Hollywood-Schauspielerin Cate Blanchett warnt vor Folgen der Cancel Culture: "Gesunde Kritik ist wichtig"

Cate Blanchett
Cate Blanchett sieht in der Cancel Culture eine Gefahr 
© Jordan Strauss/Invision / DPA
In der Cancel Culture sieht Cate Blanchett Gefahren – für die Gegenwart, aber auch für die Zukunft. Was sich die Schauspielerin stattdessen wünscht, hat sie jetzt verraten. 

Der Begriff Cancel Culture erregt seit einiger Zeit die Gemüter, allen voran auf Plattformen wie Twitter und Facebook. Jetzt hat sich auch Schauspielerin Cate Blanchett in die Diskussion eingemischt. Für sie sei "gesunde Kritik" wichtiger als jemanden von der Debatte auszuschließen oder zu verbannen. Als Beispiel nannte Blanchett Künstler Pablo Picasso. 

Cate Blanchett warnt vor Cancel Culture

"Siehe Picasso. Man kann sich nur vorstellen, was in, außerhalb und um sein Atelier herum vor sich ging", sagte sie "Radio Times". "Aber dann schaut man sich Guernica an und stellt fest, das es eines der größten Kunstwerke aller Zeiten ist. Ja, das ist eine Tatsache. Ich denke, es ist wichtig, eine gesunde Kritik zu üben", erläuterte die Hollywood-Schauspielerin. 

Zur Erklärung: Picasso gilt heute als äußerst problematisch, besonders wegen seines Umgangs mit Frauen. "Für mich gibt es nur zwei Arten von Frauen: Göttinnen und Fußabtreter", soll der Maler mal gesagt haben. In ihrem Buch "Picasso, der Minotaurus" nennt Sophie Chauveau Picasso "gewalttätig", "eifersüchtig", "pervers" und "zerstörerisch". Für Blanchett ist es offenbar wichtig, eher zu kritisieren als direkt zu canceln. "Wenn man keine älteren Bücher liest, die etwas anstößig sind, weil sie in einem historischen Kontext stehen, dann wird man sich nie mit den Gedanken der damaligen Zeit auseinandersetzen [und] wir sind dazu bestimmt, diese Dinge zu wiederholen", warnte sie. 

Ihr neuer Film wurde "frauenfeindlich" genannt

Blanchetts aktueller Film "Tár", für den sie als beste Hauptdarstellerin einen Oscar gewinnen könnte, steht ebenfalls in der Kritik. Er sei frauenfeindlich, so einige kritische Stimmen. Blanchett verkörpert in dem Kinofilm Lydia Tár, die erste weibliche Chefdirigentin eines großen deutschen Orchesters. Nach dem Suizid von einer ehemaligen Schülerin wird Tár beschuldigt, unangemessene Beziehungen zu ihnen gehabt zu haben. "Eine Frau in dieser Rolle darzustellen und sie zur Täterin zu machen, das bricht mir das Herz", kritisierte Dirigentin Marin Alsop in der Zeitung "The Australian".

"So viele oberflächliche Aspekte von 'Tár' schienen sich mit meinem eigenen Leben zu decken. Aber als ich den Film sah, war ich nicht mehr besorgt, sondern beleidigt: Ich war beleidigt als Frau, ich war beleidigt als Dirigentin, ich war beleidigt als Lesbe", so Alsop. "Es gibt so viele Männer - reale, dokumentierte Männer - auf denen dieser Film hätte basieren können, aber stattdessen wird eine Frau in die Rolle gesteckt, die aber alle Eigenschaften dieser Männer hat. Das fühlt sich frauenfeindlich an", sagte sie. 

Blanchett verteidigte den Film, erklärte gegenüber BBC Radio 4, er sei "eine Vermittlung von Macht - und Macht ist geschlechtslos". 

Quellen: "Radio Times" / BBC Radio 4 / "The Australian" / "Variety"

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