Es ist eine Betrugsgeschichte, die inzwischen um die Welt geht. Shimon Jehuda Hayut hat sich auf Tinder als Simon Leviev ausgegeben. Er erzählte, dass er mit dem Diamantenmogul Lev Leviev verwandt sei und dass er sehr reich sei. Erst lud er die Frauen ein, überzeugte sie von seinem Reichtum, nur um ihnen später vorzuspielen, dass er verfolgt werde und dringend Geld brauche. In der Netflix-Dokumentation Der "Tinder-Schwindler“ berichten drei Frauen, wie sie für ihn Kredite aufnahmen und ihm ihr ganzes Erspartes gaben.
Auch Johanna "Hannah“ Kerschbaumer hat sich mit ihm getroffen. Die 29-Jährige wurde bekannt durch ihre Teilnahme beim Format „Der Bachelor“ im Jahr 2021, wo sie den fünften Platz belegte. Glücklicherweise wollte sie kein zweites Date mit dem „Tinderschwindler“ und entkam so seiner Betrugsmasche.
Du hast dich mit Simon Leviev getroffen über Tinder. Wie war dein Eindruck?
Wir haben uns vor ungefähr fünf Jahren im Ritz Carlton in Berlin am Potsdamer Platz verabredet. Ich war natürlich aufgeregt. Er war kleiner als ich ihn mir vorgestellt habe. Und er trug sehr extravagante Sachen, die eigentlich gar nicht zusammengepasst haben. Ich glaube, es war eine dunkelrote Hose und ein blau-weiß gestreiftes Hemd. Und er hatte getönte Brillengläser. Ich war schon eher da und sah dann, wie er mit seinem Bodyguard die Treppe runterkam. Ich dachte: der hat ja breite Hüften. Aber sonst sah er ziemlich genauso aus wie auf den Bildern. Das ist ja bei Tinderdates auch nicht immer der Fall.
Worüber habt ihr euch denn unterhalten?
Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass er meist über sich geredet hat. Er hat viel über seine angebliche Arbeit bei LLD Diamonds gesprochen. Er hat mir eine App gezeigt, mit der er Privatflüge bucht. Und die Überwachungskamera in seiner Wohnung. Da hat er dann einmal das Licht an- und wieder ausgeschaltet. Er hat ziemlich geprahlt und geprotzt, wenn ich es mir so überlege. Später hat er dann seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt und wollte mir immer näherkommen. Da hab ich dann aber abgeblockt. Das hat sich falsch angefühlt. Ein zweites Date gab es nicht.
Was hast du gedacht, als du dann die Doku gesehen hast?
Ich muss sagen, ich war schon schockiert. Ich habe ihn sofort wiedererkannt. Ich war aber auch überrascht, dass er es so professionell angegangen ist. Er hat mir die gleichen Aufnahmen aus seiner Wohnung gezeigt wie allen anderen, die gleichen Selfies aus dem Flugzeug. Er scheint es bei allen Frauen genauso gemacht zu haben.
Bist du jetzt Tinder gegenüber skeptischer?
Ich war schon immer vorsichtig. Aber ich achte nun noch mehr darauf, was mir die Leute erzählen. Ich treffe mich nur in öffentlichen Orten. Bevor wir uns privat bei jemandem treffen, lasse ich mir vorher den Ausweis zeigen, fotografiere ihn und schicke ihn meiner besten Freundin. So gehe ich sicher, dass mir nichts passiert. Wenn ich das bei Simon gemacht hätte, wäre mir vermutlich sowieso der andere Name in seinem Pass aufgefallen. Aber so weit kam es ja gar nicht.
Und was sagst du zu den Vorwürfen, dass du dir das Treffen ausgedacht haben sollst?
Ich habe von dem Date zuerst auf meinem TikTok-Account erzählt und bekomme seitdem immer wieder Hassnachrichten und Drohungen in mein Postfach. Den Vorwurf, dass ich mir das ausgedacht habe, finde ich ungeheuerlich. Zumal er völlig haltlos ist. Das Treffen war real und ich bin dankbar, dass mich mein Instinkt vor Schlimmerem bewahrt hat.