Kaum eine Serie hat zur Verbreitung des Begriffs Binge Watching so stark beigetragen wie "House of Cards". Die Geschichte um den von Kevin Spacey gespielten US-Politiker Frank Underwood verhalft dem Streamingdienst Netflix weltweit zum Durchbruch verholfen. Und damit das Phänomen des Binge Watching (= Komaglotzen) berühmt gemacht: Viele Zuschauer wollen nicht eine Folge ihrer Lieblingsserie gucken und dann eine Woche warten, sondern gleich mehrere Episoden am Stück konsumieren. Streamingangebote wie Netflix oder Amazon Prime tragen dem Rechnung, indem sie komplette Staffeln am Stück bereitstellen - der Kunde kann selbst entscheiden, in welchem Tempo er guckt.
Doch welche Serien gucken sich Zuschauer in einem Rutsch an, welche genießen sie? Um diese Frage zu klären, hat Netflix die Daten von mehr als 100 Serien in 190 Ländern ausgewertet und an einer Skala angeordnet: Wird eine Serien weniger als zwei Stunden am Stück geschaut, gilt dieses Verhalten als Auskosten, mehr als zwei Stunden wird als Verschlingen gewertet. Dem stern lagen die Ergebnisse schon vor der Veröffentlichung vor.
Das überraschende Ergebnis: "House of Cards" rangiert am unteren Ende der Binge-Skala, mit einer durchschnittlichen Abspielzeit von unter zwei Stunden rangiert die Polit-Serie klar im Bereich der langsam genossenen Produktionen, zu denen auch "Narcos", "Bloodline" und "Mad Men" zählen. Verschlungen werden dagegen "Breaking Bad", "Orange is the New Black" und "The Walking Dead".
Doch wie ist zu erklären, dass die Serie, die wie keine Zweite für Binge Watching steht, gar nicht verschlungen wird? "Im Schnitt sehen unsere Kunden eine Staffel von 'House of Cards' in einer Woche, ich würde sagen, das ist immer noch ein schnelles Tempo", sagt Ted Sarandos, Chief Content Officer von Netflix, dem stern. "House of Cards' ist ein dichtes politisches Drama, da macht es Sinn, dass die Zuschauer sich Zeit nehmen, um alle Intrigen und die Strategie von Frank Underwood mitzubekommen", so Sarandos.
Netflix bringt 2017 erste deutsche Serie
Bislang gibt es noch keine originäre deutsche Netflix-Serie, doch das soll sich ändern: Für 2017 kündigte Sarandos den Start von "Dark" an, eine Familiensaga mit einem übernatürlichen Twist, bei der Baran bo Odar Regie führen wird. "Wir freuen uns schon darauf, deutsche Art, Geschichten zu erzählen, seinen Kunden in aller Welt näherzubringen."
Gespannt sein darf man auch, ob die Produktion ausgekostet oder am Stück konsumiert wird. Der Studie zufolge steht das Ergebnis jetzt schon fest: Als Horror-Serie dürften die Zuschauer sie verschlingen.