Matthew Perry wollte für mehr in Erinnerung bleiben, als nur für seine Rolle in "Friends", obwohl er sich stets wertschätzend äußerte, wenn es um die Erfolgsserie ging. Gerade als Fan möchte man seinem Wunsch gerecht werden. Doch es ist schwer, nach seinem viel zu frühen Tod auszublenden, wie sich Perry in die Herzen von Millionen Fans gespielt hat.
Matthew Perry: Chandler Bing war die Rolle seines Lebens
Zehn Staffeln lang verkörperte er Chandler Bing in der Sitcom – diesen sarkastischen, schlaksigen Typen mit seinen so typischen Westen, der stets auf der Suche war. Auf der Suche nach Familienharmonie und der passenden Lebenspartnerin, die er schließlich in seiner guten Freundin Monica Geller fand. Auf der Suche nach einer Zigarette, die er heimlich rauchen konnte. Und auf der Suche nach dem nächsten guten Witz, den er gerne auch auf Kosten seiner Freunde und sich selbst riss. Social Media ist dieser Tage voll von Zusammenschnitten seiner besten Scherze.
Perry erfüllte die Rolle mit so viel Leben und so viel von sich selbst. Dass er zahlreiche Witze und Sprüche Chandlers improvisierte, ist bekannt. "Ich war mir sicher, ich würde Chandler nicht nur spielen können, ich war Chandler", schrieb er in seiner Autobiografie, die vergangenes Jahr erschien. Von der jüngeren Generation wird "Friends" heute kritisch gesehen. Zu wenig Diversität, teilweise politisch inkorrekte Witze. Das ist okay, jede Generation hat schließlich ihre Lieblinge. Für viele Millennials ist die Sitcom um sechs Freunde in New York dennoch heilig und wird es auch bleiben.
Wir Fans werden wohl niemals damit aufhören, an einem willkürlichen Punkt in den zehn Staffeln einzuschalten, um dann nach Stunden zu merken, dass wir fast einen ganzen Tag an einen "Friends"-Marathon verloren haben. "Friends" wird auch in Zukunft die dunklen Stunden im Leben etwas aufhellen. Ablenken, aufmuntern und Nostalgie verbreiten.
"Friends" ist und bleibt besonders
Perry führte die Besonderheit von "Friends" in seinem Buch auch auf den Zusammenhalt zwischen ihm und seinen Co-Stars zurück. Die sechs verstanden sich, nahmen zu Beginn der Dreharbeiten jedes Mittagessen gemeinsam ein und verhandelten nach den ersten erfolgreichen Staffeln ihren Millionenlohn Seite an Seite – ohne einander auszustechen. Als Fan merkte man das. Es ist oft Wunschdenken, dass sich Stars hinter den Kulissen so gut verstehen, wie sie es vor der Kamera tun. Bei "Friends" traf genau das zu. "Wir sind eine Familie", sagte David Schwimmer (Ross Geller) bei der Reunion 2021 selbst.
Dass alle sechs über zehn gleichermaßen hochwertige Staffeln an Bord blieben, ist das große Glück von "Friends". Hinzukommt das Thema der Sitcom. Was gibt es für ein universelleres Erlebnis als Freundschaft? Zusammenhalt in schwierigen wie guten Zeiten, Liebe, Enttäuschung, Tod und Humor. All diese Themen fanden ihren Platz. Dabei schafften es die Autoren der Show, die Stars nie pathetisch oder abgedroschen klingen zu lassen.
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Er starb allein
Gerade weil "Friends" so vielen Menschen so viel bedeutet, ist der frühe Tod Perrys so wahnsinnig traurig. Ausgerechnet er, der ein Teil von einer Show über Freundschaft war, starb alleine im Whirlpool seines Anwesens in Los Angeles. In der zweiten Staffel entdeckt Chandler im Apartment seines verstorbenen Nachbarn Mr. Heckles gruselige Parallelen zu sich selbst. Genau wie er trennte sich der schräge Heckles von Frauen aufgrund von unwichtigen Details, penibel aufgeschrieben zu den Fotos der jeweiligen Damen. "Das bin ich, das ist genau das, was ich mache! Ich werde alleine enden, genau wie er!", sagt Chandler in der Szene schockiert zu Joey.
Perry mag alleine gewesen sein als er starb. Er bezeichnete sich selbst als Einzelgänger, als Batman, isoliert von der Außenwelt. Und doch hat er über drei Jahrzehnte lang Millionen von Menschen berührt. Er war unser aller Freund. Seine ehrliche und schonungslose Auseinandersetzung mit seiner Alkoholsucht hat Betroffenen geholfen und wird das weiter tun. Seine Worte werden bleiben. Sein Humor wird bleiben. Und ja, vor allem Chandler Bing wird bleiben.
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