Frau Biellmann, schaffen Sie es noch, Ihr linkes Bein über den Kopf zu heben?
Ja. Ich trainiere extra Akrobatik, um biegsam zu bleiben. Drei Stunden am Tag - nur einen Tag die Woche gebe ich mir frei. Eislaufen ist nun mal meine große Leidenschaft.
Sie wurden von Ihrer Mutter trainiert. Ging das immer glatt?
Einmal in der Woche hatte ich noch einen zusätzlichen Trainer. Mehr war finanziell nicht drin. Meine Mutter war bei den Stunden, die er mir gab, dabei und hat sich viel von seiner Technik angeeignet. Ich war als Kind sehr schüchtern und fand es gut, dass ich mit meiner Mutter zusammenarbeiten konnte. Da ich schon mit sieben Jahren beschlossen hatte, Weltmeisterin zu werden, musste sie mich auch nie antreiben. Im Gegenteil: Manchmal musste sie mich geradezu vom Eis zerren.
Am 10. Februar beginnen die Olympischen Winterspiele. Schmerzt es Sie noch, dass Sie 1980 in Lake Placid - den einzigen Olympischen Spielen, an denen Sie teilnahmen - keine Medaille gewonnen haben?
Nein. In Lake Placid wurde ich in der Kür Erste, und das Publikum belohnte mich mit Standing Ovations, obwohl auch eine US-Läuferin um die vordersten Plätze kämpfte. Immerhin erlebte ich in Lake Placid dann den internationalen Durchbruch.
Und die Popularität hält bis heute an?
Vor zwei Tagen war sogar ein japanisches Fernsehteam hier, anscheinend habe ich dort noch viele Fans. Ich denke, den Leuten ist einfach die Pirouette im Gedächtnis geblieben. Vielleicht auch, dass ich als erste Frau den dreifachen Lutz gesprungen bin.
War unter den Eislaufstars das Konkurrenzdenken sehr ausgeprägt?
Wenn eine auf dem Eis war, haben die anderen natürlich schon sehr genau geschaut. Aber wir haben uns nicht die Schlittschuhe an die Köpfe geworfen, falls Sie das meinen!
Zur Person
Denise Biellmann, geb. 1962 in Zürich, gewann mit acht Jahren ihren ersten internationalen Wettkampf. Sie wurde dreimal Schweizer Meisterin, einmal Europa- und einmal Weltmeisterin. 1981 zog sie sich aus dem Amateursport zurück, tourte für Holiday on Ice durch Europa. Auch heute tritt sie noch in verschiedenen Eisrevuen auf. Denise Biellmann lebt mit dem früheren britischen Eiskunstläufer Colin Dawson, mit dem sie auch mal verheiratet war, bei Zürich.
Warum haben Sie sich schon mit 18 Jahren vom Amateursport zurückgezogen?
Früher gab es die so genannte Pflicht, das waren bestimmte Figuren, die man laufen musste. Das hat mir nie Spaß gemacht. Als Profi fiel dies weg. Und nach Lake Placid kamen eben auch sehr gute Angebote, zum Beispiel von Holiday on Ice. Ich fand es verlockend, als Stargast in so tollen Shows mitwirken zu können. Und ich dachte, dass ich als Weltmeisterin die besten Verträge abschließen kann. Vielleicht wäre ich später ja nur noch Zweite geworden.
Mit dem sportlichen Ruhm kamen auch prominente Männer - wie Udo Jürgens?
Das wurde total aufgebauscht. Er hat mich in Zürich in den Zirkus Knie eingeladen, und das gab einen Aufruhr. Ich war damals ja gerade 17 Jahre alt.
17 Jahr, blondes Haar...
Wir sind ein paarmal ausgegangen, aber da war nichts.
Vor einiger Zeit meinte Udo Jürgens, dass in Sachen Sex bei Frauen über 40 nicht mehr viel läuft - und Sie haben in der Schweizer Presse protestiert.
Sex ist für mich kein Tabuthema, und somit hatte ich keine Probleme, dazu Stellung zu nehmen.
Wie lange wollen Sie noch in Eisshows laufen?
Bestimmt noch ein, zwei Jahre.
Und was kommt danach?
Natürlich habe ich Ideen. Aber ich gehöre nicht zu denen, die ihr Leben genau planen. Die Gegenwart ist mir wichtig, und irgendwelche Türen öffnen sich immer.
Interview: Juliane Lutz