Das Problem ist nicht das Pferd. Das Problem ist sein Besitzer. Auch wenn Monty Roberts, der "Pferdeflüsterer" aus Kalifornien, sich bei seinen Auftritten um Ängste und Aggressionen des Tieres kümmert, meint er den Menschen. Denn dieser macht das Pferd zu dem, was es ist. An diesem Samstag startet der 69-Jährige, der seit dem ersten Lebensjahr im Sattel sitzt, in Köln seine Tour "Die Sprache der Pferde" durch Deutschland. Am 29. Mai ist er in München und am 4. und 5. Juni in Berlin.
Jeder kann "Equus" lernen
Roberts nennt die Pferdesprache "Equus". Übersetzt ist sie ein denkbar menschlicher Umgang: Vertrauen schaffen, Sicherheit geben, berechenbar sein. Seine Worte sind Blicke, Körperhaltung und Stimme. Das hat ihm bis zur Königin von England Ruhm und Ehre eingebracht. Kritiker und Neider gibt es dennoch.
Bei dieser Tour will Roberts auch das Können zweier Schüler zeigen. Überhaupt ist er überzeugt, das jeder "Equus" lernen kann. Als größte Enttäuschung beschreibt er in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur die Auffassung von Reitern, dass sie seine Verbindung mit dem Pferd nie erreichen könnten. "Es ist nicht so, dass ich auf irgendeiner Wolke geboren wurde." Doch wäre das alles so einfach, würden sicher mehr Pferde auf Zuruf in den Hänger gehen oder sich - frisch von der Fohlenwiese - willig satteln lassen.
Eine falsche Körperbewegung und das Pferd ist wieder verunsichert
Im "round pen" - einem eingezäunten Kreis - scheucht Roberts das Pferd für einige Minuten von sich weg, um im entscheidenden Moment Entwarnung zu geben. Das Pferd signalisiert, dass es nichts als Sicherheit will und sich dem "Leittier" Roberts unterordnet. Es trottet ihm brav hinterher. Manche Reiter verpassen diesen Moment mit der Folge, dass das Pferd erst einmal gar nicht mehr kommt.
Auch wenn Roberts bei einer Show ein Pferd binnen kurzer Zeit dazu gebracht hat, erstmals in einen Transporter zu gehen, heißt das noch lange nicht, dass es nach dem Auftritt seinem Besitzer den selben Gefallen tut. Eine falsche Körperbewegung und das Pferd ist wieder verunsichert und verweigert sich. Außerdem hat sich während der Show ja nicht die Aufregung des Besitzers verändert, die sich auf das Pferd überträgt. Die Enttäuschung ist dann groß. Allerdings hat Roberts mit dem "round pen" ein Hilfsmittel, das im Alltag nicht vorhanden ist. Das Fluchttier Pferd hat eine Grenze.
Die Queen machte ihn bekannt
Der Reiter müsse verstehen, dass er selbst an dem neuen Umgang arbeiten muss, sagt Roberts. Wer zu Hause nicht an sich arbeite, lande dort, wo er schon vorher war. Zehn Prozent seiner Zuschauer änderten nach einer Show ihr Verhalten. Es sei auch nicht einfach, gute Trainer zu finden, die seine Arbeit fortsetzen können. In Deutschland gebe es gerade einmal zwei. Nicht jeder sei bereit, Zeit, Geld und Ausdauer zu investieren, meint Roberts. "Ich brauche nicht viele Trainer, aber ich will höchste Qualität."
Schon als Kind hat er den Umgang mit dem Pferd revolutioniert. Lange war er verlacht worden. Als ihn Pferdenärrin Queen Elisabeth 1989 um Hilfe bat, begann für Roberts eine neue Zeit. Er wurde international bekannt und veröffentlichte auf königlichen Rat seine Methode. Sein oberstes Gebot ist, dem Tier keine Gewalt anzutun und dessen Willen nicht zu brechen - so wie es teilweise immer noch Praxis ist und auch in Robert Redfords Film "Der Pferdeflüsterer" zu Monty Roberts Entsetzen dargestellt wurde.
Als größten Fehler seines Lebens bezeichnet Roberts, dass er nicht schon früh über die Brutalität seines Vaters gesprochen hat. Dieser schlug nicht nur Pferde beim Einreiten halb tot. "Ich hatte bis zum Alter von zwölf Jahren 71 Knochenbrüche. Keiner davon von einem Pferd - alle von meinem Vater." Heute lehrt er Kinder - er selbst hat 47 Pflegekinder -, nicht zu schweigen, wenn ihnen Gewalt angetan wird. Auf die Frage, warum er sich nicht zur Ruhe setzt, antwortet er: "Meine Berufung ist, die Welt als einen besseren Platz zu verlassen, als ich sie vorgefunden habe: für Pferde und für Menschen."
Kristina Dunz, DPA