Comeback von Stefan Raab Bitte mach nicht den Gottschalk, Stefan!

Stefan Raab kehrt mit einem Boxkampf gegen Regina Halmich ins TV zurück
Stefan Raab kehrt mit einem Boxkampf gegen Regina Halmich ins TV zurück
© dpa
Sein Ehrgeiz war legendär, sein Abgang ein seltenes Glanzstück in der Branche: Jetzt will Stefan Raab mit einem Box-Kampf gegen Regina Halmich sein TV-Comeback feiern. Muss das sein?

Es war einer der bittersten TV-Momente der vergangenen Jahre: Bei seiner letzten "Wetten, dass..?"-Sendung im November 2023 fuhr Thomas Gottschalk zeternd auf einer Baggerschaufel aus dem Studio. Im Fernsehen könne er ja nicht mehr so sprechen wie zu Hause, schimpfte der Moderator zum Abschied, und seinen Aufnahmeleiter wolle er auch nicht mit ständigen Shitstorms belasten. Der Auftritt war an Würdelosigkeit kaum zu unterbieten und machte schmerzlich deutlich, dass Gottschalk den rechtzeitigen Absprung mehr als verpasst hatte. Zumal es bereits seine dritte "letzte" "Wetten, dass..?"-Sendung war. 

Wissen, wann Schluss ist, ist eine eigene Kunst. Und einer schien diese besonders gut zu beherrschen - zumindest bis jetzt. Überraschend hat sich Stefan Raab nach neun Jahren Pause in der Öffentlichkeit zurückgemeldet. Auf Instagram ging der Entertainer über Ostern auf Follower-Suche, schaffte es immerhin auf über 2,9 Millionen Fans in wenigen Tagen. Jetzt steht fest: Im September wird es erneut einen Boxkampf zwischen ihm und der ehemaligen Box-Weltmeisterin Regina Halmich geben. Zweimal hat er gegen sie schon verloren, jetzt will der für seinen Ehrgeiz bekannte Raab offenbar Revanche. Aber muss das sein?

Stefan Raab hat bis heute glühende Fans

Seine Fans sind sich in den Kommentaren auf Instagram einig: Raab soll bitte wiederkommen, "TV Total" moderieren, bei "Schlag den Raab" antreten, oder gar gleich als Bundeskanzler kandidieren. Es ist verständlich, dass die Sehnsucht nach vergangenen Glanzzeiten groß ist. Kaum einer prägte das deutsche Fernsehen so sehr wie Stefan Raab. Er gilt als Ausnahmetalent in der TV-Branche, erfand unzählige Erfolgs-Formate, belebte sogar den angestaubten ESC beinahe im Alleingang neu. Eine ganze Generation von Millennials wuchs mit Raab im TV auf, sah ihn wöchentlich "Raabigramme" schmettern, bei Events wie der Wok-WM sporteln oder den "Pulleralarm" auslösen.

Dass für den Comeback-Wunsch auch eine große Portion Verklärung nötig ist, darf jedoch nicht vergessen werden: Raab konnte damals ohne große öffentliche Gegenrede nach unten treten, agierte im toxischen Klima der Nullerjahre oft gnadenlos und unter der Gürtellinie. Witze über Ostdeutsche, ein beschämender Rechtsstreit mit einer minderjährigen Schülerin und unzählige frauenfeindliche Sprüche gehören auch zu Raabs Erbe. "Weltfrauentag - bedeutet das Rabatt im Puff?", ätzte er beispielsweise einmal in Altherren-Manier. Das alles wäre so heute nicht mehr vorstellbar. 

Raab bewies mit seinem Rückzug Größe

Relativ unspektakulär verabschiedete Stefan Raab sich 2015 aus dem TV-Geschäft mit einer letzten Folge "TV Total". Im Jahr zuvor hatte es erstmals Lacher auf seine Kosten gegeben, als ihm Jan Böhmermanns "NEO-Magazin"-Redaktion ein Fake-Video von einer vermeintlich chinesischen Variante seines Show-Elements "Blamieren oder Kassieren" unterjubelte. Seine Moderationen wurden lustloser, Raab schien leer gespielt.

Sein früher Rückzug hatte Stil, Raab bewies sein Gespür für die Branche und zementierte seinen Kult-Status unter den Fans nur noch mehr. Genau diesen Status riskiert er nun mit seinem überraschenden Comeback. Ein Grund, warum der 57-Jährige dieses Risiko eingeht, könnte ein angebliches Groß-Projekt von ihm sein: Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll Raab einen eigenen Streaming-Dienst entwickelt haben. Es soll um Unterhaltungsthemen gehen und rein zur Handynutzung konzipiert sein. Für solch einen Launch wäre ein Presserummel wie jetzt beim Boxkampf sicherlich hilfreich. Dann könnte das Ganze als einmalige Sache seinen Zweck erfüllen. Alles andere droht nur, in einer herben Enttäuschung zu enden. Deshalb gilt: Bitte mach nicht den Gottschalk, Stefan!

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