was-macht-eigentlich James Caan

Der amerikanische Schauspieler wurde berühmt durch seine Rolle als »Sonny« in DER PATE. Berüchtigt war er wegen seines Privatlebens, das bis zur Selbstzerstörung ging

Der amerikanische Schauspieler wurde berühmt durch seine Rolle als »Sonny« in DER PATE. Berüchtigt war er wegen seines Privatlebens, das bis zur Selbstzerstörung gingZur Person :

James Caan, 62, wurde in New York als Sohn eines jüdischen Fleischhändlers geboren. Mit mäßigem Erfolg studierte er Jura und Geschichte, wechselte später auf die Schauspielschule. Heute lebt er mit seiner vierten Ehefrau und zwei kleinen Söhnen auf einer Ranch in Utah. Seinen ersten großen Erfolg hatte James Caan 1972 in Francis Ford Coppolas Mafia-Epos »Der Pate«, in dem er den unbeherrschten ältesten Sohn eines Mafiabosses spielte

Hat »Sonny« Ihr Leben verändert?

Die Leute in New Yorks »Little Italy« nennen mich noch heute Sonny. Sie glauben, ich sei tatsächlich italienischer Abstammung. Dabei bin ich Jude. Ich wuchs nur in der Nachbarschaft von fast ausschließlich italienischen Familien auf. Am verrücktesten ist, dass ich von New Yorks italienischer Kommune schon zweimal zum »Italiener des Jahres« gewählt wurde.

In den 80ern waren Sie dann plötzlich von der Bildfläche verschwunden.

Nach dem »Sonny« flatterte mir so ziemlich jedes wichtige Hollywood-Drehbuch auf den Tisch. Ich konnte die besten Rollen herauspicken, die besten Regisseure. Alles lief prima, bis sich meine selbstzerstörerische Ader wieder meldete.

Wie meinen Sie das?

Ich verlor den Boden unter den Füßen - Sex, Drogen und Alkohol. Ich war für meine Umwelt nur schwer zu ertragen. Der Leukämie-Tod meiner Schwester hat mich dann restlos aus der Bahn geworfen.

Wie haben Sie die Krise bewältigt?

Ich zog mich völlig zurück, wollte mich nur noch um meine Mutter und meinen Sohn Scott kümmern, die brauchten mich. Dann wurde mir klar: Scott wusste seit langem, dass ich Drogen nahm. Ich schämte mich schrecklich und beschloss, mit dem Zeug aufzuhören.

Und so kamen Sie zurück zum Film?

Eher aus akuter Geldnot. Nach sieben Jahren Abstinenz musste ich den Bettelgang nach Hollywood antreten, für einen Schauspieler ein ziemlich schwerer Weg.

Sie mussten um Rollen betteln?

Zum Glück traf ich auf den Regisseur Rob Reiner. Er bewahrte mich davor, Filmleuten in den Hintern kriechen zu müssen. Rob bot mir die Rolle des von einem Fan gequälten Schriftstellers in der Stephen-King-Verfilmung »Misery« an, später einen Part in »Honeymoon in Vegas«.

Aber den ganz großen Wurf konnten Sie seither nicht wieder landen?

Gerade ist mein neuer Film »A Glimpse of Hell« angelaufen, in dem ich einen Navy-Captain spiele. Die Jahre davor hab ich hauptsächlich in Independent-Filmen gespielt. Das bringt zwar nicht viel Geld, gab mir aber das Gefühl, beruflich wieder am Leben zu sein. So habe ich mit Mark Wahlberg und Joaquin Phoenix »The Yards« gedreht, neben Ryan Phillippe einen alternden Söldner gespielt. Womöglich bekomme ich doch noch die Chance, ein paar Dollar mehr zu verdienen. Denn meine drei Ex-Frauen kassieren noch immer fleißig ab.

Wie leben Sie denn heute?

Mit meiner vierten Frau Linda und unseren Söhnen James und Jacob auf einer Ranch in Utah. Das Geld für das Anwesen habe ich mir von einem Freund geliehen. Und ich muss sagen: Mir gefällt dieses Familienleben außerordentlich gut.

Ihr ältester Sohn Scott ist auch Schauspieler. Haben Sie Angst um ihn?

Nein, ich bin wirklich sehr stolz auf ihn. Er wird seinen Weg gehen, da bin ich sicher.

Was haben Sie ihm geraten?

Jungen Schauspielern sage ich immer: Konzentriert euch auf eure Arbeit. Die besten Schauspieler sind die, die einfach nur ihren Job gut erledigen. Wenn ich sehe, welches Tamtam heute oft an den Sets gemacht wird, wo so genannte Stars ihren Friseur, Fitnesstrainer und Koch mitbringen, kann ich nur den Kopf schütteln. Die wollen doch nur ihre Schwächen übertünchen.

Ansichten eines neidischen HollywoodVeteranen?

Vorsicht, Sonny Corleone würde bei einem solchen Spruch kurzen Prozess machen.

Interview: Andreas Renner

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