Bei Derby Darf der das? Dänemarks Thronfolger Prinz Christian sorgt mit Fußballschal für Debatte

Der dänische Prinz Christian (links), gemeinsam mit seinem Vater Kronprinz Frederik beim EM-Halbfinale England - Dänemark
Der dänische Prinz Christian (links), gemeinsam mit seinem Vater Kronprinz Frederik beim EM-Halbfinale England - Dänemark im Wembley Stadion im Jahr 2021
© Catherine Ivill/Pool Getty/AP / DPA
Darf man als Mitglied des Königshauses von Dänemark seine Begeisterung für einen Fußballklub zeigen? Diese Frage stellt sich so mancher in Dänemark, nachdem Prinz Christian mit einem Fan-Schal des Klubs FC Kopenhagen gesehen wurde.

Es ist Ostermontag. Im Kopenhagener Fußballstadion Parken treffen sich die Klubs FC Kopenhagen und Brøndby IF zum Derby. Unter den knapp 34.000 Zuschauer:innen befindet sich auch der dänische Prinz Christian, Sohn von Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary.

Dass ein Royaler sich mal zum Fußballgucken in ein Stadion setzt, ist an sich nichts Aufsehenerregendes. Es war sein Accessoire, was bei manchen Menschen in Dänemark für Kopfschütteln sorgte: ein Schal des Klubs FC Kopenhagen. Zu sehen war der 16-jährige Prinz im blau-weißen Schal kurz in einer TV-Übertragung des Spiels.

Dänemark: Verärgerung bei Fans des Brønby IF

Und dieses Bild erhitzte im sozialen Netzwerk Twitter die Gemüter. Ein Nutzer kommentiert das Foto des Thronfolgers mit dem Hashtag #NedlægKongehuset – auf Deutsch etwa "legt das Königshaus still". Eine andere Nutzerin wurde sprachlich deutlich ausfallender und schreibt: "Fickt das Königshaus. Legt den Scheiß still." Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass beide sich als Brøndby-Fans ausgeben. Wie ernst gemeint diese Aussagen sind, ist auch nicht wirklich klar. 

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Morten Scheelsbeck, Stadtratsmitglied und ehemaliger Pressesprecher der Konservativen Volkspartei in Dänemark, kommentiert am Montag die sportliche Kleiderwahl des Prinzen so: "Ich liebe das Königshaus, aber das ist dumm. Gedankenlos. Unnötig. Prinz Christian hätte sich daran halten sollen, mit diversen Nationalmannschaften mitzufiebern. Er weiß offensichtlich nicht, wie viel Fußball den Menschen auf dem Land bedeutet. Daran hätte er denken können."

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Inzwischen ist Scheelsbeck zurückgerudert. Auf Facebook schreibt er: "Zunächst einmal finde ich es sehr schade, dass Prinz Christian am Ende in den Fokus gerät und zum Brennpunkt einer Debatte zwischen einigen sehr großen Fangruppen wird, die wirklich die Emotionen mitbringen. Denn ob man will oder nicht – Fußball ist auch Emotion." Er habe zwar geschrieben, dass es dumm von Prinz Christian sei, aber er es nicht so gemeint habe. "Ich meine, es ist ärgerlich."

Sprecherin des Königshauses weißt Kritik zurück

Scheelsbeck denke, dass das Königshaus vorbildlich auf Debatten verzichte, die die dänische Bevölkerung heftig spalten – was in diesem Fall hätte vermieden werden können. "Leute, die sagen, dass Fußball keine Rolle spielt, sollten versuchen, zu einem Fußballspiel zu gehen. Fußball zählt. Fußball bedeutet für viele Dänen eigentlich mehr als das Königshaus, und bei all diesen Dänen wird Christian hoffentlich auch einmal König sein." Dennoch sei er ein starker Unterstützer des Königshauses, dem er alles Gute wünsche.

Die ganze Aufregung um den Schal des Prinzen rührt wohl daher, dass der FC Kopenhagen und Brøndby Erzrivalen sind. Brøndby ist ein Vorort von Kopenhagen, wo wiederum der FC zu Hause ist. In der Saison 2020/21 wurde Brøndby dänischer Meister in der Superliga. Die Kritiker:innen stören sich offenbar daran, dass ein Mitglied des traditionell neutralen Königshauses sich so zu einem Fußballklub positioniert. Bei Spielen von Nationalmannschaften ist das natürlich etwas anderes. Genau so bei internationalen Spielen zwischen einem dänischen und einem anderen Klub.

Lene Balleby, Kommunikationschefin des Königshauses, wies aber Kritik zurück: "Wie alle anderen fußballbegeisterten Dänen muss Prinz Christian zu einem Fußballspiel gehen dürfen, ohne einem anschließenden Mediensturm ausgesetzt zu sein. Das ist einfach nicht fair", sagte sie der Nachrichtenagentur Ritzau.

Vater und Onkel erklärten auch Anhängerschaft

Das Königshaus gibt zudem an, dass Prinz Christian den Schal nicht selbst mitgebracht hat. Er sei an alle in dem Bereich verteilt worden, in dem der Prinz saß. "Dass der Prinz als 16-Jähriger die Folgen des Schals um den Hals nicht erkennt, das ist ihm meiner Meinung nach nicht vorzuwerfen", so Lene Balleby.

Beim Brøndby IF sieht man die Sache auch nicht so eng. "Bei Brøndby IF sehen wir keine Probleme, aber wir freuen uns, dass seine Königliche Hoheit Prinz Christian den dänischen Fußball und vorrangig das größte Vereinsspiel im dänischen Fußball verfolgt", so Ole Palmå, Direktor des Vereins, in einem schriftlichen Kommentar an Ritzau.

Ärgerlich sei nur, dass der FCK gewonnen hat – mit 2:0.

Dass das Schal-Gate noch einmal passiert, bezweifelt der Royal-Experte Lars Hovbakke Sørensen, wie er der Zeitung "Ekstra Bladet" sagt. Dem Königshaus werde das Ereignis aber nicht schaden.

Zumal ist es auch nicht das erste Mal, dass sich dänische Royals als Anhänger von Fußballvereinen outen. 2009 erklärte Kronprinz Frederik etwa, dass er Begeisterung für den Klub AGF aus Aarhus habe. Und sein Bruder Prinz Joachim sagte 2015, er sei Fan des AaB aus Aalborg. Prinz Christian hatte sich übrigens schon mal als FC Kopenhagen-Anhänger gezeigt. Das war aber 2011. Damals war er allerdings sechs Jahre alt.

Weitere Quellen: TV2, "Se og Hør"

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