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Steuersparmodell Ganz schön piefig - das ist Bonos Mall in Litauen

Austra-Mall in Uterna
Sieht aus wie ein besserer Supermarkt: die Mall in Litauen, an der U2-Sänger Bono beteiligt ist.
© Google Street View
Er ist über Firmen in den Steueroasen Malta und Guernsey an einem Einkaufszentrum in Litauen beteiligt: U2-Sänger Bono steht nach der Aufdeckung seines Steuersparmodells in der Kritik. Das ist seine Mall bei Vilnius.

Mehrere Boutiquen, eine Filiale der Modekette "Takko Fashion", eine Parfümerie, ein Blumenladen und zwei Restaurants: Knapp 20 Geschäfte auf 3700 Quadratmetern sind in dem kleinen Einkaufszentrum an einer Ausfallstraße im litauischen Städtchen Utena, zirka 97 Kilometer von der Hauptstadt Vilnius entfernt, untergebracht. Die 2006 eröffnete Mall wirkt wenig glamourös. Über dem Eingang steht in roten Buchstaben der Name "Ausra", daneben sind die Schriftzüge der ansässigen Läden angebracht. Am kleinen Balkon der Pizzeria hängen Blumenkästen mit Geranien, ansonsten versprüht das Flachdachgebäude den zweckmäßigen Charme eines Supermarkts: piefig, provinziell, langweilig. Touristen verirren sich hier nur wenige her, schon gar keine Prominente. Dabei ist einer der Eigentümer einer der bekanntesten Sänger weltweit.

U2-Frontmann Bono ist über Firmen in den Steueroasen Malta und Guernsey an der "Ausra"-Mall in Utena beteiligt. Das deckten Recherchen im Zusammenhang mit den sogenannten "Paradise Papers" auf. Auf Anfrage von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR bestätigte das Management Bonos, dass der 57-Jährige - mit bürgerlichem Namen Paul David Hewson - Anteile an den fraglichen Firmen hielt und noch immer hält. Wie hoch seine Beteiligung an dem Einkaufszentrum ist, ist bislang nicht bekannt. Er selbst gibt sich als stiller Teilhaber aus.

Bono macht mit der Mall Gewinne, zahlt aber keine Steuern

Was so schlimm an einer Mall in Litauen ist? Eigentlich nichts, jedoch weist die Bilanz des Einkaufszentrum eine Merkwürdigkeit auf: In den zehn Jahren ihres bisherigen Bestehens wies die "Ausra"-Mall keinen Cent Steuern auf Unternehmensgewinne aus. Und das, obwohl sie zwischen 2013 und 2016 jährlich rund 100.000 Euro Profit gemacht haben soll. Wie es scheint, ist die Mall ein trickreiches Steuersparmodell für Investoren - auch für Weltverbesserer Bono.

Der hatte sich jahrelang persönlich und mit seiner Stiftung im Kampf gegen Armut engagiert und auch Steuerschlupflöcher als Ursache für Ungerechtigkeit gegeißelt. Bono investierte 2007 in die Mall - im selben Jahr, in dem er beim G8-Gipfel in Heiligendamm gegen Armut in der Welt ansang. Kritiker werfen dem Sänger deshalb Heuchelei vor: Bono sei ein Moralapostel mit Steuer-Schlupflöchern.

Bono entschuldigt sich - halbgar

Bono beeilte sich am Dienstag mit einer Entschuldigung. Etwas, das "alles andere als vorbildlich war", sei unter seinem Namen getan worden, erklärte er in einer Stellungnahme. "Ich nehme diese Sache sehr ernst." Er betonte, ihm sei von den Verantwortlichen der Unternehmen versichert worden, dass die Firmen sich voll und ganz an die Steuervorschriften hielten. Doch genau dort beginnt das Problem: Gegen Steuervorschriften oder Gesetze verstoßen seine Investments vermutlich gar nicht. Doch Bono wendet Finanztricks an, mit denen er zum Schaden der Allgemeinheit Steuern vermeidet.

Einen Fuß in seine Mall in Litauen, um bei "Takko" zu shoppen oder bei "Cili Pica" eine Pizza zu essen, hat Bono übrigens noch nie gesetzt. Ob er weiß, wo Utena liegt? Fraglich. Der U2-Sänger gab bislang nicht mal ein Konzert in Litauen. 

mai

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