Niedlicher Panda, niedliche Sprüche, niedliche Texte? Zumindest bei letzterem lohnt sich bei Cro ein genaueres Hinhören. Der deutsche Rapper, der in der Szene als Softie gilt, wird gerade vom Allgemeinen Studierendenauschuss (AStA) der Uni Bielefeld hart angegangen. Seine Songs "seien von Sexismus und Gewaltfantasien geprägt", schreibt die Vereinigung auf ihrer Facebook-Seite.
Der Post wäre allerdings nur halb so brisant, stünde nicht das alljährliche Campus-Festival kurz bevor, auf dem Cro als Headliner auftreten soll. 15.000 Besucher, Musik auf fünf Open-Air-Bühnen, mehr als 20 Künstler - und das alles schon am Donnerstag. Um den Headliner wurde wie in jedem Jahr ein großes Geheimnis gemacht, dass erst wenige Tage vor dem Event gelüftet wurde. Wenig Zeit für den AStA, Cro noch von der Bühne zu diskutieren. Sie versuchen es trotzdem.
AStA: "Das Problem sind nicht nur die Künstler"
"Kein Bock auf Sexismus! Kein Bock auf Cro!" titelt der Ausschuss bei Facebook und richtet sich nicht gegen den Künstler allein. "Das Problem sind unserer Meinung nach aber nicht nur die Künstler*innen. Denn die werden eingeladen, weil sie von ihren Fans gehört und gesehen werden wollen. Denn trotz, oder gerade, wegen ihrer frauenverachtenden, transfeindlichen, homophoben und antisemitischen Texte sind sie fame. Die Platten von Leuten wie Cro verkaufen sich massenhaft. Sexismus kommt in der Gesellschaft gut an und verkauft sich gut."
Klingt nach einem Widerspruch? Ist es auch. Cro kommt mit seinen Songs und Auftritten fröhlich daher, der Titel "Easy" war vor einigen Jahren auf vielen Bühnen zu hören. Davor zahlreiche Mitzwangziger, die mit ihrem Bier in der Abendsonne wippen. Da überspringt der Geist schon mal die ein oder andere Zeile, die eigentlich gar nicht so nett klingt. Der AStA hat sich seine Texte genauer angesehen.
Cro bastelt sich seine perfekte Frau - alles easy?
"Da singt Cro wie er von Frauen gestresst ist und lieber erstmal chillen will. Frauen stressen ihn, wenn sie schwanger werden oder heiraten wollen. Dafür hat er auch schon eine Lösung parat – erschießen". Anschließend wird folgende Textpassage aus "Easy" zitiert:
Harte Worte. Und auch das neue Album des Rappers stößt beim AStA in Bielefeld auf Kritik. Es handelt von Frauen, Sex, Geld und Ansehen. Besonders problematisch finden die Studierenden das vermittelte Frauenbild, was sie am Song "no. 105" deutlich machen. Hier versuche Cro, seine "perfekte Frau" zu basteln, so dass er über Körper und Geist bestimmen und verfügen könne. "Dabei geht er unheimlich oberflächlich vor und schafft sich sein Idealbild einer Frau. Wenn Cro über Liebe singt erscheint das wie eine Suche nach Perfektion und Vollkommenheit. Vollkommen soll dabei vor allem seine Partnerin sein. Er selbst muss bei dieser Suche allerdings nie Kompromisse eingehen oder sich auf seine Partnerin einlassen."
Bielefelder Campus-Festival ohne Headliner?
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Studierendenausschuss einen deutschen Rapper ins Visier nimmt. Erst im Mai sorgte der AStA der Uni Paderborn für Aufsehen, weil er den Auftritt der "187 Strassenbande" beim dortigen Festival verhinderte. Besonders heikel: Zuvor hatte man monatelang mit dem Auftritt der Rapper geworben und dank ihnen zahlreiche Tickets verkauft. Die Nachricht der Absage kam erst wenige Tage vor dem Festival.
Dass die Studierenden in Bielefeld einen ähnlichen Triumph feiern, ist eher unwahrscheinlich. Ihnen scheint es eher um Aufklärung und langfristige Veränderungen zu gehen. Ihren Facebook-Post schließen sie dennoch mit klaren Worten: "Wir haben keinen Bock auf Sexismus, in gemachte Geschlechterrollen gedrängt oder zu Sexobjekten degradiert zu werden! Deswegen hoffen wir Rapper wie Cro ein letztes Mal auf dem Campus Festival gesehen zu haben!"