Mills vs. McCartney Scheidungsschlacht geht in entscheidende Runde

Fast zwei Jahre nach ihrer Trennung haben sich Paul McCartney und seine Noch-Ehefrau Heather Mills zur womöglich letzten Runde ihres Scheidungskampfes vor Gericht getroffen. In London begann eine fünftägige Anhörung, bei der es um eine Abfindung in Millionenhöhe und das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter geht.

Fast überall auf der Welt hat man sie auf Fotos in Slip und Seidenstrümpfen gesehen, und auch ganz nackt. Doch an diesem sonnigen Montagmorgen vor dem Obersten Gericht in London erinnerte Heather Mills Erscheinung nicht im Entferntesten an das skandalumwitterte Vorleben des Ex-Models. Zur letzten großen Runde im Scheidungskampf mit dem erfolgreichsten Popmusiker der Welt erschien die blonde 40-Jährige in einem schweren Mercedes mit abgedunkelten Scheiben, gekleidet in ein graues Business-Kostüm, einen blauen Aktenordner unter dem Arm. Besser hätte sie kaum betonen können, dass es nicht um Gefühle geht, sondern um Geld.

McCartney begrüßte die wartenden Journalisten mit einem knappen "Good Morning". Auf die Frage nach einer außergerichtlichen Einigung antwortete er aber nicht. Den Berichten zufolge bot der 65-jährige McCartney seiner Frau eine Abfindung von 55 Millionen Pfund (74 Millionen Euro). Die Summe setze sich zusammen aus aus einer einmaligen Pauschale von 20 Millionen Pfund, danach solle Mills eine jährliche Zahlung von 2,5 Millionen Pfund erhalten, bis die jetzt vierjährige Tochter Beatrice das 18. Lebensjahr vollendet habe.

Mills war bereits vor ihrem Noch-Ehemann im Gericht eingetroffen. Das frühere Model vertritt sich selbst. Mills hatte sich kürzlich im Streit von ihrer Anwaltskanzlei Mishcon de Reya getrennt. Die Kanzlei, der Mills knapp drei Millionen Euro schulden soll, hatte 1996 Prinzessin Diana bei der Scheidung von Prinz Charles vertreten. McCartney lässt sich von einem ganzen Juristenteam vertreten. Dazu gehört die prominente Anwältin Fiona Shackleton, die seinerzeit Charles gegen Diana zur Seite stand.

Es geht um Geld. Nicht um Gefühle.

Dass bei der "Scheidungssache McCartney-Mills" die Show nicht zu kurz kommt, verriet allein der Blick auf die Bataillone von Reportern und Kameraleuten vor dem altehrwürdigen Londoner High Court. Die eigentlich nicht zum Überschwang neigende britische Presseagentur PA sprach gar von einem "Scheidungszirkus". In der Arena, um im Bild zu bleiben, schwingt nun der Vorsitzende Familienrichter Justice Bennett die Peitsche. Sollten McCartney oder Mills mit seiner Entscheidung nicht einverstanden sein, können sie Widerspruch einlegen, und es muss eine Berufungsverhandlung angesetzt werden.

Eigentlich hatte das alles anders laufen sollen. Dass ein Richter nach peinlichen Befragungen des 65-jährigen Ex-Beatle Paul McCartney und seiner Bald-Ex Heather Mills entscheiden muss, wie viel Geld zu fließen hat, war bei der Trennung vor knapp zwei Jahren nicht absehbar. Da hieß es noch, Paul und seine 25 Jahre jüngere Frau würden "im freundschaftlichen Einvernehmen" auseinandergehen. Doch bald schwirrten Gerüchte, Beschimpfungen und Verdächtigungen - vornehmlich über Dritte lanciert - durch den britischen Blätterwald.

Britische Medien enthüllten Mills schlüpfrige Vergangenheit

Die "Sun" brachte als erste alte Softporno-Bilder, die Mills einst für einen deutschen Schmuddelbuchverlag aufgenommen hatte. Dann erschienen Geschichten, wonach sie angeblich eine Zeit lang ihr Geld als Edelprostituierte arabischer Scheichs verdiente. Mills ging in Talkshows in tränenreiche Offensiven. Sie müsse um ihr Leben fürchten, denn wahnwitzige Beatles-Fans würden ihr mit Mord drohen.

Schließlich sickerten Einzelheiten ihrer Klageschrift in die Medien, die McCartney wie einen psychopathisch veranlagten Frauenquäler aussehen und der Nation - für die McCartney eine Art Volksheiliger ist - die Haare zu Berge stehen ließen. Anders als Mills hat es der Ex-Beatle verstanden, in all den Monaten öffentlich Würde zu demonstrieren und sich nicht zu emotionalen Ausbrüchen hinreißen zu lassen.

McCartney, der unter anderem mit 60 Goldenen Schallplatten und 100 Millionen verkauften Singles ein auf 1,2 Milliarden Euro geschätztes Vermögen aufbaute, war stets daran gelegen, dass Tochter Beatrice möglichst wenig von dem "Scheidungszirkus" mitbekommt. Mit dem Angebot jährlicher Zahlungen an Mills in Höhe von mehr als drei Millionen Euro will er laut "Times" deren Stillschweigen über die Ehe bis zur Volljährigkeit von Beatrice erkaufen. Erst dann dürfte Mills "Enthüllungsbücher" veröffentlichen, für die sich aber wohl kaum noch jemand interessierten wird. Am 18. Geburtstag von Beatrice wäre ihr Vater fast 80.

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DPA/AFP/Reuters

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