Pension "Nähkästchen" Ex-Hure Domenica hat drei Zimmer frei

Domenica, die wohl bekannteste Hure des Landes, lebt jetzt in der idyllischen Vulkaneifel. Im Örtchen Boos erbte sie das Haus ihres Bruders und will sich nun um den örtlichen Fremdenverkehr bemühen.

Sie vermietet bald wieder ihr Bett, wenn auch nicht mehr stundenweise: Deutschlands bekannteste Edelhure Domenica will in Boos, einem 700-Einwohner-Dorf in der Eifel, eine Pension eröffnen. Das gelb gestrichene Haus an der Hauptstraße ist für Domenica der Beginn eines neuen Lebens. Sie erbte es von ihrem Bruder, der vor rund drei Jahren starb. Der Tod ihres noch einzigen Verwandten habe sie zunächst in ein tiefes Loch gestürzt, erzählt die gebürtige Kölnerin. Gesundheitliche Probleme kamen hinzu. "Ich wundere mich, dass es mir heute wieder gut geht", sagt Domenica.

Von September an will sie drei Gästezimmer vermieten - so, wie viele Einwohner es wegen der Nähe zum Nürburgring tun. Vom Rotlichtmilieu habe sie sich schon lange verabschiedet, beteuert sie, wenngleich Freunde auch aus früheren Zeiten nach wie vor für einen Plausch willkommen seien.

"Bis jetzt habe ich nie mit meinem Namen Geld verdient"

Vor Jahrzehnten verdrehte Domenica als vollbusige, dunkelhaarige Edel-Prostituierte den Männern den Kopf. Als sie sich outete, wurde sie zum Medienstar. Domenica hat viel erlebt: Sie verbrachte zehn Jahre in einem Waisenhaus, heiratete einen Bordellbesitzer, arbeitete als Prostituierte und betrieb ein eigenes Etablissement. Dann stieg sie aus, war Streetworkerin, öffnete eine Kneipe am Hamburger Fischmarkt, die Pleite ging. "Bis jetzt habe ich nie mit meinem Namen Geld verdient", sagt Domenica, die ihre Schulden nach eigenen Angaben mit dem geerbten Vermögen ihres Bruders begleichen konnte.

"Domenicas Nähkästchen" soll nun ihre Pension heißen. Das Nähkästchen gibt es wirklich. Das hölzerne Kleinod mit drei Schubladen kaufte Domenica für 500 Mark einer Prostituierten ab, die aussteigen wollte und Geld brauchte. "Nette Gäste" können sich auf Geschichten aus dem wahren Leben freuen. "Da kann man aus dem Nähkästchen plaudern", flüstert die künftige Gastgeberin und öffnet den Deckel leicht. Dann holt die gesprächige Dame ein großes, eingerahmtes Schwarz-Weiß-Foto hervor, auf dem sich die bildhübsche, junge Domenica in einem Spiegel betrachtet: "Das ist mein altes Leben", sagt sie. Im Eingangsbereich ihrer Pension soll es hängen, nicht in den Zimmern der Gästen. "Sonst bekommen sie noch Albträume."

Nur noch zu Besuch in Hamburg

Eine Wohnung hat Domenica bislang noch in Hamburg, das Haus in Boos wird derzeit renoviert. Für sie ist aber klar: "Ich bleibe jetzt hier." Allenfalls zu Besuch wolle sie noch in die Hansestadt fahren. In Boos habe sie nette Kontakte, auch am Dorfleben wolle sie sich beteiligen. Der Pfarrer habe ihr gesagt: Sie haben schließlich Sozialarbeit gemacht. Aber noch weiß die Zugereiste nicht, wie sie die langen Winter in der Eifel verbringen soll. Es gebe Strickabende im Dorf. "Ich kann nur sticken", meint Domenica. Vielleicht mache sie etwas "Literarisches".

Ganz in der Nähe ihres neuen Zuhauses wohnt ein Bekannter, den Domenica nach langer Zeit vergangene Weihnachten zufällig in Hamburg wiedertraf. "Einen Lebenspartner habe ich noch nicht, aber einen sehr guten Freund", sagt sie über ihn. Das Leben in Hamburg beschreibt Domenica als "schaurig schön". Jetzt sei es nur noch schön. "Die Natur hat mich wieder. Ich bin doch Natur. Ich war nie künstlich."

DPA
Mai / DPA

PRODUKTE & TIPPS