Eigentlich sollte man rechtsradikalen Verwirrten keinerlei Forum bieten, aber da es um Lena Dunham geht und das, wofür sie steht, muss man diesen rufmordenden Angriff, der den Namen des Entertainment-Lieblings mit dem Wort Missbrauch zu verbinden sucht, erklären.
Lena Dunham ist eine schillernde, hüpfende, selbstironische, grenzenreißende Gallionsfigur des Post-"Sex and the City"-Feminismus. Die New Yorkerin hat als Kind zweier Künstler bereits früh Rampenlicht auf sich gespürt. Internationalen Ruhm erfuhr sie 2012 als Autorin, Schauspielerin und Regisseurin mit der HBO-Serie "Girls". Die folgt ein paar Mädchen Mitte 20 durch den New Yorker Alltag, allen voran Hannah (Dunham), die als Anti-Carrie von einem Fettnäpfchen ins andere springt. Und das mit ein paar Kilo Übergewicht.
Und nun hat Dunham auch noch ein Buch geschrieben: "Not That Kind Of Girl", für das sie gefeiert wird.
Gegen die "radikale Linke und ihre islamistischen Alliierten"
Beliebtheit - Dunham hält mittlerweile allen möglichen und unmöglichen -ismen als Vorbild her, nicht zuletzt als Aushängeschild "einer Generation" - fördert immer Missgunst zutage. Natürlich auch in diesem Fall. Neben dem üblichen "Ich kann sie nicht mehr sehen"-Geheule selbsternannter Hipster-Zentralkommittees wurde ihr unter anderem Rassismus vorgeworfen, weil in "Girls" keine Afroamerikaner mitspielten. Das zeige eher, wie getrennt Schwarz und Weiß in New York in den 90ern und Nullern immer noch waren, schreibt der "Guardian". Aber Dunham nahm die Kritik an. Dunham ist gut im Umgang mit Kritik. Doch dann kamen Ben Shapiro und David Horowitz um die Ecke.
Shaprio ist Chefredakteur von "TruthRevolt", einer Internetplattform, die antilinke Nachrichten publiziert. Finanziert wird das Ganze vom David Horowitz Freedom Center. Horowitz hat sich auf die Fahnen geschrieben, "gegen die radikale Linke und ihre islamistischen Alliierten" zu kämpfen, die amerikanische Werte zerstören und das Land entwaffnen wollen, obwohl es sich doch gerade gegen den Terror verteidigt. Und Lena Dunham gehört für beide offensichtlich zu den Angreifern. Vielleicht, weil sie liberal denkt und spricht, weil sie ihre lesbische Schwester liebt, weil sie Witze über die Bibel macht und sich dafür einsetzt, dass Frauen abtreiben dürfen. Alles jedenfalls nichts, was in ein erzkonservatives, xenophobes, waffenhortendes Weltbild passt.
Shapiro ging perfide vor: Unter der Überschrift Lena Dunham beschreibt, wie sie ihre Baby-Schwester sexuell missbraucht zitiert er eine Stelle aus dem Buch, wo Dunham beschreibt, wie die einjährige Grace - nach einem Gespräch mit Mutter und Schwester über die Gebärmutter - angeblich Steine in ihrer Vagina versteckte, die die siebenjährige Lena fand, weil sie sich das Geschlecht der Schwester bei Spielen ansah. Ebenso berichtet sie davon, mit ihrer Schwester später küssen geübt zu haben.
Dunham reagierte auf Twitter:
Diese rechte Geschichte, dass ich meine kleine Schwester missbraucht habe, ist nicht nur zum Lachen, sie ist verdammt schlimm und ekelig.
Normalerweise kann ich diesen Kram ignorieren, aber erniedrigt keine leidenden Menschen, verdreht nicht meine Worte, lasst mich verdammt noch mal in Ruhe, Brüder.
Entschuldigung bleibt aus
Doch das schien Shapiro nur noch anzuspornen, der seitdem seine tägliche Dunham-Meldung abzusetzen scheint, in denen er zunehmend Passagen und sogar unkommentiert Szenen aus Dunham-Filmen aus dem Kontext reißt, deren Kombination vor allem für die dreckige Fantasie Shapiros spricht.
Dunham sah sich nun gezwungen, offiziell zu antworten und hat Anwälte eingeschaltet, die "Truth Revolt" bei Geldstrafe auffordern, den Text zu löschen und sich zu entschuldigen. Im "Time"-Magazine veröffentlichte Dunham ihren Text, in dem unter anderem steht: "Ich bin bestürzt über die jüngste Interpretation von Geschehnissen, die ich in meinem Buch beschrieben habe. Sollte die beschriebene Situation für manche Leser schmerzlich gewesen sein oder etwas getriggert haben, tut es mir leid, denn es war niemals meine Absicht." Auch für eine "unsensible" Wortwahl entschuldigt sich Dunham noch. Und fügt an, dass ihre Schwester alle Passagen vor der Veröffentlichung gelesen und abgesegnet habe.
Jetzt wären eigentlich Shapiro und Horowitz dran, sich zu entschuldigen. Aber die sind wohl zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig dafür zu loben, dass sie die Welt vor einer weiteren islamistischen Linksradikalen gerettet haben.