"Wir erleben keinen Übergang, sondern einen Bruch", konstatierte der kanadische Premierminister Mark Carney zum Zustand des G20-Formats, in dem bedeutende Industrie- und Schwellenländer zusammengeschlossen sind. "Zu viele Länder ziehen sich in geopolitische Blöcke oder auf die Schlachtfelder des Protektionismus zurück." Aus jedem Bruch ergebe sich aber eine "Verantwortung zum Wiederaufbau". Der kanadische Regierungschef mahnte deshalb einen aktiven Umgang mit der veränderten Weltlage an: "Nostalgie ist keine Strategie." Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte bereits am Samstag gesagt, die G20-Staaten hätten möglicherweise das "Ende eines Zyklus" erreicht.
Das G20-Treffen wurde von US-Präsident Donald Trump boykottiert, der angebliche Menschenrechtsverletzungen gegen Weiße in Südafrika als Grund für seine Abwesenheit nannte. China war bei dem zweitägigen Gipfel durch Ministerpräsident Li Qiang vertreten, der russische Präsident Wladimir Putin blieb dem Treffen ebenfalls fern.
Bundeskanzler Merz nahm dagegen genauso an dem Treffen teil wie Macron, der britische Premierminister Keir Starmer, die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Gipfel-Gastgeber Cyril Ramaphosa bekräftigte in einem Seitenhieb gegen den abwesenden Trump, die globalen Herausforderungen könnten "nur durch Zusammenarbeit, Kooperation und Partnerschaften bewältigt werden".
Bei dem Treffen in Johannesburg wurde eine Vielzahl weltpolitischer Probleme besprochen. In einer bereits am ersten Gipfeltag verabschiedeten Erklärung riefen die Gipfelteilnehmer zu einem "gerechten und dauerhaften" Frieden in der Ukraine sowie im Sudan, der Demokratischen Republik Kongo und den besetzten Palästinensergebieten auf.
Zudem einigten sie sich darauf, die globale Versorgung mit wichtigen Mineralien und Seltenen Erden vor geopolitischen Spannungen und "einseitigen Handelsmaßnahmen" zu schützen. China dominiert bei wichtigen Rohstoffen wie Seltenen Erden, die für viele Sektoren von entscheidender Bedeutung sind, den Weltmarkt. Im Zuge des Handelsstreits zwischen den USA und China, in dessen Rahmen Peking seine Marktmacht offen als Druckmittel einsetzt, hat das Thema weiter an Bedeutung gewonnen. Die Europäische Union und Südafrika hatten sich bereits im Vorfeld des Gipfels auf ein Abkommen für die künftige Zusammenarbeit bei der Gewinnung und Veredelung von Mineralien und Metallen des rohstoffreichen Landes geeinigt.
Die G20-Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer besteht aus 19 Staaten sowie der Europäischen Union und der Afrikanischen Union. Ihre Mitgliedstaaten machen 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung aus.