Eine immer beliebter werdende Form der zwischenmenschlichen Verbindung in einer Zeit, in der Dating unverbindlicher wird, ist die Situationship. Das Wort setzt sich zusammen aus dem englischen Wort für Beziehung, relationship, und der Situation, also einem Moment. Eine Beziehung für den Moment quasi. Es ist eine Mischform aus Freundschaft Plus und einem Anteil Beziehung. Oftmals enger im Kontakt als es in einer Affäre der Fall ist, aber bitte doch nicht zu eng, so wie eventuell eine Beziehung empfunden werden könnte.
Diese Beziehungsform ist ein Schwebezustand zwischen den Welten der absoluten Unverbindlichkeit und der Monogamie. Beim Dating kommt es vor, dass man sich in einer Situationship befindet, ohne dass man es richtig registriert. Grundsätzlich kann man den häufigsten drei Verbindungsformen folgende Merkmale zuordnen, die sich jedoch von Paar zu Paar individuell auch unterscheiden können.
Die Erkennungsmerkmale einer Beziehung sind meistens:
- Eine monogame Paar-Beziehung
- Man lernt Familie und Freunde kennen
- Zukunftspläne werden ausgesprochen, gemeinsame Urlaube, Zusammenziehen usw.
- Man verbringt viel Zeit miteinander und teilt sein Innerstes
- Die körperliche Nähe wird gegenseitig gesucht
- Die Emotionen sind meist ausgeglichen für einander
Eine Situationship zeichnet hingegen aus:
- Körperliche Nähe
- Oftmals ein freundschaftliches Verhältnis, in dem man mindestens Alltagsgeschichten miteinander teilt
- Die Themen Monogamie und Zukunft werden totgeschwiegen
- Man präsentiert sich nach außen hin nicht als Paar, unternimmt aber auch mal etwas außerhalb der vier Wände
- Die Verabredungen sind ähnlich wie in einer Beziehung regelmäßig, jedoch nicht ganz so häufig
- Man hat zwar keinerlei Verpflichtungen gegenseitig, die Erwartungshaltung ist aber dennoch eine Form der gegenseitigen Treue
- Es kommt häufig vor, dass einer mehr für den anderen empfindet
Die Hauptmerkmale einer Affäre:
- Eine Affäre bestimmt sich vielfach durch das sexuelle Interesse aneinander
- Die Treffen sind unregelmäßig und spontan, es können auch Wochen und Monate dazwischen vergehen
- Es wird wenig Privates ausgetauscht
- Der sexuelle Akt ist häufig auf die Bedürfnisbefriedigung ausgerichtet, selten bis gar nicht begleitet von Nähe wie Kuscheln
- Die Distanz zwischen beiden Menschen im Vergleich zu einer Beziehung ist häufig spürbar
- Man hat keinerlei Verpflichtungen und es wird auch nicht nach Nebenbuhlern gefragt
- Bestmöglich sollten keine Gefühle im Spiel sein, um Abläufe unkompliziert zu halten
Eine Situationship ist gemütlich, aber sie stagniert
Beim Prozess des Kennenlernens zu erkennen, dass man sich bereits in einer Situationship befindet und nicht in eine wachsenden Beziehung ist durchaus schwierig. Vor allem der Zeitfaktor und das Engagement des Gegenübers geben einen Eindruck, ob die Situation auf Dauer stagnieren wird oder ob sich die Verbindung weiterentwickelt. Beispielhaft ist zu nennen: Man trifft sich jede Woche, übernachtet bei einander, vielleicht kuschelt man sogar bei einem Film, doch dieser Zustand bleibt. Es gibt keine weiteren Entwicklungen in der Kennenlernphase. Man spricht das Thema Zukunft und Gefühle nicht an. Bleibt diese Rest-Distanz zwischen zwei Menschen bestehen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man sich in einer Situationship befindet.
Was gerade der Gen Z Probleme bereitet, sie zu verlassen oder mehr anzustreben: Die Situationship nimmt sich die Vorteile einer Beziehung, wie Nähe und Freundschaft, behält sich aber die Unverbindlichkeit einer Affäre vor, falls doch noch jemand Besseres am Dating-Horizont erscheint. Eine Situationship endet vielfach damit, dass einer Gefühle entwickelt, mehr Verbindlichkeit fordert, die Enttäuschung wächst oder die große Frage stellt: "Was ist das zwischen uns und was kann das noch werden?" Der Mangel an Gefühlen auf einer Seite führt ab diesem Punkt in der Regel zum Aus, denn wären ausreichend Gefühle vorhanden, hätte sich die Verbindung klarer in die Beziehungsrichtung entwickelt.
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