Verfahren gegen Jackson-Arzt Murray Das sind die Schlüsselfiguren des Prozesses

Keine Barbara Salesch, kein Alexander Hold: Dies Verfahren ist echt. Der Prozess gegen Michael Jacksons Leibarzt Conrad Murray wird live im US-TV übertragen. stern.de stellt die Schlüsselfiguren vor.

Der Prozess könnte in den USA der größte seit dem Freispruch von O.J. Simpson werden: Mehr als zwei Jahre nach dem Tod von Michael Jackson steht jetzt sein ehemaliger Leibarzt Dr. Conrad Murray wegen fahrlässiger Tötung in Los Angeles vor Gericht. Nach den Eröffnungsplädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sollen rund vier Wochen Schlagabtausch zwischen den Parteien folgen. US-Fernsehzuschauer können live dabei sein, denn das gesamte Verfahren wird im TV übertragen. Es wird außerdem mit einem riesigen medialen Interesse gerechnet. stern.de stellt die Schlüsselfiguren des Prozesses vor.

Der Richter: Michael Pastor

Der vorsitzende Richter Michael Pastor hat Erfahrung bei der Verhandlung von Fällen mit Prominenten: Im Jahr 2000 brachte er Berverly-Hills-90210-Star Jason Priestley für einige Tage in den Knast, 2005 verurteilte er den Erpresser von Schauspielerin Cameron Diaz zu vier Jahren Haft. Er gilt als versiert im Umgang mit Medien und hat schon vor Prozessbeginn klar gemacht, dass er sich weder von Journalisten, noch von Staatsanwaltschaft oder Verteidigung auf der Nase herumtanzen lassen wird. Obwohl er Kameras und damit die Live-Übertragung der Verhandlung zugelassen hat, will er mit allen Mitteln verhindern, dass aus dem Prozess ein Schmierentheater wird. Deshalb hat er zum einen die Liste der möglichen Zeugen rigoros zusammengestrichen. Weder Michael Jacksons Nanny Grace Rwaramba, noch seine Ex-Frau Lisa Marie Presley, die Mutter seiner Kinder Debbie Rowe oder seine Mutter Katherine Jackson dürfen aussagen. Zum anderen hat er Themen wie den Kindesmissbrauchsprozess gegen Jackson im Jahr 2005 wörtlich zum "No-Go-Territority" ("Tabu-Zone") erklärt. Pastor will damit verhindern, dass sein Gerichtssaal für Enthüllungen über Michael Jacksons Lebensstil missbraucht wird. Genau das haben die Verteidiger allerdings vor.

Der Staatsanwalt: David Walgren

Auch Walgren hat bereits Erfahrung mit Promi-Prozessen. Im vergangenen Jahr war er der Staatsanwalt, der die Auslieferung von Roman Polanski aus der Schweiz in die USA gefordert hatte. Vor allem mit markigen Worten machte er seinerzeit auf sich aufmerksam, nannte Polanski einen "Verbrecher" und "Kindervergewaltiger". Derartige Töne dürften Richter Michael Pastor missfallen, deshalb wird Walgren sich im Murray-Prozess auf die Fakten stürzen. Er will mit einer Vielzahl von medizinischen Sachverständigen beweisen, dass kein verantwortungsvoll handelnder Arzt der Welt das Narkosemittel Propofol außerhalb eines Krankenhauses zum Einsatz gebracht hätte, schon gar nicht ohne die entsprechende Möglichkeit, die Herz- und Kreislauffunktionen des Patienten zu überwachen. Sein Ziel: Murray soll vor der Jury als stümperhafter Quacksalber dastehen, der den Tod Jacksons fahrlässig in Kauf genommen hat.

Die Verteidiger: Ed Chernoff und Michael Flanagan

"Er verliert nur selten", heißt es auf der Homepage von Ed Chernoff. Der Verteidiger weist sich als Spezialist von schwierigen Fällen aus. Dieser dürfte der bislang schwierigste seiner Karriere werden. Chernoff will beweisen, dass Jackson medikamentensüchtig und verzweifelt war. Dazu lässt er eine ganze Reihe von Zeugen antreten, die den fragwürdigen Lebensstil des Popstars dokumentieren sollen. Sein Ziel: Er will die Jury davon überzeugen, dass Jackson lebensmüde war und er sich die tödliche Dosis Propofol selbst verabreicht hat. Sollte sich im Laufe des Prozesses herausstellen, dass diese Strategie nicht aufgeht, kommt wohl Verteidiger Michael Flanagan zum Zug. Er hat den bislang einzigen Fall in Los Angeles gewonnen, bei dem es zu einer Anklage wegen eines Todes durch Propofol kam. Im Jahr 2004 erwirkte er einen Freispruch für eine Krankenschwester, unter deren Aufsicht ein Krebspatient nach einer Propofol-Spritze gestorben war.

Die Jury

Die zwölf Geschworenen bestehen aus sieben Männern und fünf Frauen. Für Unverständnis sorgte bereits vorab die Tatsache, dass nur einer von ihnen afroamerikanischer Abstammung ist - die Hautfarbe von Jackson und Murray. Mehrere schwarze Kandidaten wurden allerdings zuvor von der Verteidigung als befangen abgelehnt. Sechs der Verbliebenen sind weiß, fünf hispanischer Abstammung. Die Geschworenen haben unterschiedliche Berufe, es sind ein Busfahrer, ein Briefträger, eine Rechtsanwaltsgehilfin und ein Buchhändler darunter. Die Jury wurde aus insgesamt 84 potenziellen Kandidaten ausgewählt. Dabei spielte vor allem die Frage eine Rolle, ob sie durch die bisherige Medienberichterstattung über den Tod von Michael Jackson voreingenommen sind. Dies stellte sich allerdings als schwierig heraus. Als nur noch 27 Kandidaten verblieben, stellte Murrays Anwalt die Frage, wer "aufrichtig" sagen könne, dass er gar nichts über Jackson oder seinen Arzt wisse. Daraufhin hob niemand die Hand.

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