Was macht eigentlich... ... Günther Krause?

Der ostdeutsche CDU-Politiker wurde nach der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl Verkehrsminister. 1993 stolperte er über "Putzfrauen"- und "Umzugs"-Affären.

Herr Krause, Angela Merkel und Sie sind zur selben Zeit in die Politik gegangen. Merkel ist jetzt Kanzlerin und lädt nach Heiligendamm, direkt vor Ihrer Haustür. Und Sie sitzen in einem Kaff bei Rostock. Was treiben Sie da? Sind Sie neidisch?

Ich interessiere mich noch für Politik, bin aber froh, dass ich sie nicht mehr machen muss. Ich fürchte, unsere Gesellschaft ist reformunfähig. Ich leite eine Firma, die in osteuropäischen Mietwohnungskomplexen Heizkosten überwacht und abrechnet, bin viel in Kiew, Sofia und St. Petersburg. Ich berate Regierungen beim Umbau der Staats- zur Privatwirtschaft. Und ich befasse mich mit nachwachsenden Rohstoffen. Zum Beispiel arbeite ich mit zwei Professoren aus Rostock und Hamburg daran, wie man aus Stroh Rohöl gewinnen kann, das schwarze Gold.

Stroh zu Gold - das hat bislang nur Rumpelstilzchen geschafft, und das war im Märchen.

Mag märchenhaft klingen, wir sind aber schon weit. Hier die Unterlagen, machen Sie sich selbst ein Bild.

Sie haben es schon mit den abenteuerlichsten Geschäften versucht, seit Sie als Bundesverkehrsminister zurückgetreten sind. Dabei haben Sie einen Elf-Millionen-Mark-Kredit der Bayerischen Landesbank verspielt.

Mal halblang! Ich habe das Geld an drei Betrüger verloren, die dafür in den Knast gewandert sind, einer brachte sich in der Zelle um. Ich glaubte mich damals gut beraten. Ich hatte einen Finanzmann zur Seite, der vorher fünf Jahre die Geschäfte der Schweizer Bank UBS bei den Saudis betrieben hat. Der war schon wer! Auch der wurde betrogen. Selbst die UBS war geschädigt - insgesamt verschwanden 200 Millionen Mark. Da blickten auch andere nicht durch.

Zur Person

Günther Krause, 1953 in Halle an der Saale geboren, studierte Bauingenieurwesen und Informatik. Sein ursprünglicher Berufswunsch war Kirchenmusiker. Seit 1975 engagiert in der CDU, übernahm er 1990 den CDU-Vorsitz in der Volkskammer. Anfang 1991 wurde er Verkehrsminister in der Kohl- Regierung. Nach mehreren Affären – u. a. ließ seine Frau sich die Putzfrau aus Fördermitteln des Arbeitsamtes bezahlen, er sich einen privaten Umzug erstatten – trat er 1993 zurück. Krause lebt in Bögerende nahe Rostock.

Wie kamen Sie an den Banker?

Der heutige Mann meiner Ex- Frau, damals unser Architekt, schleppte den an, der Mann saß eines Abends auf meiner Couch und machte einen kompetenten Eindruck.

Frau Merkel sagte mal, Sie seien ein intelligenter Mann, aber kein Menschenkenner. Wildfremde könnten Sie nachts auf dunkler Straße ansprechen und Geschäfte vorschlagen - und Sie hörten interessiert zu!

In einem hat sie recht. Ich ging immer davon aus, die Leute sind zu dir so ehrlich, wie du zu ihnen bist. Ich musste erst lernen, dass man hauptsächlich mit Schweinehunden zu tun hat.

Frau weg, Amt weg, Haus weg, Schulden und Spötter satt - wie halten Sie das aus?

Neben vielen falschen hatte ich auch wenige echte Freunde. Zudem halte ich drei Sätze für wahr: Hast du den Glauben wie ein Senfkorn, kannst du Berge versetzen. Ohne Kampf kein Sieg - Verlieren gehört da dazu. Und: Jeder Nachteil hat seinen Vorteil.

Stimmt alles.

Leider verfolgt mich die Staatsanwaltschaft Rostock immer noch. Seit 1996 geht das so. Ich wurde 2002 zwar verurteilt, aber der BGH hat das Urteil aufgehoben. Die Vorsitzende Richterin damals: Monika Harms, heute Generalbundesanwältin. Ich möchte, dass auch alle anderen Verfahren gegen mich eingestellt werden. Selbst wenn ich verurteilt würde, was ich nicht glaube: Die zu erwartende Strafe stünde in keinem Verhältnis zur Dauer der Verfolgung. Ein Drittel meines Berufslebens bin ich Vorverurteilungen ausgesetzt. Ich werde deshalb vor die Menschenrechtskommission gehen.

Gegen so viel Wind kreuzt man kaum allein mit dem Glauben.

Im April 2004 habe ich wieder geheiratet, ein großes Glück! Meine eigenen drei Kinder und die drei Kinder meiner neuen Frau verstehen sich gut, dazu habe ich vier Enkel. An denen habe ich wirklich Freude. Im Übrigen brauche ich zum Leben nicht viel. Neben der Familie eigentlich nur das Klavier und das Orgelspiel.

Interview: Bert Gamerschlag print

Mehr zum Thema

Newsticker