Mit 77 Jahren ist Hans Meiser an einem unerwarteten Herzversagen gestorben, teilte sein von ihm gegründeter Radiosender – Radio Wellenrausch – am Montag mit. Das Vermächtnis Meisers besonders für die deutsche Fernsehlandschaft ist immens.
Hans Meiser: TV-Legende mit 77 Jahren verstorben
Geboren wurde Meiser am 20. August 1946, kurz nach Kriegsende, in Bad Rothenfelde in Niedersachsen. Als Jugendlicher gründete Meiser bereits seinen ersten eigenen Radiosender "Krankenhaus-Funk". Später dann arbeitete er beim Südwestfunk in Baden-Baden. In den Achtzigern verschlug es ihn zum Privatfernsehen. Von 1984 bis 1992 war er Sprecher der Nachrichtensendung "7 vor 7" bei RTLplus, dem Vorgänger von RTL.
1988 war Meiser Teil der Journalisten, die live dabei waren, als die Gladbecker Geiselnehmer die Republik mehrere Tage lang in Atem hielten. Als das Drama im August 1988 seinen Anfang nahm, war er es, der in der Bankfiliale anrief und mit einem der Geiselnehmer sprach. "Wer sind Sie denn bitte?", fragte er höflich, als der Hörer abgehoben wurde. "Na, wer wohl? Der Bankräuber", erwiderte der Geiselnehmer Dieter Degowski.
Ein nur wenige Sekunden dauernder Austausch, für den Meiser im Nachhinein scharf kritisiert wurde. Im "Spiegel" äußerte er sich 2016 über die damaligen Vorgänge. "Das war nur der Versuch, an Informationen zu kommen. Ich dachte: 'Die Bank ist so groß, die können unmöglich alle Räume bewachen. Lass uns eine Nebenstelle anrufen, vielleicht erwischen wir eine Geisel, die sagen kann, wie es ihnen geht.' Dann hatte ich plötzlich Degowski dran. Unser Gespräch war vielleicht 14 Sekunden lang, dann hat er aufgelegt. Man kann an meiner Stimme hören, wie aufgeregt ich war", sagte er und fand auch selbstkritische Worte. "Ich finde, dass diese Leute kein Rederecht über ihre Taten im Fernsehen haben. Aber es ist geschehen, ich kann es nicht rückgängig machen. Vielleicht war die Idee einfach blöd, ich weiß es nicht."
Der Vater der Nachmittagstalkshow
Kultstatus erreichte Meiser im Laufe der Neunzigerjahre als Vater der Nachmittagstalkshow. In seiner nach ihm benannten Sendung kamen normale Menschen zu Wort, die von ihren teils sehr persönlichen Problemen erzählten. Alleinerziehende, die eine/n Partner/in suchten kamen zu Wort, genauso aber auch Angehörige von Alkoholabhängigen. Die Themen der Sendungen waren vielfältig. Meisers Talkshow wurde Kult, auf gleich mehreren Sendern folgten ähnliche Formate.
Er prägte die TV-Landschaft wie kaum ein Zweiter: Das Leben von Hans Meiser in Bildern

Doch zu Beginn gab es Kritik – und zwar nicht zu knapp, wie Meiser 2016 dem "Spiegel" erklärte. "Es gab viel Gegenwind. Sechs Wochen war unsere Quote gar nicht messbar. Wir waren das schwarze Loch im Fernsehuniversum. Als ich bei einem Paar zum Grillen war, polterte sie: 'Du lädst den Abschaum der Gesellschaft ein, das sind doch Untermenschen!'", erinnerte er sich. "Ich hab ihr gesagt, dass mir solche Formulierungen zuwider sind. Aber später hörte ich, wie sie mit einer Freundin en detail eine Sendung von mir durchdiskutierte – obwohl sie vorher beteuert hatte, sie würde sich diesen 'Schwachsinn' nicht angucken.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" attestierte Meiser damals, bei ihm zuweilen mehr über die deutsche Wirklichkeit zu erfahren "als in gutgemeinten Sozialreportagen". Für die Sendung erhielten Meiser und sein Team unter anderem eine Goldene Kamera und einen Bambi.
Nach sinkenden Zuschauerzahlen moderierte Meiser im Januar 2001 die letzte Ausgabe seiner Daily Talkshow. Es folgten diverse TV-Jobs für verschiedene Sender. Vor einigen Jahren sah man Meiser auch in Jan Böhmermanns "Neo Magazin Royale", wo er jedoch nicht mehr weiter beschäftigt wurde, nachdem er auf einer Website Verschwörungstheorien verbreitet hatte. Am Ende seines Lebens arbeitete Meiser wieder für das Radio. Und er hatte viel vor, wie aus dem Abschiedsbrief seiner Senderkollegen zu lesen ist. "Der letzte Wunsch war von Hans, dass wir den Radiosender weiterführen und den schweren Start mit vielen Hürden meistern und nicht aufgeben. Die Motivation, den Spaß und das Ziel einen tollen Radiosender zu kreieren, darf nicht verloren gehen", heißt es im Statement.
Quellen: AFP / "Spiegel" / "FAZ"