Nein, es kommt einem nicht nur so vor, als dass der Partner oder die Partnerin einen manchmal absolut nicht versteht. Forscher haben feststellen können, dass positive und negative Reize tatsächlich bei Männern und Frauen unterschiedliche Gehirnaktivitäten auslösen. Psychologisch betrachtet, spielt jedoch auch die Erziehung eine große Rolle.
Männern wird seit Generationen anerzogen, dass sie ihre Gefühle nicht in dem Maße zeigen sollen wie eine Frau. Sie sollen stark sein. Männlichkeit wird assoziiert mit Emotionslosigkeit, Stärke und Macht. Das Zeigen von Schwäche und emotionale Regungen wie das Weinen werden oftmals aberzogen: "Ein wahrer Junge weint nicht" und ähnliche Sprüche folgen. Doch das Problem an der Sache ist, dass Männer nicht lernen, emotional zu denken, zu fühlen und ihre Gefühle auszudrücken. Alles Verhaltensweisen, die vor allem in einer Partnerschaft eine wichtige Rolle spielen.
Der Psychologe Björn Süfke gab der "Süddeutschen Zeitung" ein Interview zum Thema, wie Männer ihre Gefühle ausdrücken und sagt: "Männer drücken ihre Gefühle in der Tat häufig durch Wut aus. Ärger ist das einzige Gefühl, das ihnen zugestanden und Frauen abgesprochen wird. Ich sage deshalb auch: Wenn ein Mann ärgerlich ist, kann es genauso gut sein, dass er eigentlich hilflos, traurig oder ängstlich ist". Eine interessante Theorie, die aber ebenfalls eine gute Kommunikations- und Verständnisbasis in einer Beziehung erschwert. "Im Schnitt weinen Männer einmal im Monat, Frauen jedoch dreimal", so der Psychologe.
Männliche Kommunikation läuft anders ab als bei Frauen
Dieses Phänomen findet man auch in den Freundschaften unter Männern wieder. Wer kennt es nicht? Männer, die untereinander über den Whiskey schwadronieren, Fifa zocken oder über Politik diskutieren, anstatt den in Trennung lebenden Freund mal zu fragen, wie es ihm eigentlich geht, was er fühlt und wie er klarkommt? Frauen kommunizieren in der Regel anders, vor allem untereinander. All diese Unterschiede sind laut Süfke zurückzuführen auf die "männliche Erziehung" unserer Gesellschaft.
Doch auch im Gehirn sind unterschiedliche Prozesse bei den Geschlechtern mithilfe der Magnetresonanztomographie nachweisbar. Die Wissenschaftler des Jagiellonen-Universitätskrankenhauses in Polen führten eine Studie durch, die medizinisch nachweisen konnte, dass bei gleichen Reizen und Eindrücken andere Gehirnareale bei Männern und Frauen angesprochen werden: "Männer konzentrieren sich in der Regel auf Sinneseindrücke, wenn sie emotionale Reize wahrnehmen und leiten daraus erforderliche Handlungsanweisungen ab, während Frauen eher den Gefühlen Aufmerksamkeit schenken, die durch emotionale Reize ausgelöst werden", bestätigt Andrzej Urbanik, Leiter der radiologischen Abteilung.
In Beziehungen reden wir oft aneinander vorbei und aktivieren sogar andere Hirnregionen
Die Forscher zeigten den Probanden, die alle im Alter von 18 bis 36 Jahre alt waren, positive und negative Bilder. Die Auswertung der Studie ergab: "Im Gehirn der Männer aktivierten die Bilder den linken Bereich der sogenannten Inselrinde (Inselcortex), einem Hirnareal, das für Entscheidungsfindungen und subjektive Gefühle zuständig ist, die wiederum zur Handlungsbereitschaft motivieren. Bei Frauen deutet die beobachtete Gehirnaktivierung auf eine stärkere Beteiligung des neuronalen Netzes hin, das mit der Identifizierung emotionaler Reize verbunden ist", sagt Dr. Urbanik.
In Summe konnten die Forscher auch feststellen, dass Männer eher zu Handlungen bei negativen Bildern neigen als Frauen. Erstaunlich ist auch, dass positive Bilder bei Frauen sich mit einem Hirnareal verknüpften, das für "das Gehörte und Erinnerungen steht". Bei Männern verknüpften sich die gleichen Bilder mit einer anderen Hirnregion, die mit visueller Wahrnehmung und der Motivationsbereitschaft verbunden ist.
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Quellen: Süddeutsche Zeitung, Studie