Der wegen Kinderpornografie angeklagte »Rhythm&Blues«-Star R. Kelly ist nach Zahlung einer Kaution von umgerechnet fast 800.000 Euro (750 000 Dollar) frei gelassen worden. Er konnte das Untersuchungsgefängnis in der Bezirksstadt Bartow in Florida verlassen, um an seinen Wohnort Chicago zurückzukehren. Über Kellys Karriere schwebt nun nach Äußerungen aus der Musikindustrie eine düstere Wolke. Fernsehsender nahmen seine Videos aus dem Programm. Allerdings spielen viele Rundfunkstationen in den USA weiterhin seine sexuell angehauchten Hits wie »Bump?n?Grind« oder »Your Body?s Callin« ebenso wie seinen Gospel »I Believe I Can Fly«.
Kelly drohen bis zu 15 Jahre Haft
In orangenfarbener Gefängniskluft gekleidet und mit Handschellen gefesselt wurde R. Kelly am Donnerstag der Haftrichterin vorgeführt. Richterin Karla Wright hat dem schwarzen Star noch einmal erklärt, wie schwerwiegend die Vorwürfe gegen ihn seien. Außerdem müsse er bis zu seinem Prozess ständig den Ermittlungsbehörden zur Verfügung stehen. Wright verbot dem Sänger auch, sich in nächster Zeit Minderjährigen zu nähern, mit denen er nicht verwandt ist. Kelly antwortete nur mit einem kurzen »Yes, Madame«, als Wright ihn fragte: »Haben Sie die Bedingungen der Freilassung verstanden?« Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Gefängnis. Über einen Termin für den Prozessbeginn wurde noch nicht entschieden.
Anklage in 21 Punkten
Der 35-jährige Musiker war am Mittwoch in 21 Fällen der Kinderpornografie angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft stützt sich im wesentlichen auf ein Video, das Kelly beim Sex mit einem Mädchen zeigen soll, das weit unter 18 Jahren ist. Der auf dem Video nicht eindeutig erkennbare Mann ist auch beim Sex mit weiteren jungen Frauen zu sehen, die aber nach Einschätzung der Ankläger volljährig sind. Schlechte Kopien des Bandes wurden wochenlang an Straßenecken sowie über das Internet verkauft.
Kelly sieht sich als Opfer und beteuert Unschuld
R. Kelly bestreitet, der Mann auf den Videoaufnahmen zu sein. Er wäre nicht das einzige Opfer von Herstellern so genannter Prominenten-Pornos - nachgestellte Videos und Fotos mit ähnlich aussehenden Personen, die angeblich bekannte Stars beim Sex oder in anderen verfänglichen Situationen zeigen. Solche Fälschungen finden in den USA reißenden Absatz. Allerdings haben die Ankläger auch nahezu 50 Zeugen befragt, die behaupten, der Mann auf dem Amateur- Porno-Video sei niemand anders als R. Kelly.
Kollegen wenden sich von Grammy-Gewinner ab
Der Musiker ließ offiziell erklären, er habe Vertrauen in die amerikanische Justiz und sei überzeugt, dass sich seine völlige Unschuld erweisen werde. Derweil hielten mehrere Kollegen des Grammy-Gewinners, der mit bislang 23 Millionen verkauften CD zu den derzeit erfolgreichsten Musikern der USA gehört, deutlichen Abstand. Bereits vor der jetzigen Anklage hätten der Rapper Jay-Z und die junge Sängerin Ashanti gemeinsame Auftritte mit R. Kelly verweigert, hieß es in US-Medien. R. Kelly war bereits Ende April von einer Frau zivilrechtlich verklagt worden, weil der Sänger angeblich mit ihr Sex gehabt hatte, als sie noch minderjährig war. Sie sei von ihm zu einer Abtreibung genötigt worden.