Haben Sie für die Vorbereitung auf "Dr. Hoffmann – Die russische Spende" in den Alltag von Krankenhausärzten hineingeschnuppert?
Das war nicht nötig, weil ich während meiner Zivildienstzeit 20 Monate als Rettungssanitäter gearbeitet und somit bereits viele intensive Einblicke hatte. Damals war ich von dieser Welt extrem angefixt und spielte deshalb zwischenzeitlich sogar mit dem Gedanken, Medizin zu studieren. Insofern war es für mich ein tolles Gefühl und eine große Freude, bei den Dreharbeiten im weißen Kittel durch Krankenhausflure laufen zu können.
Wieso haben Sie sich am Ende doch gegen das Studium entschieden?
Weil ich mit meinem zu durchschnittlichen Abiturzeugnis einfach zu viele Wartesemester hätte überbrücken müssen. Deshalb habe ich mich dann doch lieber wieder auf die Schauspielerei konzentriert.
Seitdem unser Gesundheitssystem privatisiert wurde, setzen immer mehr Krankenhäuser auf Gewinnmaximierung und Dividenden-Ausschüttungen an Aktionäre. Was ist da schiefgelaufen?
Ich weiß nicht, wie unser Gesundheitssystem im Detail funktioniert – und ich versuche mich nur zu Dingen zu äußern, bei denen ich meine Meinung auch konkret belegen kann. Deshalb nur so viel: Ich finde es gesellschaftlich sehr schwierig, wenn die, die für andere Menschen da sind, nicht entsprechend honoriert werden. Und ich finde es ganz tragisch, wie angespannt die Situation in manchen Altenheimen ist, in denen kranke Menschen aufgrund des Pflegenotstands vor sich hinvegetieren müssen.
Während der Corona-Pandemie mussten aufgrund des Pflegenotstands zudem Tausende Krankenhausbetten abgebaut werden.
Man hat es auch in den vergangenen zwei Jahren nicht geschafft, diesen Beruf endlich attraktiver zu machen. Das ist mir völlig schleierhaft! Warum werden Pflegeberufe, von denen wir ja aktuell mehr denn je abhängen, nicht endlich entsprechend honoriert?
Im Krimi führen Sie als Dr. Hoffmann mit Ihrer Freundin eine offene Beziehung. Wäre das ein Lebensmodell, das für Sie irgendwann auch privat einmal in Frage kommen könnte?
Ich habe weder das Bedürfnis nach einer offenen Beziehung, noch die Flexibilität im Kopf, um mit so einem Tanz auf Messers Schneide umgehen zu können. Aber ich staune über Menschen, die ein offenes Beziehungsmodell leben und sich damit nicht noch mehr Probleme ans Bein binden. Wobei ich ehrlich gesagt noch niemanden kennengelernt habe, bei dem das über einen längeren Zeitraum funktioniert hat.
Aber soll man nicht lieber niemals nie sagen?
Ob Monogamie evolutionshistorisch bzw. menschheitsgeschichtlich wirklich die beste Lösung oder nur oft unter dem Deckmantel einer kirchlich verordneten Ehe erdachtes Konstrukt ist – ich weiß es nicht. Aber wenn ich aktuell darüber nachdenke, dann passt das einfach nicht in meinen Kosmos und in mein Bild einer funktionierenden Beziehung.

Sie haben sich in der von Ihnen entwickelten Comedy-Serie "Der Lack ist ab" und dem gleichnamigen Buch auf sehr humorvolle Weise mit dem Älterwerden beschäftigt. Was wird für Sie mit dem Alter besser?
Ich bin immer noch auf der Suche, habe aber ehrlich gesagt bis heute nicht wirklich eine Antwort gefunden. Der körperliche Verfall ärgert mich fast jeden Tag und deshalb versuche ich, ihm so gut es geht mit Sport und guter Ernährung entgegenzuwirken. Eine positive Sache fällt mir aber doch ein: Ich finde es gut, dass meine Meinung aufgrund meiner langen Lebenserfahrung besser und anders geschätzt wird.
Wann würden Sie für die Optik denn mal neuen Lack auftragen? Immer mehr Männer konsultieren inzwischen einen Beauty-Doc.
Soweit ist es bei mir noch nicht, aber ich töne mir regelmäßig die Haare. Das Set kostet im Drogeriemarkt ein paar Euro und es funktioniert jedes Mal wunderbar. Ich mache das nur für mich, damit ich mich morgens beim Blick in den Badezimmerspiegel nicht vor mir selbst erschrecke. Ich hatte keine Lust mehr auf dieses Toastbrot mit graumeliertem Haar. Das machte mich trübselig.
Und wie stehen Sie zu Maßnahmen, bei denen ein Doc Hand anlegen muss?
Wenn ein Mann keine Lust mehr auf seine Schlupflider oder Stirnfalten hat, dann go for it! Das soll bitte jeder so machen, wie er es möchte und wie er sich wohlfühlt. Für mich ist das aktuell keine Option, aber fragen Sie mich in zehn Jahren doch noch mal.
Achten wir Männer heute generell mehr auf unser Aussehen?
Auf jeden Fall. Und ich kenne auch keinen Mann, der es wirklich toll findet, schütteres Haar oder eine Wampe zu bekommen. Da kannst du mit Disziplin gegensteuern – oder du lässt dich gehen und trägst dann irgendwann ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Dieser Bauch wurde vom Bier geformt!".
Wie gehen Sie persönlich mit der Erkenntnis um, dass zumindest der körperliche Abbau immer mehr seinen Tribut fordert?
Natürlich könnte ich mir wie viele andere einreden, dass 50 das neue 30 ist. Aber die Realität spricht eine andere Sprache – zum Beispiel in Form von einem gerissenen Meniskus, schlafferer Haut und zunehmender Vergesslichkeit. Da kannst du soviel straffen und machen wie du willst – die Körperzelle bleibt am Ende so alt wie sie ist. Und das wird sie dir früher oder später auch zeigen.
Die eigene Vergänglichkeit wird uns allen früher oder später vor Augen geführt.
Und deshalb ist es natürlich auch für mich eine wachsende Herausforderung mit dem Bewusstsein umzugehen, dass die mir noch verbleibende Lebensspanne kürzer wird. Vor allem vor dem Hintergrund, dass ich noch zwei jüngere Kinder habe und bereits auf die 70 zugehe, wenn mein jüngster Sohn Abitur macht. Das ist eine schwierige Perspektive, denn ich möchte meinen Jüngsten das gleiche geben wie meinen älteren Kindern. Allein deshalb ist es mir sehr wichtig, so lange wie möglich gesund und fit zu bleiben.
Wie steht es aktuell um Ihren Energielevel?
Der ist top. Ich bin selten müde und brauche nur wenig Schlaf. Um wenigstens einigermaßen einschlafen zu können, muss ich entweder am Tag viel Sport getrieben oder mir am Abend ein paar Gläser Rotwein gönnen. Aktuell versuche ich es zwar auch mit einem pflanzlichen Schlafmittel aus der Apotheke – aber bislang bringt mich das nicht wirklich voran.
Wie erklären Sie sich diese "Bettflucht"?
Es gibt in meinem Leben so viele schöne, spannende Dinge, die ich unglaublich gerne tue: sei es nun das Schreiben, Produzieren, Drehen oder Tischlern. Da empfinde ich Schlafen einfach als furchtbar langweilige Zeitverschwendung. Morgens kann ich deshalb auch gar nicht schnell genug wieder aufstehen, weil ich mich schon so sehr auf das freue, was der neue Tag mir alles bietet.
Hört sich ganz danach an, dass Sie am liebsten immer in Aktion sind.
Entspannungstage kenne ich kaum, aber ich vermisse sie auch nicht. Ich bin kein Mann, der sich auf Ferien, Wochenende und Entspannung freut, weil ich einfach so gerne arbeite. Ich möchte so oft es geht kreativ sein. Einfach nur auf die Couch, Füße hochlegen und schauen, was im Fernsehen läuft? Das ist so gar nichts für mich.
Was sagt Ihre Partnerin Bettina Zimmermann dazu?
Die hat sich längst an mein quirliges Wesen gewöhnt. Und manchmal nehmen wir uns ja auch ein paar Tage nur für uns, so zum Beispiel für einen Kurztrip nach Amsterdam. Dafür sind unsere großen Kinder als Babysitter für die Kleinen eingesprungen. Wobei wir mit dem Auto erst bei Bielefeld waren, als das Handy klingelte und sich die Kita mit einem größeren Problem meldete. Wir wollten fast schon umdrehen, haben es dann aber doch durchgezogen.
"Dr. Hoffmann – Die russische Spende" läuft am Donnerstag, 17. Februar 2022 um 20.15 Uhr in der ARD