Was macht eigentlich... ...Hans Krankl?

Der österreichische Stürmer schickte bei der WM 1978 mit seinem Tor zum 3 : 2 die deutschen Kicker vorzeitig nach Hause - die "Schande von Córdoba".

Die Österreicher haben den Deut schen 1978 die WM versaut - und Sie waren maßgeblich daran beteiligt. Freuen Sie sich, dass Deutschland gegen Italien jetzt untergegangen ist?

Ich gebe zu, ich habe Italien die Daumen gedrückt. Das liegt daran, dass ich ein italienischer Spanier bin, wenn es um Fußball geht. Also, da brauch ich keine Rücksicht nehmen, nur weil ihr unsere Nachbarn seid's.

Seit März sind Sie Fußballexperte für "Premiere Österreich". Kommentieren Sie doch bitte mal das Spiel in Florenz.

Entsetzlich. Entsetzlich für Deutschland. Ein Debakel. Fairerweise muss man aber sagen, den Italienern ist einfach alles gelungen an diesem Tag, den Deutschen halt gar nichts. Die Wahrheit ist aber, dass die Italiener ganz einfach vom Spielermaterial mehr Qualität haben. Doch dass das so krass ist, hätte man nicht geglaubt.

Bereits im August 2004 haben Sie gesagt: "Die Deutschen haben die Entwicklung im Fußball verschlafen."

Die Deutschen haben zu wenig Wert auf Technik und Taktik gelegt und den Nachwuchs vernachlässigt. Nur Athletik war wichtig, jahrzehntelang.

Die Österreicher sind überhaupt nicht bei der WM dabei, und Sie waren Nationaltrainer. Was haben Sie denn falsch gemacht?

Auch wir haben die Entwicklung verschlafen, nur halt auf einem niedrigeren Niveau. Deutschland will Weltmeister werden, uns hätte es genügt, wenn wir bei der WM hätten dabei sein dürfen. Das zeigt die Ansprüche. Dass Deutschland Weltmeister werden möchte, ist für mich ein berechtigter Wunsch. Ihr habt's die WM im eigenen Land. Das gehört sich dann so. Wenn man aber Realist ist, muss man feststellen, die Voraussetzungen für einen Weltmeister Deutschland sind nicht gegeben. Wenn die Mannschaft Glück hat, kann allerdings viel passieren.

Zur Person

Seine größten Erfolge feierte Hans Krankl, am 14. 2. 1953 als Sohn eines Wiener Straßenbahners geboren, bei Rapid Wien. Dort wurde er österreichischer Meister und Pokalsieger, 1978 sogar Europas Torschützenkönig. Das war das Jahr, das Krankl unsterblich machte: Beim 3:2 über Deutschland schoss er zwei Tore. Krankl, der auch mal Fortuna Köln trainierte und als Sänger "Johann K." die österreichischen Charts stürmte, ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Verfolgen Sie eigentlich die Diskussion um Jürgen Klinsmann in Österreich?

Natürlich. Dazu muss ich jetzt zwei Dinge sagen: Dass der Prügel kriegt vom Beckenbauer, vom Effenberg, ist klar. Es wird verdammt eng für ihn nach dem Debakel in Florenz und der Sache in Düsseldorf. Ich muss aber auch sagen, der Klinsmann gefällt mir. Der ist ein sturer Hund. Der kümmert sich nicht, was irgendwer sagt.

Wäre das in Österreich passiert, wäre der Ärger ähnlich?

Ach, die Nörgler sind in Österreich auch sehr, sehr ausgeprägt. Deutsche und Österreicher verbindet zwar eine Hassliebe, aber beim Nörgeln sind wir ein Volk.

Und wie zeigt sich diese Verbundenheit?

Bei uns läuft's so ab wie bei euch. Die Medien husten die Leut auf, dann geht's von selber. Negativisten sind deutsch-österreichischer Herkunft.

Sie legen bei der österreichischen Hymne immer die Hand aufs Herz...

Am Anfang haben das viele belächelt. Weil sie zu dumm sind, um zu verstehen, was ich damit ausdrücken wollte, meine Ehrerbietung für mein Land. Ich hab das so gelernt, ich bin so erzogen worden, ich habe das auch in Amerika gesehen. Für mich war das eine Herzensentscheidung.

Ihren Job als Teamchef der Österreicher haben Sie verloren. Was machen Sie zurzeit? Wollen Sie noch mal Trainer werden?

Das wird sich wahrscheinlich ergeben. Spanien, Italien und die deutsche Bundesliga sind immer für mich interessant. Den FC Köln hätte ich gerne gerettet, aber man hat einen Schweizer genommen. Der Wolfgang Overath, der Präsident, den ich sehr schätze, hat leider vergessen, mich anzurufen.

Interview: Gerald Drißner

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