Ein Zirkuszelt mit Lichterketten, Fähnchen und riesigem Plüsch-Teddybär - viel harmloser könnte die Kulisse nicht sein. Doch wenn Klaas Heufer-Umlauf für "Late Night Berlin" zwei Kinder mit Fragen an die Kanzlerkandidat:innen losschickt, wird es ungemütlich: Am Dienstagabend war zu sehen, wie zwei etwa Zehnjährige Armin Laschet und Olaf Scholz ins Schwitzen brachten.
Pauline und Romeo hießen die Kinder, die neben typischen Schulhof-Fragen ("Nach wie vielen Purzelbäumen wird dir schlecht?") auch dort nachbohrten, wo es weh tut. Ehe für alle, Wirecard-Skandal, ertrinkende Kinder im Mittelmeer - die beiden ließen fast kein heißes Thema aus. "Was ist ein Scholz-O-Mat?" wurde Scholz etwa gefragt. Oder: "Ist Putin ein Mörder?"
"Ich habe Fotos gesehen, auf denen rauchst du Zigarillos", sagte Pauline zu Laschet und fragte: "Willst du damit aufhören?". Laschet war die Situation merklich unangenehm, am Ende fiel ihm zu seiner Verteidigung nur ein: "Ich rauche die nicht auf Lunge!"
Laschet und Scholz mussten sich Kinderfragen stellen
Eigentlich hätten Armin Laschet und Olaf Scholz schon ahnen können, dass hier keine normalen Kinderfragen anstehen: Heufer-Umlauf ist bekannt dafür, in seinen Sendungen per Knopf im Ohr Gesagtes fernzusteuern. Das wurde hier zwar nicht deutlich gemacht, doch die hartnäckigen Nachfragen und frechen Zwischenkommentare legen den Verdacht nahe, dass die Redaktion der Talkshow hier ihre Finger mit im Spiel gehabt haben könnte. Umso überraschender ist es, dass vor allem Laschet sich davon provozieren ließ und merklich ungehalten wurde.
"So, habt ihr jetzt noch Fragen?", versuchte er mehrfach, das Ganze abzukürzen. Der CDU-Kanzlerkandidat wirkte zunehmend genervt und versuchte, die Kinder mit Halbwahrheiten abzuspeisen. Er habe keine Polizei geschickt, um Menschen aus Bäumen zu vertreiben, sagte er etwa angesprochen auf den Hambacher Forst. Und er habe auch nicht gesagt, dass er gegen die Ehe für alle stimmen würde. "Doch, im 'Spiegel'", wusste Romeo. "Ich hab's gegoogelt." Selbst auf harmlose Fragen wie "Wie würdest du als Drache heißen?" hatte Laschet keine Lust und blieb bei einem abweisenden "Weiß ich nicht".
Dabei kann Laschet auch anders. Auf sein Lachen beim Besuch der Flutopfer angesprochen sagte er deutlich: "Das war dämlich, das Lachen." Und er erklärte kindgerecht, dass jemand neben ihm einen "blöden Spruch" gemacht hätte. Trotzdem bleibt bei der Fragerunde mit ihm vor allem hängen, wie unsouverän und herablassend er schon nach kurzer Zeit den Kleinen gegenüber war. Wenn ihn schon zwei offensichtlich angeleitete Kinder dazu bringen, in weniger als zehn Minuten die Geduld zu verlieren - wie soll das erst im Kanzleramt aussehen? Scholz wiederum wirkte auch hier wieder so, als ob ihn nichts aus der Ruhe bringen kann. Doch Antworten in kindgerechter Sprache lieferte auch er nicht durchgängig. Sein "Scholz-O-Mat" ist eben doch nicht ausgeschaltet.
Nächste Woche soll Annalena Baerbock auf Pauline und Romeo treffen. Sie muss sich auf kritische Fragen gefasst machen. Im Zirkuszelt wird's ungemütlich.

Sehen Sie im Video: Nach dem TV-Triell mit Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD) feiern Armin Laschets Anhänger den Unions-Kanzlerkandidaten euphorisch. Ein Video der Feier mit Schauspielerin Uschi Glas sorgt auf Twitter für Spott und Kritik.