Britney Spears' Biografie Für Justin Timberlake gehörte es zum Geschäft, Britney zu erniedrigen – jetzt erhält er endlich die Quittung

Justin Timberlake Britney Spears
Justin Timberlake und Britney Spears lernten sich als Kinder kennen
© ABACAPRESS / Imago Images
Britney Spears' Biografie zeigt, wer die Bösewichte in ihrem Leben sind. Einer davon gehört zu den größten Popstars unserer Zeit: Justin Timberlake. Ein Rückblick zeigt, wie er sich seine Karriere auf Spears' Rücken aufgebaut hat. 

Die frühen Nullerjahre waren keine gute Zeit für prominente Frauen. Jede Woche zierten sie unvorteilhaft die Titelblätter der Klatschpresse. Cellulite, Abstürze, Seitensprünge, Sex-Skandale, Pickel, fettige Haare, Gewichtszunahme – alles gern gesehene Themen. Sängerinnen und Schauspielerinnen waren Freiwild und Britney Spears das wohl berühmteste Beispiel. Auch Justin Timberlake surfte auf dieser Welle und nutzte die Stimmung der Zeit für seinen eigenen Vorteil. 

Britney Spears: Von der Klatschpresse durch den Dreck gezogen

In ihrer neuen Biografie "The Woman in Me" schildert Spears zum ersten Mal nach dem Ende ihrer Vormundschaft, wie sie die Zeit damals erlebt hat. "Die Zeitschriften schienen nichts mehr zu lieben als ein Foto, das sie unter der Überschrift 'Britney Spears ist FETT geworden! Und sie trägt kein Make-up!' veröffentlichen konnten", erinnert sie sich. "Als wären diese beiden Dinge eine Art Sünde – als hätte ich sie persönlich beleidigt, einen Verrat begangen, indem ich zugenommen hatte." Nicht nur Britneys Äußeres wurde kommentiert und beleidigt, auch ihr Sexualleben war ein Riesenthema in der Klatschpresse. Und hier kommt Justin Timberlake ins Spiel, der vermeintliche Saubermann. 

Spears und Timberlake lernten sich als Kinder im "Mickey Mouse Club" kennen. Sie wurde in den Neunzigern als Solokünstlerin berühmt, er als Teil der Boyband *NSYNC. Wie es damals üblich war, bestimmten Manager das Image ihrer Schützlinge. Britney Spears war das jungfräuliche Mädchen von nebenan. Kein Sex vor der Ehe, der Glaube an Gott und das gepaart mit gewollt zweideutigen Songs – so wurde sie zum Superstar. Gleichzeitig wurden Spears und Timberlake zum Paar der Stunde. Wo auch immer sie gemeinsam auftraten, lösten sie Blitzlichtgewitter aus. Ihr Double-Denim-Outfit von den American Music Awards 2001 ist auch heute noch ein beliebtes Halloween-Kostüm, so ikonisch ist der Look. 

Doch als die Beziehung der beiden Stars scheiterte, begann auch das öffentliche Bild von Spears zu zerfallen. Die Klatschmagazine hatten schnell die Schuldige gefunden: Britney habe Justin betrogen, hieß es überall. Und Timberlake? Der goss Öl ins Feuer, und zwar reichlich. In einem TV-Interview mit Journalistin Barbara Walters performte er einen bis dato unveröffentlichten Song mit dem Namen "Don't Go (Horrible Woman)". "Thought our love was so strong / I guess I was dead wrong / But to look at it positively / Hey girl at least you gave me another song about a horrible woman", trällerte er vor einem Millionenpublikum im Fernsehen. Ein Moment, den auch Spears in ihrem Buch beschreibt. Damit nicht genug. Im gleichen Interview beantwortete er die Frage, ob Britney und er ihr Versprechen eingehalten habe, keinen Sex vor der Ehe zu haben, mit einem Lachen und einem ironischen "Sicher". 

Justin Timberlake machte sich öffentlich über sie lustig

Britney selbst, die von Timberlake gerade erst per SMS abserviert wurde, bekam all das natürlich mit. "Keinen Monat danach brachte er das Video für seinen Song 'Cry Me a River' heraus, in dem er von einer Frau, die Ähnlichkeit mit mir hatte, betrogen wurde und traurig im Regen herumirrte", erinnert sie sich in ihrer Biografie selbst. "In den Medien wurde ich als Schlampe beschrieben, die Amerikas Goldjungen das Herz gebrochen hatte. Die Wahrheit: Ich hing wie betäubt in Louisiana fest, während er glücklich durch Hollywood tingelte", so die Sängerin.

In einem Interview mit der Radiostation "Hot 97" gab Timberlake damals zu, Oralsex mit Spears gehabt zu haben. Vorher hatten die Moderatoren ihm angeboten, im Gegenzug für sein Geständnis seinen Song "Like I Love You" in einer Woche 30 Mal zu spielen. Offenbar ein guter Deal für Timberlake, der als Solokünstler durchstarten wollte und dem als Boyband-Star bis dahin der Respekt einiger Radiomoderatoren gefehlt hatte. Während Justin also Song für Song in den Charts platzierte und in der Klatschpresse als betrogener Saubermann inszeniert wurde, stürzte Spears immer weiter ab. 

Und wer glaubt, Timberlake hätte irgendwann damit aufgehört, seine Ex-Freundin durch den Dreck zu ziehen, der täuscht sich. Über die Jahre hinweg wurde Spears ein probates Mittel, wenn Timberlake ein wenig Aufmerksamkeit brauchte. Im Netz finden sich Beispiele aus beinahe jedem Jahr nach der Trennung. Immer wieder erwähnte Timberlake Spears, stichelte in TV-Auftritten gegen sie oder brachte Songs heraus, die unmissverständlich die Beziehung und Trennung behandelten. Immer bediente er das gleiche Narrativ: Britney war die Böse, er der traurige Gehörnte. Für seine Witze über sie erntete er Applaus. Wenig verwunderlich, schließlich war Frauenfeindlichkeit damals ein Kassenschlager. 

Im Jahr 2006, einige Jahre nach der Trennung 2002, war für Spears nichts mehr so wie vorher. Ihr Image: ruiniert. Ihr Leben: bestimmt von Paparazzi und fiesen Medienberichten. Genau die Zeit, in der Timberlake seinen Song "What Goes Around Comes Around" veröffentlichte. Ein Lied, das viele als zweiten Diss-Track gegen die Sängerin verstanden. Die Message dahinter: Irgendwann rächt sich alles. Hatte Britney also verdient, abzustürzen? Glaubt man Timberlakes Liedzeilen, dann lautet die Antwort ja. 

Britney Spears selbst sagt es in ihrer Biografie, und ihre Fans monieren es seit Jahren: Timberlake hat seine Solo-Karriere auf ihre Kosten aufgebaut. "Darf ich hier einfach mal sagen, dass Justin auf seinem brisanten Album und während des ganzen Medienrummels darum völlig vergessen hat zu erwähnen, wie oft er mich betrogen hat?", fragt Spears selbst in ihrem Buch. Sein Verhalten ihr gegenüber habe sich schlagartig verändert, als er solo durchstarten wollte. "Ich glaube nicht, dass Justin klar war, welche Macht er besaß, mich zu erniedrigen. Ich glaube, er hat das bis heute nicht begriffen", schreibt Spears in ihrem Buch. 

US-Popstar Britney Spears
US-Popstar Britney Spears
© Kay Blake/ZUMA Wire / DPA
"Ab sofort bin ICH Britney Spears", sagte er: Autobiographie enthüllt beklemmende Machenschaften des Vaters

Der Fall Spears/Timberlake könnte als Fallstudie herangezogen werden zu Sexismus und Doppelmoral in der Musikbranche. Aber auch zu den Medien. Denn nirgendwo verkaufte sich Frauenhass so gut wie in der Klatschpresse der Nullerjahre. Britney wurde erst jahrelang sexualisiert (ihr Schulmädchen-Look in "Baby One More Time" war keineswegs zufällig gewählt) und später von der Öffentlichkeit und Timberlake für ihr Intimleben abgestraft. Zusätzlich wurde sie zum unfreiwilligen Goldesel für andere: Klatschblätter verkauften Ausgabe über Ausgabe und Timberlake kletterte mit seinen Rachesongs die Charts hinauf. Heute ist klar: Ohne die Britney-Aufmerksamkeit hätte er wohl nie den Erfolg gehabt, über den er sich schlussendlich freuen konnte. 

Und Britney Spears ist nicht mal das einzige Opfer von Timberlake. Auch Janet Jackson litt unter der Doppelmoral, von der Timberlake letztlich profitierte. Nach dem sogenannten "Nipplegate" 2004, bei dem er auf der Super-Bowl-Bühne Jacksons Brust entblößt hatte, wurde sie zur Persona non grata. Er wiederum verdiente sich den Spitznamen "Teflon-Man", weil jegliche Kritik an ihm abzuprallen schien. Erst zwei Jahre nach dem Eklat gestand er ein, nur etwa 10 Prozent des – was man heute Shitstorm nennen würde – abbekommen zu haben. Amerika sei "härter zu Frauen", sagte Timberlake damals gegenüber MTV.

Nach ihren Enthüllungen in "The Woman in Me" ist klarer als je zuvor: Unzählige Menschen schulden Britney Spears eine Entschuldigung. Und alle, die feixten, als sie sich die Haare rasierte und über ihre Fehltritte lachten, schulden ihr mindestens ein offenes Ohr, damit sie endlich loswerden kann, was sie jahrelang nicht sagen durfte. Für Timberlake dürfte die Biografie eine kleine Katastrophe sein. Sein mühevoll aufgebautes Image bröckelt. Es geschieht ihm recht. 

Quellen: "The Woman in Me" / "Slate"

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