Was macht eigentlich... ...Monty Roberts?

Gewaltfreier Umgang mit Pferden machte den früheren Trainer und heutigen Manager weltberühmt - wie seinen Bestseller "Der mit den Pferden spricht" .

Mr. Roberts, wir zweifeln an Ihnen!

Da sind Sie nicht die Ersten.

Was, bitte, treibt einen 70-jährigen Kalifornier mitten im Winter in die neblige Kälte der norddeutschen Provinz?

Oh, ich erhole mich hier. Sehen Sie, im vergangenen Jahr war ich 310 Tage auf Reisen. Ich halte Kommunikationsseminare ab, berate Leute, bilde aus - vom General-Motors-Vorstand bis hin zu den Aborigines. Ich arbeite fast nur noch mit Menschen. Hier auf dem Gestüt Fährhof bei Bremen habe ich zehn Tage lang nur mit Pferden zu tun, das ist Urlaub!

Und was machen Sie hier den ganzen Tag?

Ich "starte" junge Pferde. Alles künftige Weltklasse-Champions! Sie kommen von der Koppel, haben noch nie in ihrem Leben einen Sattel gesehen. Traditionell braucht man vier bis sechs Wochen, bis solch ein Pferd einen Reiter akzeptiert. Sechs Wochen Zwang und Gewalt, um seinen Willen zu brechen. Wir machen das hier in dreißig Minuten und ohne den geringsten Druck.

Es gibt Menschen, die halten Sie für einen Scharlatan.

Aber sicher! Ich wurde immer wieder ausgelacht, beschimpft, für verrückt erklärt. Ich habe sogar Morddrohungen bekommen.

Und dann erschien 1989 Königin Elisabeth II. in Ihrem Leben...

Dieser Frau verdanke ich alles! Sie liebt die Pferde, hatte in einer kleinen Fachzeitschrift über mich gelesen und lud mich ein. Ich habe ihr meine Methode vorgeführt - und sie hat daraufhin mein Leben verändert. Ohne sie hätte ich nie ein Buch geschrieben, sie hat mir Verleger empfohlen, meine Entwürfe gegengelesen.

Zur Person

Monty Roberts, 1935 als Sohn eines Pferdetrainers in Salinas, Kalifornien, geboren, wurde schon in jungen Jahren nach Rodeo-Siegen als reiterisches Wunderkind gefeiert. Abgestoßen von der Gewalttätigkeit des Vaters, entwickelte er eine sanfte Methode des Pferdetrainings und wurde zum "Pferdeflüsterer" - Vorbild für den Film mit Robert Redford. Heute engagiert sich der Ehrendoktor der Uni Zürich und Kommunikationstrainer für soziale Projekte. Er lebt mit seiner Frau Pat auf der kalifornischen Farm "Flag is Up" und züchtet Rennpferde.

Wie ist Ihr Verhältnis heute?

Ganz wunderbar. Im März wollte sie mich eigentlich mit nach Australien nehmen, da bin ich aber leider in Skandinavien. Wir sehen uns regelmäßig, ich wohne dreimal im Jahr auf Schloss Windsor, coache ihre privaten Pferde, berate ihre Mitarbeiter und diskutiere stundenlang mit ihr. Sie schätzt mein Kingshurst Junior School Project...

...eine ehemalige Problemschule in Birmingham, die heute nach Ihren Methoden unterrichtet.

Ja. Sie wäre beinahe geschlossen worden - zu viel Gewalt, zu viele Drogen, keine Hoffnung. Heute gilt sie als schulisches Exzellenzzentrum, ich schreibe gerade an einem Buch über dieses und andere Wunder. Es ist schön für einen alten Mann, wenn die Dinge so gut laufen.

Sind Sie glücklich, Mr. Roberts?

Sehen Sie sich mein Leben an: Mein Vater hat mir vor der Pubertät 71-mal die Knochen gebrochen. Später habe ich eine wunderbare Methode der gewaltfreien Erziehung gefunden, mit mehr als 40 000 Pferden gearbeitet. Ich war befreundet mit James Dean und Ronald Reagan, habe 47 Kinder adoptiert, meine Lebensgeschichte stand 58 Wochen auf der Bestsellerliste der "New York Times". Und nun bin ich über 70 und lerne trotzdem noch jeden Tag was Neues. Glauben Sie mir - ich hatte nie so viel Spaß in meinem Leben wie heute! Ja, ich bin sehr glücklich.

Na dann: Wie wäre es mit einem kleinen aktuellen Gewinntipp für die Rennbahn? Mit Ihrem Pferdeverstand müsste man da ein Vermögen machen...

Vergiss es! Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen blanken Penny gewettet. Niemals. Ein kluger Barkeeper fängt ja schließlich auch nicht an zu nippen.

Interview: Christoph Wirtz

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