"Neo Magazin Royale" Wie der wunderbare Roberto Blanco das N-Wort umschiffte

Nein, der bayerische Innenminister Joachim Hermann war im "Neo Magazin Royale" kein großes Thema. Dafür hatte Jan Böhmermann Roberto Blanco eingeladen - der die Zuschauer mit ganz besonderen Worten begrüßte.

Eine Satiresendung wie das "Neo Magazin Royale" kann es nicht ignorieren, wenn der bayerische Innenminister im Fernsehen Roberto Blanco einen "wunderbaren Neger" nennt. Das ist eine Steilvorlage, die ein Jan Böhmermann gewöhnlich nutzt. Gleichzeitig birgt der Vorfall die Gefahr, durch die ständige "satirisch gemeinte" Wiederholung ein Wort ins allgemeine Bewusstsein zu rufen oder es salonfähig zu machen, das mit gutem Grund aus dem öffentlichen Sprachgebrauch verschwunden ist.
Böhmermann hat seinen eigenen Weg aus diesem Dilemma gesucht - und ihn auf Umwegen gefunden. Am Mittwochmorgen verkündete er auf Twitter den Hashtag der Woche für die anstehende Sendung: 

Daraufhin gab es heftigen Protest vonseiten einiger selbsterklärter Blockwarte im Netz, die dem Moderator Rassismus vorwarfen. Böhmermann lieferte sich mit ihnen ein amüsantes Battle auf Twitter. In der am Donnerstagabend ausgestrahlten Sendung verwendete Böhmermann überaschend einen anderen Hashtag: #arschbombe. Denn er hatte eine andere Lösung für den Umgang mit Joachim Hermanns Fauxpas gefunden: Er lud Roberto Blanco  in seine Sendung ein, der anstelle von William Cohn den Sidekick gab und einen von Cohns scheußlichen Pullovern auftrug. "Hashtag UND Roberto fanden wir uncool", erklärte Böhmermann die Änderung auf Twitter. Auf diese Weise kam die Sendung komplett ohne das N-Wort aus.

"Ein wunderbarer Haufen Kartoffel"

Stattdessen gab es ständig Anspielungen: Blanco lehnte elegant neben einem Haufen Schokoküssen. Und die Zuschauer begrüßte er mit den Worten: "Sie waren wirklich immer ein wunderbarer Haufen Kartoffel." Auf diese Weise war CSU-Innenminister Hermann ständig präsent, ohne explizit erwähnt worden zu sein. Böhmermann nutzte die Zeit stattdessen, um sich ein wenig umständlich zur Forderung der ARD nach höheren Fernsehgebühren zu äußern, dazu verschwendete er Sendezeit mit einem wenig erquicklichen Youtube-Ratespiel. 
Vielleicht hat er seine Sendung auch ein bisschen zu sehr entschärft: In der am Mittwochnachmittag live ins Internet gestreamten Probe hatte sich Roberto Blanco noch zu Joachim Hermann geäußert: Ihm sei vor Schreck sein Zigeunerschnitzel aus der Hand gefallen, sagte er. Doch Böhmermann bekam wohl kalte Füße - in der ausgestrahlten Sendung tauchte der Witz nicht mehr auf.

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