Abgewatscht - der satirische Wochenrückblick Heidi Klum und der Merkel-Effekt

  • von Mark Stöhr
Alles neu macht der Mai: Deutschland hat ein neues Topmodel, der WDR einen neuen Intendanten. Doch so richtig Stimmung mag nicht aufkommen. Da hilft nur eine Lektion bei der Kanzlerin.

Nein, das war nicht schön, was unsere Augen am Donnerstagabend beim Finale von "Germany's next Topmodel" sehen mussten. Das war maximal Körbchengröße 75A. Der Body nullkommanull in Shape, die Arme schlaff, der Hintern proper. Der Walk: ein einziges Gestolper und Gepolter. Das Körperpainting hatte den Look von Graffitischmiererei auf einem S-Bahnzug. Das war eine ganz, ganz schwache Performance der beiden Femen-Aktivistinnen. Kein Wunder, dass sie keinen Opel gewannen. Die essen bestimmt vier Donuts in der Woche und eine Portion Pommes mit Mayo und Ketchup.

Heidi Klum war kurz durcheinander, als die Oben-ohne-Feministinnen plötzlich vor ihr auf der Bühne auftauchten und genauso schnell wieder verschwanden. Sie, die Kanzlerin der Körbchen und Kaltwachsstreifen, glaubte zu träumen. "Habe ich gerade Busen gesehen?", fragte sie. Was sie eigentlich fragen wollte, aber in der Aufregung nicht ausdrücken konnte, war: Habe ich gerade Busen von der Topografie der Dithmarscher Tiefebene gesehen? Ist die Natur nicht das allerletzte? Muss man sich als Frau eine solche genetische Gemeinheit gefallen lassen, 60 Jahre nach der Erstbesteigung des Mount Everest?

Der deutsche Tourist Tom Buhrow

Die Klum, muss man wissen, ist sehr stolz auf ihre Brüste. Sie ernährten vier Kinder und purzeln trotzdem noch aus ihren Dekolletés wie Melonen aus einem umgestürzten Melonenlaster. Manchmal liegt das auch an den Dekolletés. Heidi Klum ist so stolz auf ihre Brüste, dass sie ihnen sogar Namen gegeben hat: Hans und Franz. Die drei, also Heidi, Hans und Franz, lieferten am Donnerstag in der Mannheimer SAP-Arena jedenfalls wieder eine blitzsaubere Show ab. Souveräner geht es fast nicht.

Nur ein Mal lagen sie daneben, bei der Begrüßung. Dort riefen sie im Chor: "Schön ist es hier bei euch in Mannheim!" Ein schlimmer Irrtum. In Mannheim ist es nicht schön. In Mannheim ist es sogar ausgesprochen schrecklich. So schrecklich, dass die Stadtplaner es nicht einmal für nötig befanden, einem Teil der Straßen richtige Straßennamen zu geben. Wie Hans-und-Franzweg oder Heidi-Klum-Gasse.

Für die Model-Moderatorin-Managerin-Alleskönnerin ist es mittlerweile ja egal, ob sie in Mannheim, Manhattan, Mailand oder Miami aus dem Jet steigt, solange ihr halbes Dutzend Nannys daheim in Malibu den Nachwuchs mit ausreichend Magerquark vollstopft. Heidi Klum ist eine Weltmarke, jeder kennt sie. Man könnte sie zum Beispiel in Kinshasa oder Karatschi auf die Straße stellen und alle würden sagen: Da steht die Klum, die adoptiert wahrscheinlich gerade ein Waisenkind oder eröffnet eine Baumschule, lasst uns ein Foto machen. Bei Tom Buhrow zum Beispiel würde das nicht funktionieren. Bei ihm würden alle fragen: Da steht ein deutscher Tourist, was macht der hier, hat der noch alle Tassen im Schrank?

Wir müssen mit Heidi Klum leben

Buhrow hat kein "Millionen-Dollar-Face", wie es Heidi Klum beim "GNTM"-Finale der Drittplatzierten Luise bescheinigt hat, dafür ein "Liftboylächeln". Der Begriff stammt von der "Süddeutschen Zeitung", die nach der Wahl des 54-Jährigen zum neuen WDR-Intendanten diese Woche nicht gerade begeistert schrieb: "Vielleicht ist er ja doch besser als erwartet. Man hofft auf den Merkel-Effekt. Die wollte ja erst auch keiner, und dann haben alle gelernt, mit ihr zu leben."

Ein bisschen so ist es auch mit Heidi Klum. Wir haben gelernt mit ihr zu leben. Was bleibt uns auch anderes übrig? Gestern feierte sie mit einer lustigen Hut-Party ihren 40. Geburtstag und wird uns wahrscheinlich noch mal so lange mit ihren Models, Modekollektionen und Moderationen quälen. Am Donnerstagabend hätte man sich gewünscht, dass statt der Femen-Feministinnen Klums größte Erzfeindinnen die Bühne entern, Cordula Stratmann ("Klum ist eine Trainerin in Gehässigkeit und Herablassung") und Alice Schwarzer ("kaltschnäuzige Schar-Führerin"). Das wäre ein Fest gewesen. Vielleicht nicht unbedingt oben ohne.

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