Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im kommenden Jahr bei der Weltmeisterschaft in Russland den Rasen betritt, werden vor allem ältere Semester ein merkwürdiges Déjà-vu erleben: Die Trikots könnten ihnen irgendwie bekannt vorkommen. Und das im Doppelten Sinne: In seiner klassischen Schwarz-Weiß-Farbgestaltung erinnern die Shirts an die Trikots, die das Nationalteam jahrzehntelang getragen hat. Beim ersten als "Wunder von Bern" in die Geschichte gegangenen WM-Triumph von 1954 ebenso wie 20 Jahre später beim Titelgewinn im eigenen Land. Farblich bilden die neuen Hemden einen klaren Rekurs auf diese klassische Ära.
Doch die Designer nehmen noch einen weiteren WM-Sieg ins Visier: die WM 1990 in Italien. Damals liefen Lothar Matthäus und Co. mit einem schwarz-rot-goldenen Zackenmuster auf, das sie bereits bei der EM 1988 auftrugen. Die Streifen auf der Brustpartie erweisen dem erfolgreichen Trikot von 1990 klar ihre Reverenz.

Dass die Fußballmode bei jedem Turnier wechselt, ist eine vergleichsweise neue Erscheinung. Jahrzehntelang galt das weiße Trikot mit dem schlichten Bundesadler auf der Brust, dazu eine schwarze Hose als das Maß aller Dinge. Von 1954 bis weit in die 1980er Jahre liefen unsere Nationalkicker mit minimalen Variationen dieses Outfits auf. Erst 1988 kam die erste radikalere Korrektur.
Drei Millionen Trikots der Nationalelf verkauft
Doch das Geschäft mit den Leibchen ist zu lukrativ, um bei jedem Turnier mit dem gleichen Outfit aufzulaufen. Inzwischen ändern sich die Mode alle zwei Jahre - sehr zur Freude von Ausrüster Adidas. Allein zur letzten WM verkaufte der Konzern drei Millionen Trikots. Mehrere Milliarden Euro setzte der Sportartikelhersteller 2014 allein mit Produkten rund um die Weltmeisterschaft in Brasilien um - vor allem Kleidung und Bälle.
Und so muss es auch zur anstehenden WM in Russland wieder neue Leibchen geben. Die ästhetische Botschaft scheint auf jeden Fall klar zu sein. Indem das Design die Trikots von drei deutschen Weltmeister-Teams aufnimmt, kann die Mission nur lauten: Titelgewinn. Angesichts der gezeigten Leistungen in der Qualifikation ist dieser Anspruch nicht vermessen.
