Seine Worte haben viele schockiert, nun rudert er zurück: Der Modedesigner Wolfgang Joop hat sich für seine umstrittenen Äußerungen in einem Interview mit dem "Spiegel" öffentlich entschuldigt. "Meine Aussage bezüglich der Sünde in der Modewelt war im Kontext deplatziert", schrieb der 76-Jährige auf Instagram und Facebook. "Hierfür möchte ich mich an dieser Stelle aufrichtig entschuldigen und betonen, dass ich jegliche Form von Machtmissbrauch und Gewalt damals wie auch heute zutiefst ablehne."
Beinahe beiläufig hatte Joop in besagtem Interview davon berichtet, dass früher Zwangsprostitution der Models in der Modebranche üblich war. Er habe bei Karl Lagerfelds Tod geweint, sagte Joop, "weil diese Welt so wunderbar frivol und frigide war. Alles war käuflich. Die Agenturen gaben die Schlüssel zu den Zimmern der Models, die nicht so viel Geld brachten, an reiche Männer. Und wenn sich ein Mädchen beschwerte, hieß es: Wir können auch auf dich verzichten." Joop stimmte auf Nachfrage zwar zu, dass dies fürchterlich sei. "Aber wirklich schön ist die Modewelt nur, wenn es auch die Sünde gibt."
Sorgen Joops Aussagen für eine #MeToo-Aufklärung?
Im Netz sorgten seine verklärenden Worte über sexuellen Missbrauch für Entsetzen und scharfe Kritik. Als "Verherrlichung von Gewalt und Demütigung von Frauen" bezeichnete etwa die Grünen-Europaabgeordnete Katrin Langensiepen auf Twitter die Äußerungen. Auch über die Rechtslage wurde diskutiert. "Macht der sich nicht mindestens als Mitwisser auch strafbar mit solchen Aussagen? Unerträglich!", schrieb eine Userin, andere forderten die Staatsanwaltschaft auf, zu ermitteln. Eine andere Twitter-Userin schrieb: "Es wäre die richtige Zeit dafür, dass sich die vergewaltigen Models zusammentun und die Zuhälter sowie die Vergewaltiger anzeigen. Jetzt wird man es ihnen glauben!"

Es wäre nicht der erste #MeToo-Skandal der Modebranche. In der Vergangenheit wurden immer wieder Designer, Agenten und Fotografen von Models wegen sexueller Übergriffe und Machtmissbrauch angeklagt, zuletzt etwa Mario Testino, Gérad Marie und Ed Razek. Joops Entschuldigung wurde im Netz als unglaubwürdig aufgenommen. "Da offenbart jemand schon mal ehrlich die Menschenfeindlichkeit seiner Branche und dann entschuldigt er sich, weil er den Einblick gab. Er sollte sich bei den Models entschuldigen, dass er nie gegen diese Zustände eingeschritten ist", schrieb ein Twitter-User.