Metro-Sex Neue Männer braucht das Land

Er ist durchschnittlich 30 Jahre alt, seine Finger sind manikürt, er geht gerne einkaufen und benutzt regelmäßig Hautpflegeprodukte. Und er ist trotzdem heterosexuell. Das Phänomen hat einen Namen: "Metrosexuell".

Aber der neue Mann ist nicht nur ein gepflegter Schönling, er ist auch liebevoller Familienvater und ganzer Kerl, der in die Kneipe und zum Fußball geht. Einfach perfekt. Findet auch die Kosmetikindustrie, denn der Markt für Herren-Hautpflege ist in diesem Jahr um rund 40 Prozent gewachsen. Aus 200 Pflegeserien kann Mann mittlerweile wählen. Ikone und Leitwolf des Metro-Trends ist David Beckham. Domenico Dolce und Stefano Gabbana schneiderten dem Fußballgott eine ganze Kollektion auf den Leib, weil sie seine Stilsicherheit bewundern. Trendsetter David trägt ganz selbstverständlich Haarreif, verwendet gern den Nagellack von Gattin Victoria und ab und zu auch deren Dessous.

Der Begriff metrosexuell wurde 1994 von dem britischen Journalisten Mark Simpson geprägt: eine Wortschöpfung, um die wachsende Gruppe kosmetikbewusster Männer zu beschreiben. Da Simpson die Käufer von Herrenparfüm, Deo und After Shave zu Recht vor allem in Großstädten vermutete, nannte er sie metrosexuell (von: Metropole = Großstadt). Der Begriff wurde von Marketing- und Kosmetikfirmen für die neue hochinteressante Zielgruppe übernommen.

Doch niemand konnte damals ahnen, dass sich mit dem Wort Metro-Sex ab 2003 ein neuer Lifestyle und ein neuer Männertyp verbinden würde. Eines der hipsten TV-Formate in Amerika macht es gerade vor: In "Queer Eye for the straight guy" geht es Woche für Woche um fünf Schwule, die heterosexuelle Männer zu metrosexuellen Stil-Ikonen ummodeln. Dazu gehören neben dem modischem Outfit und den manikürten Händen auch Make-up mit Lidschatten und Lip Gloss. Auch in Europa ist der Trend angekommen und prägt vor allem die Hochglanzwerbung. Soeben hat der Pariser Modeschöpfer Jean Paul Gaultier eine komplette Make-up-Linie für Herren entwickelt - mit Bronzepuder, Khajal- und Lippenstift.

"Schwul leben - heterosexuell lieben"

lautet die selbstbewusste Devise der Metro-Sex-Männer. Wie viele kom-mende Modesaisons der neue Trend überleben wird, ist unklar. Aber eines zeigt sich deutlich: Der Umsatz bei der Herrenkosmetik steigt kontinuierlich - dem neuen Mann sei Dank.

Jens Maier

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