Jan Böhmermann ist zurück aus der Winterpause und hat sich für seine erste Sendung den Hashtag "Salzstangen" überlegt. Klingt harmlos, könnte man denken. Vielleicht geht es um den inflationären Gebrauch von Salz, der auf lange Sicht krankmacht. Oder die fehlende Gewürzlust von Deutschen. Aber nichts dergleichen.
"ZDF Magazin Royale": Die Superreichen und der Klimawandel
Es geht um den Klimawandel, genauer aber darum, was superreiche Prepper unternehmen, um sich auf den Ernstfall vorzubereiten. Vorher geht der Satiriker aber einen kleinen Umweg und macht deutlich, wie wenig die deutschen Behörden selbst vorbereitet sind. "Deutschland ist auf keine Krise gut vorbereitet", so sein Fazit, nachdem er ein paar der Ämter und ihre Aufgaben angerissen hat. Zurück zu den Preppern, denn für sein Überleben sei man augenscheinlich selbst verantwortlich.
Preppen – das, was vor einigen Jahren noch rechtsextremen Verschwörungstheoretikern vorbehalten war, ist nun, so Böhmermann, in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Selbst die deutschen Behörden empfehlen einen gewissen Notfallvorrat. Neben Wasser, Getreideprodukten und Würsten sind in der Liste der Empfehlungen auch Salzstangen enthalten. Und so schließt sich der Kreis zum Hashtag der Woche. Doch während der Normalverdiener es sich vielleicht noch leisten kann, die empfohlenen Lebensmittel irgendwo anzusammeln, gehen die Superreichen einen Schritt weiter.
Firmen wie das Schweizer Unternehmen Oppidum bauen Luxusbunker für eine kleine Gruppe von Superreichen. "Höchst sicher und komplett diskret", heißt es in einem Werbefilm von Oppidum, den Böhmermann abspielt. "Wunderschön eingerichtet und komplett maßgeschneidert mit allem, was sie zum Entspannen brauchen." Was Reiche dafür hinblättern müssen? 100 Million Dollar, erklärt der ZDF-Satiriker, der sich selbst im Beitrag als schnöseligen, Zigarre rauchenden Top-Verdiener inszeniert. Das Schweizer Bunker-Modell ist nur eines von vielen. Böhmermann zeigt außerdem auf, dass sich Superreiche seit einiger Zeit Neuseeland als Ziel für die Apokalypsen-Rettung ausgesucht haben. Peter Thiel, der Erfinder von Paypal und ehemaliger Trump-Buddy, hat sich dort bereits eine abgelegene Farm gekauft.
Jan Böhmermann, der reiche Schnösel
Aber was passiert mit all den anderen Menschen, jenen, die sich nicht mal eben einen Luxusbunker leisten können? An Solidarität ist offenbar nicht zu denken. "Die Milliardäre zogen in Erwägung, spezielle Zahlenschlösser für die Lebensmittelversorgung zu verwenden, die nur ihnen bekannt wären", zitiert Böhmermann die englische Zeitung "The Guardian". "Oder die Wächter dazu zu bringen, als Gegenleistung für ihr Überleben eine Art Disziplinarhalsband zu tragen. Oder vielleicht Roboter zu bauen, die als Wächter und Arbeiter dienen – wenn diese Technologie 'rechtzeitig' entwickelt werden könnte", so das Zitat weiter. Im Ernstfall gelte ohnehin "das Recht des Stärkeren – also meins", lacht Böhmermann süffisant. "Soweit kommt's noch. Erst meinen Monet mit Tomatensuppe bewerfen und dann auch noch vor der Klimakatastrophe in meinem schönen Bunker verstecken wollen", sagt er.
Den wichtigsten Satz sagt der Satiriker allerdings erst ganz zum Schluss: "Wirklicher Reichtum ist nicht Privatjet fliegen, sondern sich vor dem schützen zu können, was Privatjet fliegen auslöst."
Quelle: ZDF Magazin Royale
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