Papst Franziskus hatte Aveline 2019 zum Erzbischof von Marseille und 2022 zum Kardinal ernannt. Aveline hatte den Papst dann im folgenden Jahr nach Marseille eingeladen, wo dieser in Anwesenheit vieler französischer Regierungsmitglieder ein flammendes Plädoyer für einen menschlicheren Umgang mit Migranten gehalten hatte. Den Papst und den neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz eint ihr bescheidenes Auftreten und die Abkehr von einer eurozentrischen Sicht auf die katholische Kirche.
Aveline übernimmt das Amt vor dem Hintergrund anhaltender Missbrauchsskandale, die derzeit vor allem katholische Schulen in Frankreich betreffen. Im Zentrum der Vorwürfe steht die Betharram-Schule in den Pyrenäen. In dem Fall sind mittlerweile 200 Anzeigen wegen physischer und sexueller Gewalt eingegangen, die meisten allerdings verjährt.
Der Fall hat zudem eine politische Dimension, da Premierminister François Bayrou mit Vorwürfen konfrontiert ist, in seinen früheren Funktionen als Vorsitzender des Regionalrats und als Bildungsminister über die Vorwürfe informiert gewesen zu sein. Er weist die Vorwürfe zurück. Bayrous Frau hatte an der Schule zeitweise Religionsunterricht gegeben.