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- Mehr Jugenddrama als Krimi: Dieser Fall erzählt viel über unsere Gegenwart
Worum geht's?
Ein Jugendlicher wird tot aus dem Wasser gezogen. Um zu verstehen, was passiert ist, ermitteln die Kommissare Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) im Umfeld des Mordopfers - und stoßen auf seine Freunde Benno und Zoe: Die beiden Halbgeschwister leben in einer scheinbar glücklichen Patchworkfamilie. Doch durch den Mord kommen immer mehr Dinge ans Licht, die die Kinder vor ihren Eltern verheimlicht haben. Und auch die Eltern selbst sind nicht immer ehrlich zueinander. Im Laufe ihrer Ermittlungen entblättern Tobler und Berg das Drama einer Familie im Zerfall.
Warum lohnt sich der Fall "Das geheime Leben unserer Kinder"?
Dass Eltern nicht wirklich wissen, was ihre Kinder treiben und was sie wirklich bewegt - das war zu allen Zeiten so. Doch in jeder Generation äußert sich diese Generationenkluft auf eine andere Weise. Die in diesem "Tatort" dargestellten Jugendlichen sind einerseits getrieben von einer großen Sorge um die Zukunft des Planeten. Auf der anderen Seite sind sie den neuen Spielarten des digitalen Kapitalismus gegenüber sehr aufgeschlossen: Sie füttern willig die Plattformen der Tech-Giganten und glauben an den schnellen Reichtum mit Krypto-Währungen oder als Content-Creator.
Vielen Zuschauern wird diese Lebenswelt so fremd sein wie den Patchwork-Eltern, die sich irgendwann die Frage stellen: "Was wissen wir denn schon wirklich über unsere Kinder?" Ganz offenbar viel zu wenig. Die Macher dieses "Tatorts" (Buch: Astrid Ströher, Regie: Kai Wessel) haben mit der sich durch die digitalen Medien verschärfenden Kluft ein zu wenig beachtetes Thema aufgegriffen und auch ästhetisch ansprechend umgesetzt. Etwa in Form von Splitscreens, die das Leben der Kinder und Eltern immer wieder parallel zeigen. Dabei wird schon bald klar: Nicht nur die Jugendlichen haben Geheimnisse: Die Erwachsenen sind kein Stück besser.
Was stört?
Wenn man ein Haar in der Suppe finden möchte, dann dies: Die Jugendlichen werden in ihren Sorgen (Klimakatastrophe) und Interessen (Youtube, Kryptowährung) doch recht eindimensional und klischeehaft dargestellt. Dialoge wie diese wirken dann doch arg gestelzt: "Der Hype ist total am Abflowen. Wir können uns keinen Fail leisten." Auch wenn es sich hier um das Krimi-Genre handelt: Etwas mehr charakterliche Differenzierung hätte gewiss nicht geschadet.
"Tatort": Die Höhepunkte aus 1000 Folgen

Mit ihm fing alles an: Am 29. November 1970 fuhr Hauptkommissar Paul Trimmel (Walter Richter, r.) mit dem Taxi nach Leipzig - und legte den Grundstein für den anhaltenden "Tatort"-Erfolg. Der erste von bislang über 1200 Fällen - und bei Weitem nicht der schlechteste.
Die Kommissare?
Die zentralen Motive dieser Folge finden sich auch im Privatleben der beiden Ermittler wieder: Franziska Tobler bekommt Besuch von ihrer Nichte, die von zu Hause weggelaufen ist, weil sie lieber gefährliche Videos für ihren Youtube-Channel dreht, als für die Schule zu büffeln. Ihr Kollege Berg wiederum wird in seinem Bekanntenkreis mit Kryptowährung konfrontiert - eine Welt, die dem konservativen Beamten fremd bleibt.
Ein- oder ausschalten?
Dieser Fall regt zum Nachdenken an: Schalten Sie unbedingt ein!
Die Kommissare Tobler und Berg ermittelten auch in diesen Fällen: