London Fashion Week Kleider auf den Rippen

Statt der Mode steht auf der diesjährigen "Fashion Week" in London die Diskussion um Mager-Models im Mittelpunkt. Und noch ein zweites Thema bewegt die Gemüter - vorgetragen von Naomi Campbell.

Die Mode hatte es nicht leicht, auf der diesjährigen "Fashion Week" in London im Mittelpunkt zu stehen - zu sehr wurde die Herbst-Winter-Modewoche, die diesen Freitag zu Ende ging, von der Diskussion um Mager-Models überschattet. Auslöser war die Weigerung der Londoner Modewelt, ultradünne Models von den Laufstegen zu verbannen - so wie es zuvor bei der Modewoche in Madrid geschehen war.

In den Shows der Designer Betty Jackson und Ashley Isham am vorletzten Tag der Modewoche seien zwei Models auf den Laufsteg geschickt worden, die ungesund dünn aussahen, sagte eine Ärztin der britischen Zeitung "Evening Standard" vom Freitag. Dabei hatte Hilary Riva, die Chefin des britischen Modemacher-Verbandes BFC, zu Beginn der "Fashion Week" versichert, dass die Designer "auch ohne gesetzlichen Zwang" nur gesund wirkende und mindestens 16 Jahre alte Models einsetzen würden: "Es wird kein Model auf dem Londoner Laufsteg geben, das Größe Null hat." Eine Mindestgröße sei aber irreführend, weil auch sehr schlanke und zarte Models völlig gesund sein könnten.

Ein Weckruf, den niemand hört

Der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Handel und Industrie, Peter Luff, hatte nach dem Tod eines 18 Jahre alten Models aus Uruguay ein Laufstegverbot für zu dünne Models gefordert. Das Mädchen war Ärzteangaben zufolge Anfang der Woche an Magersucht gestorben. "Es ist ein Weckruf an die Modeindustrie, aber wie viele Weckrufe muss es geben?"

An der Debatte hatte sich zuvor auch Top-Model Naomi Campbell beteiligt. Allerdings nahm sie die Modeindustrie in Schutz: Magersucht sei ebenso wie die Abhängigkeit von Alkohol oder Drogen eine Krankheit, für die man nicht der Industrie die Schuld geben könne, sagte die 36-jährige Britin, die in ihrer langjährigen Karriere nie wegen Gewichtsproblemen aufgefallen ist. Die Verantwortung für ihre Körper liege bei den Models selbst.

Proteste gegen Pelzkrägen

Campbell war zugleich der Star einer Modenschau, die auf der "Fashion Week" eine zweite Diskussion auslöste: Sie lief bei der Präsentation des britischen Star-Designers Julien Macdonald am Dienstagabend in einem Mantel mit Pelzkragen über den Laufsteg. Macdonald hatte zwar ein Zeichen gegen Mager-Models gesetzt, indem er auf ultradünne Frauen verzichtete - verwendete aber in fast jedem Stück seiner neusten Kollektion Pelz. Vertreter der Tierschutzorganisation PETA riefen daraufhin zum Boykott des Designers auf. "Jedes Jahr werden unzählige Tiere für Juliens Kollektion getötet - im Namen von Habgier und Eitelkeit", kritisierte die Organisation.

Macdonald präsentierte Kostüme mit dreiviertellangen Ärmeln, schwarze Stirnbänder, züchtige, knielange Faltenröcke und mit Pailletten verzierte Minikleider in Schwarz und Gold, die deutlich vom Stil der zwanziger und der achtziger Jahre inspiriert waren.

An Kreationen vergangener Jahrzehnte orientierten sich auch andere Modemacher mit ihren Kollektionen. Dazu zählten junge britische Talente wie Giles Deacon, Todd Lynn und Christopher Kane, aber auch etablierte Modemacher wie Paul Smith. Der steckte seine Models in elegante dreiviertellange Hosen, karierte Westen und Faltenröcke. Der Abschluss der Showwoche gehörte allerdings einem Amerikaner: Die Laufsteg-Schau von Marc Jacobs am Freitagabend gilt als besonderer Gradmesser für kommende Trends.

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Oliver Bilger/DPA

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