Im Audible-Hörspiel "Wenn der Mordmann kommt" schlüpfen Sie in den Charakter eines Münchner Barkeepers. Wie waren Ihre Erfahrungen, als Sie als junger Mann nach dem Abi selbst in einer Bar hinter dem Tresen gestanden haben?
Ich habe diesen Job gerne gemacht, denn ich konnte wahnsinnig viel über Menschen lernen und hatte Abend für Abend so viele verschiedene Energien vor mir: Manche Leute waren total euphorisiert oder extrem aufgeregt vor dem ersten Date. Es gab Menschen, die sich einfach nur an die Bar setzten und sich einen Drink nach dem anderen rein zimmerten, weil sie gerade eine Trennung durchmachten.
Der perfekte Ort also, um Charakterstudien zu führen?
Einmal das und zudem ist der Job des Barkeepers auch eine super Schule fürs Leben. Ich habe gelernt, mich auf die unterschiedlichsten Sorten von Menschen einzulassen, zuzuhören und geduldig zu sein. Und Hobby-Psychologe muss du natürlich ebenfalls sein. Immer wieder haben mir Leute ihr Herz ausgeschüttet. Auch dann, wenn es brechend voll war – wobei die Damen und Herren dann meist selbst auch voll waren.
Die zweite Hauptrolle im Hörspiel hat Ihr bekannter Schauspielkollege Peter Kurth übernommen ...
... und leider haben wir im Grunde nur für die Promotion gemeinsam vor den Mikrofonen gestanden. Denn aufgrund einer Drehverschiebung konnte ich an den ursprünglich geplanten Tagen nicht ins Studio kommen.
Den ganz großen Teil des Hörspiels haben Sie also getrennt eingesprochen?
Genau! Wobei ich den Vorteil hatte, dass ich die Parts meiner Kollegen bereits vorher hören konnte, da die vor mir im Studio waren. Das hat für mich vieles einfacher gemacht. Vor allem deshalb, weil Barkeeper Hendrik ein reaktionärer Charakter ist. Bei einem sehr aktiven Charakter, der Pacing und Timing vorgeben muss, wäre das wesentlich schwieriger gewesen.
Was lieben Sie an Ihrem Job ganz besonders?
Die Schauspielerei ist für mich der Inbegriff der Freiheit. Durch sie kann ich die unterschiedlichsten Facetten meines Charakters und meiner Seele erforschen und zudem habe ich das Glück, dass ich auch in vielen wunderschönen Teilen der Welt drehen darf. Auf der anderen Seite möchte ich in Zukunft darauf achten, dass ich nicht mehr so viel arbeite. Denn ich habe jetzt vielleicht noch fünf oder sechs Jahre, in denen mein Sohn noch zu Hause ist und von dieser kostbaren Zeit möchte ich so wenig wie möglich versäumen.
Sind Sie ein sehr strenger Vater?
Ich möchte meinem Jungen so viel Freiraum wie möglich lassen und ihn kennenlernen; sehen, wie er auf das Leben reagiert. Halt und Orientierung möchte ich ihm natürlich auch geben, aber weniger durch meine Autorität, sondern viel mehr, indem ich ihm deutlich vor Augen führe, dass alles im Leben Konsequenzen hat: Es ist deine Entscheidung – lebe dann aber auch mit den Konsequenzen! Dadurch kann ich mich als Vater ein wenig aus der Schusslinie bringen und trotzdem sehr konsequent erziehen, ohne dass ich ständig Zoff mit meinem Sohn habe.
Wollen Sie ihm bestimmte Werte ins Leben mitgeben?
Ich glaube, dass Kinderaugen sehr viel besser funktionieren als Kinderohren. Sie sehen sehr genau, was die Eltern machen und vorleben. Und anstatt meinem Sohn jetzt Werte verbal einzutrichtern, versuche ich lieber, ihm diese Werte vorzuleben. Ob er damit tatsächlich etwas anfangen kann, steht auf einem anderen Blatt.
Was hat Sie in Ihrem Leben bisher ganz besonders geprägt?
Dass ich bereits im Alter von 21 geheiratet und so früh die Frau gefunden habe, mit der ich mein Leben verbringen möchte und das bis heute tue. Dann ist da natürlich die Geburt meines Sohnes und die sehr frühe Gewissheit, dass ich Schauspieler werden möchte.

Sehr früh heißt konkret?
Das stand für mich bereits im Alter von fünf Jahren fest. Ich hatte als Kind ein extremes Autoritätsproblem und war für meine Eltern und mein Umfeld deshalb eine große Herausforderung. Ich tat mich unglaublich schwer mit Ansagen wie: "Das darf man nicht, das kann man nicht, das macht man nicht, das sagt man nicht oder das tut man nicht!" Als ich dann begriff, dass meine Mama als Schauspielerin auf der Bühne fast alles durfte, war mir klar: Das möchte ich auch!
Glauben Sie an Vorherbestimmung oder liegt sehr viel in unserer Hand?
Für mich gibt es da zwei Sichtweisen: Entweder wir lesen unser Buch des Lebens oder wir schreiben es. Beides ist eine Option – und beides sollten wir dann aber auch konsequent tun: Wenn ich das Gefühl habe, ich lese mein Leben, dann muss ich darauf vertrauen, dass auf den nächsten Seiten das steht, was ich mir wünsche und was richtig für mich ist. Und wenn ich das Gefühl habe, die nächsten Blätter des Buches sind noch komplett weiß, dann muss ich auch alles dafür tun, dass auf diesen Seiten das steht, was ich möchte. Alle Wege führen nach Rom! Aber wenn ich für die Reise den Fluss wähle, sollte ich das Auto lieber zu Hause lassen.
Haben Sie schon mal in einer Extremsituation dem Tod ins Auge geblickt?
Ehrlich gesagt nicht nur einmal! Wenn ich heutzutage die Klippen sehe, die ich als Jugendlicher mit dem Snowboard gesprungen bin, denke ich mir heute, was ich damals für einen Knall gehabt haben muss. Und ich werde auch garantiert nie wieder mit einem Kinderwagen vorne weg vom Gehweg her zwischen zwei Autos über die Straße gehen.
Weshalb?
Ich war ein sehr junger Vater in Berlin und als ich genau das tat, kam auf einmal mit viel zu hohem Tempo ein Auto herangerast und hat den Kinderwagen nur ganz knapp verpasst. Der Schock sitzt bei mir bis heute tief in den Knochen. Immer wieder wache ich aus einem Alptraum auf, in dem mein Sohn und ich nicht so viel Glück hatten.
Wie gehen Sie mit der Ambivalenz des Lebens um?
Ich mag Höhen und Tiefen im Leben, weil die Tiefen mich auch immer wieder auf den Boden bringen und demütig werden lassen. Durch die Tiefen kann ich es viel mehr wertschätzen, wenn ich Höhen habe.
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Nervt es Sie manchmal auch, wie schnell die Jahre vergehen, desto älter man wird?
Ich persönlich werde gerne alt. Die Erfahrungswerte, die ich jetzt im Alter mache, sind sehr viel positiver, als ich sie in meiner Kindheit oder Jugend gemacht habe.
Und wie arrangieren Sie sich mit der Tatsache, dass wir Menschen alle viel verletzlicher und vergänglicher sind, als uns lieb ist?
Ich habe in den vergangenen fünf Jahren gute Freunde verloren, und dann alle auch noch in einem jungen Alter. Das hat mich sehr nachdenklich und noch demütiger werden lassen. Dass wir hier alle nicht lebend rauskommen, war mir natürlich bereits vorher klar. Aber soll ich mich deshalb zu oft selbst zermürben und meine Lebensqualität verlieren? Nein, das ist nichts für mich! Viel lieber genieße ich das, was ich habe und bin dankbar für die Zeit im Hier und Jetzt.