Der Vater ein Militär, die Mutter eine strenggläubige Katholikin. Dass der britische Schauspieler Rupert Everett gegen seine gutbürgerliche Familie aufbegehrte, überrascht kaum. Wie weit die Rebellion ging, erzählte der 54-Jährige nun im Interview mit dem "SZ-Magazin" (hier komplett nachzulesen). "Ja, ich habe als Callboy gearbeitet", bestätigte der Schauspieler entsprechende Gerüchte. "Als ich eines Tages vor einer U-Bahn-Station im Regen stand, hielt neben mir ein Rolls-Royce." Der Mann am Steuer habe ihn auf eine Spritztour eingeladen. "Im Wagen bot er mir 25 Pfund, wenn er mich zweimal ficken dürfe."
Die Summe sei damals, Mitte der 1970er Jahre, eine Menge Geld gewesen, weswegen Everetts sofort zugestimmt habe. Doch seine Hoffnung, mit einer wichtigen Persönlichkeit zu schlafen, sollte schnell verpuffen: "Erst beim Aussteigen entdeckte ich seine Dienstmütze - er war der Chauffeur und führte mich direkt in die Dachstube", holt Everett in dem Gespräch weiter aus. "Es ging alles ganz einfach."
Riesenangst vor Aids
Überhaupt sei Sex über Jahrzehnte der "Dynamo für fast alles" in Everetts Leben gewesen. Einen riesigen Einschnitt habe für ihn die Entdeckung der Immunschwächekrankheit Aids bedeutet: "Mein Sexleben war so ausschweifend, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, nicht infiziert zu sein", erinnert sich der Schauspieler. "Fast jeder, mit dem ich geschlafen hatte, lag im Sterben." Seine bisweilen berüchtigte Laune an Filmsets sei vor allem auf die Angst zurückzuführen, sich angesteckt zu haben: "Man hielt das für die Launen einer verzickten Diva, in Wahrheit war es Ausdruck totaler Verunsicherung."
Im Moment empfinde Everett den Gedanken an Geschlechtsverkehr aber als "fade", offenbart er in dem Interview. Dem britischen "Guardian" gegenüber hatte er schon im April seine Sexmüdigkeit eingestanden. Abstinenzler wird der Schauspieler, der seit Jahren fest mit seinem Freund zusammen ist, trotzdem nicht: "Ich habe nicht wirklich mit Sex abgeschlossen", sagte er seiner Interviewpartnerin. Geschlechtsverkehr treibe sein Leben aber nicht mehr an. "Früher war es allein der Sex, der mich motiviert hat."