaarige Rest, bestehend aus Carsten Maschmeyer, Tillman Schulz und Ralf Dümmel, harrt der Dinge, die da kommen.
Zahlen zuerst: Das Start-up möchte 135.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile. Wie die beiden Löwen schon vermutet haben, geht es bei "Volummi" um ein Haargummi, das durch zwei Ringe auch bei dünnem Haar für volles Volumen sorgen soll. Um das heutige Produkt zu basteln, hat es nach Angaben des Paares mehr als 80 Versuche gebraucht. Das fertige Haargummi besteht aus zwei Ringen und einem Druckknopf, der es öffnet. Nach der Präsentation zieht die Erfinderin das Fazit: "Ein Pferdeschwanz, wie wir Frauen ihn lieben". Der Effekt: Dadurch, dass die Haare im äußeren Ring gleichmäßig um den inneren Ring gespannt werden, entsteht ein Hohlraum, der den Zopf voller wirken lässt.
Maschmeyer lobt die Verpackung, seine Expertise scheint damit erschöpft zu sein. Williams stürzt sich auf die Haare von Nils Glagau – ob er wohl auch Zopf tragen kann? Kann er. Dann geht es um den Preis. "Volummi" soll 9,99 Euro kosten – bei einem Herstellungspreis von einem Euro – wegen der kleinen Menge. Mr. Regal wird hellhörig, Glaugau wendet sich an Williams: "Judith, wenn du Interesse hast, sagst du Bescheid". Maschmeyer ist raus, die anderen beraten sich. Ralf Dümmel bietet das Geld für 20 Prozent der Anteile und verspricht, "Volummi" sofort überall – Sie ahnen es – in die Regale zu stellen. Der Geschäftsmann hat seine Arbeit damit getan.
Es folgen die Enthusiasten: Judith Williams ist sich sicher, dass "Volummi" ein "Perfect Fit" ist und will sich mit Tillman Schulz zusammentun. Glagau, noch immer mit Zopf, kann es nicht fassen. "Wir wollen international schnell sein", erklärt Williams. Schulz prahlt mit seinem großen Filialnetz und bietet mit Williams 200.000 Euro für 15 Prozent. Dümmel zieht mit. Auftritt Nils Glagau. Er mag das Produkt, aber muss den Deal alleine machen. Er bietet das geforderte Geld für 15 Prozent. Kurze Beratung, Dümmel zittert nervös und rechnet im Kopf die Umsätze durch. Vergeblich, Williams und Schulz kriegen den Zuschlag.
Leider kein Hole-in-One
Kurzer Wechsel in der Höhle: Für den nächsten Deal sind Carsten Maschmeyer, Tillman Schulz, Ralf Dümmel, Janna Ensthaler und Dagmar Wöhrl anwesend. Es geht um Golf. Und Überraschung: In den Reihen der gut betuchten Löwen gibt es nur wenige Golfer, lediglich Maschmeyer und Schulz kennen sich aus. Das sind deshalb keine optimalen Voraussetzungen, da Prof. Dr. med. Daniel F. à Wengen und Monika Küsel einen Putter vorstellen wollen, der etwas Vorwissen benötigt. Und wer investiert schon 150.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile, wenn man keine Ahnung hat?
Dabei erinnert die Geschichte ein wenig an Newtons Apfel: Dem Professor fiel ein Ball auf einen Acrylblock und er musste feststellen, dass Golfball und Acryl überraschend gut harmonieren – es aber keine Schläger aus diesem Material gibt. Der "Iceblock Putter" war geboren – eine Antwort auf die "lebenslange Suche" nach dem perfekten Putter, so der Professor. Schulz nickt, anscheinend kennt er das zu gut. Bei dem Schläger handelt es sich um einen Putter aus Acryl, der mit einer großen Schlagfläche, einem großen "Sweet Spot" und Hilfslinien punkten soll. Trotz dieser Eigenschaften ist er zugelassen. Was fehlt, ist die Vermarktung. Der Preis liegt bei 269 Euro, die Herstellung bei 69 Euro.
Es entbrennt ein Wettbewerb – die Löwen versuchen, mit dem "Iceblock Putter" einzulochen. Schulz gelingt es, Wöhrl bringt die Studiofenster in Gefahr. Dümmel verfehlt, Ensthaler glückt es, Maschmeyer verfehlt. Bei Schulz ist es kein Wunder, er kann ein Handicap von 3,6 vorweisen. "Das ist schon fast Profi", erklärt der Professor. Weniger professionell geht es auf der Zahlenseite zu: Bisher konnten die beiden Gründer nur 26 Schläger verkaufen. "Das spricht sich aber nicht gut rum", krittelt Maschmeyer. Für ihn ist das viel zu wenig, er meldet sich ab.
Wöhrl folgt, sie hat mit Golf einfach nichts am Hut. Dümmel auch nicht. Außerdem: Haben Sie mal einen Putter bei Kaufland gesehen? Exakt. Es bleiben Ensthaler und Schulz, die beiden Neu-Löwen. Janna Ensthaler will allerdings auch nicht. Alle Augen auf Schulz, den Fast-Profi. "Ihr macht es mir wirklich nicht leicht", fasst Schulz zusammen. Ihm ist das Produkt nicht skalierbar genug und er fürchtet, dass er damit kein Geld verdienen kann. Er sagt ebenfalls ab. Kein Deal.
Hör mal, wer da schreibt
Auftritt Wolf Weimer. Der 28-Jährige möchte mit "Articly" eine "App für Zeitung zum Hören" auf den Markt bringen – beziehungsweise bekannt machen. Die App gibt es schon. Für 20 Prozent der Firmenanteile will er 70.000 Euro haben. Im Studio unterhalten sich derweil die Löwen: "Liest noch jemand von euch Zeitung?", fragt Dümmel. Nur Wöhrl bekennt sich zum gedruckten Papier. Aber um die Zeitung geht es nicht. Es geht um die Form, wie sie konsumiert wird. Weimer geht davon aus, dass Menschen in seiner Generation Artikel lieber hören möchten, statt sie zu lesen. "Meine Generation ist verrückt nach Audioinhalten", erklärt er. Aber es fehle ihm nach Inhalten aus dem Qualitätsjournalismus. Das will er ändern.
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"Articly" sei "Zeitung zum Hören", wo man händisch ausgesuchte Artikel von professionellen Sprechern vorlesen lasse, fasst Weimer in seinem Pitch zusammen. Die Inhalte zieht sich die App von Zeitungen wie der "Süddeutschen" oder der "Zeit", bietet aber auch "Articly Originals" an. Sein Produkt sei das "Spotify der Deutschen Zeitungsbranche", sagt er. Eine Zielgruppe hat er schon für sich gewonnen: Blinde und Sehbehinderte würden die App seit der ersten Stunde nutzen.
Maschmeyer will wissen, wie aktuell die Artikel sind. "Relativ aktuell", entgegnet der Gründer. Es gehe aber auch nicht um Nachrichten, sondern Reportagen und Hintergrundberichte, fügt er hinzu. Die Zahlen sehen wie folgt aus: Aktuell sind es 650 Artikel, 2500 Nutzer:innen nutzen die App. Die Kosten liegen zwischen 6,99 und 8,99 Euro je nach Tarif. 43.000 Euro Umsatz sind verbucht.
Jetzt sind die Investoren dran: Dümmel meldet sich ab – was auch sonst. Schulz ebenfalls. Kein Produkt, kein Deal. Für Dagmar Wöhrl ist das Start-up nicht "greifbar" genug, noch ein Löwe weniger. Maschmeyer und Ensthaler bleiben unentschlossen. "Du bist so ein bisschen David gegen Goliath", sagt Maschmeyer. "Und 'I love rising Dave'" – aha. Immerhin folgt ein Angebot, das den Forderungen des Gründers entspricht. Das Schlussplädoyer hält Ensthaler und bietet den gleichen Deal. Überraschend entscheidet er sich für Carsten Maschmeyer – und unterschreibt damit quasi seine Kündigung bei einer Unternehmensberatung. "Und deinen Job killen wir auch", freut sich der Investor.
Großreinemachen
Nach den eher trockenen Deals wird es jetzt etwas spritziger. Mit "Brilamo" will Gründerin Linda Koller das Leben von Weinliebhabern erleichtern. Es geht um ein Poliertuch für Weingläser (der stern hat das Produkt vorab getestet). 15 Prozent der Firmenanteile sollen 100.000 Euro kosten. In der Höhle warten Glagau, Williams, Wöhrl, Ensthaler und Dümmel auf den Pitch. Immerhin freuen sich vier von fünf auf das, was kommt. Dümmel erklärt, er trinke gar keinen Alkohol. Seine Spannung auf einen Wein-Deal hält sich also noch in Grenzen.
Aber es geht um Glasreinigung. "Brilamo" soll das Polieren von Weingläsern deutlich erleichtern. Dabei handelt es sich um einen Stab, der ein Mikrofasertuch passgenau an das Innere der Gläser drückt, um so schneller und einfacher für eine streifenfreie Reinigung zu sorgen. Williams kann es nicht fassen – offenbar hat sie schlechte Erfahrungen mit händischen Lösungen gemacht. Jetzt ist auch Ralf Dümmels Interesse geweckt.
Schockierend wird es beim Preis. Die Gründerin hätte gerne 79 Euro für ein "Brilamo"-Set. Dümmel und Williams fallen fast vom Stuhl. "Das ist aber ein stolzer Preis", stellt Glagau fest. Das Problem liegt offenbar in der Herstellung. Rund 15 Euro zahlt Koller für einen Artikel. Das saß: Glagau meldet sich sofort ab, er kann sich nicht vorstellen, dass viele bereit sind, so viel Geld zu bezahlen. Mit massenhaften Verkäufen kann die Gründerin bisher auch nicht kontern: Innerhalb von sechs Monaten konnte sie im Alleingang "nur" 813 Sets verkaufen.
Ensthaler bewundert das, sieht Parallelen bei sich. Aber sie steigt aus – falsches Produkt. Williams feiert die Gründerin als "Heldin" – vor allem aufgrund ihrer Arbeitsleistung. Und steigt auch aus. Wöhrl sagt, sie schwanke. Sie sagt zunächst ab, verspricht aber, dass sie notfalls übernehme, sollte es keinen Deal geben – ungewöhnlich, aber möglich. Auftritt Mr. Regal. Wenig überraschend: Das Ding ist viel zu teuer. Doch genau für diesen Fall ist Dümmel der richtige Mann. Er bietet 100.000 Euro für 25 Prozent und bekommt den Zuschlag. Und Dümmel ist offenbar ein Macher: Inzwischen kostet das Wunderwerkzeug nur noch 20 Euro im Set. Wie er das geschafft hat, sieht man auch: Während "Brilamo" in der Show noch einen hochwertigen Holzgriff hatte, besteht das Produkt jetzt nur noch aus Kunststoff. Die Funktion wird sich dadurch aber wohl kaum verändert haben.
Pillen-Deal scheitert in letzter Sekunde
Den letzten Auftritt hat Tierarzt Dr. Lars Meyer mit seinem Start-up "Wunschkapsel", einer Art Konfigurator für individuelle Nahrungsergänzungsmittel. Klingt kostspielig – ist es auch für die Löwen. 200.000 Euro für zehn Prozent der Anteile – der teuerste Deal des Abends. Die Idee für sein Unternehmen stammt aus einem vorherigen Unternehmen, das ein ähnliches Produkt für Haustiere anbietet, deren Besitzer bereits in der Vergangenheit selbst auf den Geschmack gekommen sind.
Der Doktor kommt nicht mit leeren Händen: Er selbst hat eine riesige Halle eingerichtet, in der die Bestellungen konfektioniert werden. Bis heute hat er über eine Million Euro in "Wunschkapsel" investiert. Was er sich von der "Höhle der Löwen" erhofft, sind neue Vertriebswege. Sein Unternehmen stellt er Carsten Maschmeyer, Tillman Schulz, Dagmar Wöhrl, Nils Glagau und Ralf Dümmel vor.
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Das Produkt ist schnell erklärt: "Wunschkapsel" stellt aus über 180 Rohstoffen individuelle Tabletten zusammen, die auf die Bedürfnisse der Kunden bestmöglich zugeschnitten sind. Was genau reinkommt, bestimmt ein Algorithmus anhand unterschiedlicher Angaben im Konfigurator. Der Preis für eine Dose mit 290 Kapseln beträgt 100 Euro. Die Herstellung liegt bei 20 Euro. Etwa 100 Packungen verließen in den ersten beiden Monaten das Versandlager.
Wöhrl meldet sich als erste ab – ihr passt es nicht, dass Dr. Meyer zwei Unternehmen hat. "Das geht nie gut", prophezeit sie. Doch der Veterinär glaubt an seine Idee – sonst hätte er nicht schon siebenstellig investiert. Das beeindruckt auch die Löwen, wobei die offenen Schulden von rund 800.000 Euro schwer auf die Stimmung drücken. Dümmel schreckt zurück – Ausstieg. Das hat aber auch mit dem Online-Vertrieb zu tun.
Maschmeyer ist das Geschäft zu risikoreich. Hohe Schulden, nur ein Geschäftsführer, mehrere Firmen – nichts für ihn. Gleiches gilt für Schulz. Es bleibt Glagau. Das Problem: Er kennt sich durch andere Investments bei Nahrungsergänzungsmitteln bestens aus – und ihm fehlt ein richtiger Test, um die "Wunschkapsel" wirklich individuell zu gestalten. Aber auch er glaubt an die Idee – und bietet 200.000 Euro für 30 Prozent. Also die gewünschte Summe, aber die dreifachen Anteile. Nach einem kurzen Telefonat macht der Gründer ein Gegenangebot: 25 Prozent. Glagau schlägt aus. Kein Deal.
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