Gastrolle eingedampft Darum wurde Rechtsmediziner Michael Tsokos aus dem Münster-"Tatort" wieder herausgeschnitten

Rechtsmediziner Prof. Dr. Michael Tsokos im Obduktionssaal
Rechtsmediziner Michael Tsokos im Obduktionssaal (Archivbild von 2017)
© Rolf Kremming / Picture Alliance
Eigentlich sollte der bekannte Rechtsmediziner Michael Tsokos eine kleine Gastrolle im "Münster"-Tatort spielen. Die Szene wurde jedoch fast komplett herausgeschnitten, was den Forensiker sehr ärgerte. 

Im Münster-"Tatort" "Rhythm and Love" hatte es Rechtsmediziner Boerne nicht nur mit der Lösung eines Mordfalls zu tun, sondern musste noch eine persönliche Herausforderung meistern, die ziemlich am großen Ego des Professors kratzte: Plagiatsvorwürfe. Ein Kollege aus Hamburg unterstellte dem eitlen Doppel-Doktor, im Rahmen einer Studienarbeit bei ihm abgekupfert zu haben. Und dieser Kollege war nicht irgendwer, sondern ein gewisser von Boerne zutiefst bewunderter Professor Thomsen aus Hamburg. 

Für die Figur stand im echten Leben der bekannte Forensiker Michael Tsokos Pate, Leiter der Rechtsmedizin in der Berliner Charité und zuvor in Hamburg tätig. Tsokos ist außerdem Buchautor und präsentiert gemeinsam mit Boerne-Darsteller Jan Josef Liefers die True-Crime-Doku "Die Obduktion" beim Streamingdienst TV Now (Die Doku finden Sie hier). Letzteres hat nun dafür gesorgt, dass aus einem geplanten Gastspiel Tsokos' im "Tatort" ein Mini-Auftritt geworden ist bei dem der Rechtsmediziner nur noch kurz angeschnitten von hinten zu sehen ist, als er sich mit Boerne versöhnt. 

Michael Tsokos ärgert sich, WDR reagiert

Dass die ursprünglich größer angelegte Rolle so eingedampft wurde, ärgerte Tsokos so sehr, dass er auf seinem Instagram-Profil Dampf abließ.

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Durch seine Serie mit Liefers tauge er offenbar nicht fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen, schrieb er, warnte vor "einer Art Staatsfernsehen" und warf die Frage in den Raum: "Wo fängt Zensur an?". 

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Der verantwortliche WDR reagierte mit der Begründung, dass der Sender erst durch Zufall von der Serie mit Liefers erfahren hätte und die Szene daraufhin gekürzt hätte, "da wir keine Werbung für TV Now machen wollen und dürfen". Tsokos gab sich daraufhin versöhnlich und rechnete "den Verantwortlichen hoch an, dass Sie hier nichts unter den Tisch fallen lassen." Deutliche Worte hatte er dagegen für einige User seines Profils: "Mich mit meinem Migrationshintergrund und als jemand der Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit als höchstes Gut ansieht und der fast die ganze arabische Welt in Sachen Rechtsmedizin ausgebildet hat, in eine rechte Ecke zu stecken, ist wirklich das Allerletzte von einigen, die meinen letzten Post entsprechend kommentiert haben", schrieb er. 

Für Tsokos war der Fall damit offenbar ebenso erledigt, wie es die Plagiatsvorwürfe für seine Figur Thomsen im "Tatort" waren. Sein Account werde kein politischer Kanal, schrieb er. Und weiter: "Deshalb machen wir hier ganz normal mit Rechtsmedizin in den nächsten Posts weiter."

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