Woran erkennt man als Fernsehzuschauer, dass man langsam aber sicher altert? Man freut sich übertrieben, wenn das "Dschungelcamp" ausnahmsweise schon um 20:15 Uhr ausgestrahlt wird und man endlich mal vor Mitternacht ins Bett kommt. Auch Sonja Zietlow und Daniel Hartwich feierten ihre Prime-Time-Premiere bei RTL gebührend: Hartwich hatte in der Altkleider-Kiste von "Let’s Dance"-Kollege Jorge González gewühlt und eine blaue Pailetten-Fliege ausgegraben. Zietlow winkte mit großer Geste den Baumkronen im Dschungel zu – ganz so, als stünde sie in der Nürnberger Messehalle und wehre ein allzu klatschwütiges Publikum ab.
Unten, im Camp beschwerten sich derweil die undankbaren Protagonisten darüber, was man ihnen alles zumute: "Widerliche Wasserschuhe" zum Beispiel, wie Linda Nobat lautstark monierte. Mit derlei Gedöns hielt sich Anouschka Renzi nicht auf. Ihre Ablehnung gegenüber den beschränkten Verhältnissen ist bereits an Tag 7 allumfassend: "Ich hasse es", zischte sie ihrem Verbündeten Harald Glööckler zu, "ich hasse jede Sekunde."
Die Schauspielerin wähnte sich in einer "Schmierenkomödie" und blickte verächtlich auf Tara, Linda, Jasmin, Filip und Manuel. "Das sind alles so schlechte Schauspieler", stöhnte Renzi und grimassierte, als hätte sie einen Bottich Pampelmusensaft geext, "immer alles so übertrieben!"
Glööckler greift "Commandante" Ruland an
Ihr langjähriger Freund Harald Glööckler ("Wir kennen uns schon 27 Jahre!") stimmte ihr nicht nur zu, er redete nebenbei auch gleich seine Dschungelkönig-Chancen klein: "Ich weiß auch nicht, wie man uns zusammen tun kann", wunderte er sich pikiert, "uns richtige Stars und dann diese Social Media Leute." Potzblitz! Das wäre ja so, als ob man "Bernhard und Bianca" und "Beavis und Butthead" direkt hintereinander weg gucken würde. Oder die schauspielerische Leistung von Humphrey Bogart in "Casablanca" mit der vom "Bergdoktor" auf eine Stufe stellt. Oder einen Filmstar wie Brigitte Nielsen mit einem Zauberhannes namens Vincent Raven ..., ähm tja – na, lassen wir das.

Sehen Sie im Video: Dschungelcamp-Zusammenfassung Tag 7 – Tara und Filip vor dem Aus?
Glööckler hatte kurz in Gedanken seine pompöse Perücke und sein Glitzer-Outfit übergezogen und erklärte mit ernster Miene und ohne jeden doppelten Boden: "Ich bin für viele Menschen eine Ikone." Als solche lässt man sich naturgemäß nicht von einer Tina Ruland herum kommandieren, die als mantafahrende Uschi bekannt wurde. Gut, das ist alles schon sehr lange her. Jetzt gefällt sie sich in einer anderen Rolle: "Ich bin jetzt die Bestimmerin!", frohlockte die 55-Jährige. Und kam auf irre Ideen: Auch als Harald Glööckler könne man ja mal mitten in der Nacht über das Lagerfeuer wachen und nicht nur schön früh abends, wenn Ikonen üblicherweise arbeiten.
Der gefühlt hochadlige Harald war ob dem Rückfall in die Demokratie alles andere als amüsiert: "In Ordnung, Frau Comandante!", bockte er in Richtung Ruland, als diese den Schichtplan für die Nacht aufstellte. Immerhin konnten sich die Kontrahenten auf eins einigen: "Das ist ein Kindergarten hier!"
Tara, er steht einfach nicht auf dich!
Kindergarten ist das Stichwort: Die so genannte Romanze zwischen Tara und Filip ging in eine weitere, überflüssige Runde. "Können wir reden?", fragte die 29-Jährige ihren Hamburger Herzbuben in spe. Der erklärte erneut, dass er eigentlich gar nicht wisse, was Phase sei und entschuldigte sich, obwohl er mal wieder nicht wusste, wofür eigentlich. Tara: "Ich komme mir blöd vor." Als Filip dann deutlich wurde ("Es passt einfach nicht, wir sind einfach zu verschieden"), beharrte sie darauf, dass er hier schließlich nicht derjenige sei, der irgendetwas beendet. "Tara, du tust gerade so als wenn wir drei Jahre in einer Beziehung gewesen wären", sagte Filip. Dann schickte RTL die Zwei frisch Getrennten gemeinsam auf Schatzsuche mit Übernachtung. Es passierte nichts, aber das erklären sie mal bitte Tara, die gedanklich sicher schon das Brautkleid bestellt hat.
Um Äonen spannender als diese Pseudo-Romanze ist es ja, der gebürtigen Österreicherin beim Fluchen zuzuhören. Soll noch jemand behaupten, dass nur die Öffentlich-Rechtlichen ihren Bildungsauftrag erfüllen. Na! Aber sowas von na na na! Angefangen bei einem herzhaften "Jetzt kann sie echt scheißen geh’n, die blöde Sau" über ein heraus gerotztes "Schleimerin, g’schissene!" bis zum für eigentlich jede Lebenslage passenden "Die geht mir am Arsch!" zeigt Tara, dass selbst die übelsten Schmähworte irgendwie charmant klingen, wenn man sie nur mit breitem Ösi-Dialekt ausspricht. Passt! Wem die Flüche galten? Anouschka, aber klar.
Null Sterne und noch ein Kommunikationsproblem
Linda bekam nach der Dschungelprüfung mit Jasmin und Anouschka erneut einen Ausraster. Es hatte eine Wiederauflage des legendären Rennens mit verbundenen Augen, Ohren und Mund gegeben, in dem einst Thorsten Legat, Menderes und Jürgen Milski grandios scheiterten. Zwölf Minuten hatten die "drei Damen vom Kühlergrill" (Hartwich) Zeit, um bis zu zehn Sterne zu ergattern. Am Ende gab es keinen einzigen, weil die Zeit überschritten war. "Anouschka, das kommt daher, weil du nie zuhörst!", brüllte eine entnervte Linda ihre Mitcamperin an. Und Anouschka? Die zuckte mit den Schultern. Sie hatte wichtigere Pläne: Endlich schlafen gehen.