Baerbock ist derzeit Außenministerin, was sie geschäftsführend auch nach Konstituierung des neuen Bundestages bis zu einem Regierungswechsel noch bleiben würde. Da Union und SPD aber gerade Gespräche über die Bildung einer neuen Bundesregierung führen, dürfte die Amtszeit der 44-Jährigen bald dem Ende zugehen.
Zuletzt war deshalb spekuliert worden, dass Baerbock Grünen-Ko-Fraktionsvorsitzende werden wolle. Zurzeit stehen der Fraktion Britta Haßelmann und Katharina Dröge vor. Beide wurden kürzlich im Amt bestätigt - aber erst einmal nur geschäftsführend. Baerbock stellte sich in ihrem Brief nun hinter die beiden: "Mit zwei starken Frauen an ihrer Spitze beginnt jetzt ein neues Kapitel für unsere Fraktion", schrieb sie.
Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck hatte bereits am Tag nach der Bundestagswahl verkündet, "keine führende Rolle" in seiner Partei mehr anzustreben. Baerbock hatte ihre politische Zukunft hier noch offen gelassen. "Für uns ist wichtig, Dinge auch in Ruhe zu klären", antwortete sie damals auf eine entsprechende Frage.
Sie habe sich bewusst bis nach der Hamburger Bürgschaftswahl vom vergangenen Sonntag "zu Partei und Personalien zurückgehalten", schrieb die Außenministerin nun in ihrem Brief. Sie fügte hinzu: "Auch weil ich nach Jahren auf Highspeed ein paar Tage nachdenken wollte, was dieser Moment für meine Familie und mich bedeutet."
Sie habe seit 2008 in unterschiedlichen Funktionen bei den Grünen ohne Unterbrechung auf Europa-, Bundes- und Landesebene politische Verantwortung getragen, so Baerbock in ihrem Schreiben. Seit 2021 habe sie zudem Deutschland als Außenministerin in der Welt vertreten dürfen. "In all dieser Zeit habe ich immer alles gegeben."
"Zugleich hatten diese intensiven Jahre auch einen privaten Preis", betonte Baerbock. Komplett zurückziehen will sich die Grünen-Politikerin nun aber nicht: "Auch wenn die Rollen sich ändern, ist dies kein Abschied", bekräftigte sie in ihrem Brief an die Fraktion.
"Dass Du für Dich jetzt erstmal entscheidest, einen Schritt zurück zu treten, hat meinen allergrößten Respekt", schrieb Grünen-Fraktionschefin Dröge im Onlinedienst X an Baerbock gerichtet. Es sei jedoch zugleich eine Entscheidung, "die ich sehr bedauere".
Baerbock habe als erste Außenministerin "einen beeindruckenden Job gemacht", lobte Dröge. Für die Grünen habe sie zudem ein Jahrzehnt Bundespolitik geprägt und "Dinge erreicht, die lange unerreichbar schienen".
Die Vorsitzende der Brandenburger Grünen und damit Baerbocks Landesverband, Alexandra Pichl, hob ebenfalls den "unermüdlichen Einsatz" der Ministerin für ihre Partei hervor. "Es ist schade, dass sie sich für den Moment aus der ersten Reihe zurückzieht." Baerbock würde den Grünen jedoch "weiterhin mit ihrer Erfahrung und Leidenschaft erhalten" bleiben.