Merz betonte, er habe viel Zustimmung für seine Äußerung bekommen. "Fragen Sie Ihre Kinder, fragen Sie Ihre Töchter, fragen Sie im Freundes- und Bekanntenkreis herum: Alle bestätigen, dass das ein Problem ist - spätestens mit Einbruch der Dunkelheit." Es gehe um die "Sicherheit im öffentlichen Raum", betonte der CDU-Vorsitzende. Nur wenn diese gewährleistet sei, würden die Menschen "auch Vertrauen zurück zu den politischen Parteien" finden.
Scharfe Kritik an diesen Äußerungen des Kanzlers übten die Grünen. "Ich will nicht meine Tochter fragen müssen, was der Kanzler meint", sagte Grünen-Chefin Franziska Brantner in Berlin. "Wer Vielfalt als Bedrohung darstellt, hat nicht verstanden, was unser Land stark macht", sagte sie. "Das ist eines Kanzlers nicht würdig."
Die Grünen-Chefin räumte ein, dass es an manchen öffentlichen Orten ein Sicherheitsproblem gebe - etwa an Hauptbahnhöfen. "Ja, da kann man sich unsicher fühlen", sagte sie. Hierfür gebe es aber Lösungen: "Ich würde verschlagen, die Bundespolizisten von den Grenzen abzuziehen und sie an den Hauptbahnhöfen einzusetzen." Das CSU-geführte Bundesinnenministerium hatte nach dem Regierungswechsel die Präsenz der Bundespolizei an den Grenzen erhöht, um Migranten von der Enreise nach Deutschland abzuhalten.
Zustimmung für seine "Stadtbild"-Äußerungen bekam Merz von CSU-Chef Markus Söder. "Natürlich hat Merz recht", sagte Söder in München. Ungeachtet der Entspannung an den deutschen Grenzen gebe es "in unseren Innenstädten nach wie vor Herausforderungen - an Hauptbahnhöfen, in Schwimmbädern, an manchen Marktplätzen". Auch deswegen sei eine Migrationspolitik richtig, die das Ziel habe, dass Menschen ohne Duldung, ohne Aufhenthaltsberechtigung in ihr Heimatland zurückkehren müssten.
In einer Rede auf dem Gewerkschaftstag der Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie in Hannover betonte der Kanzler am Nachmittag die grundsätzliche Offenheit Deutschlands für Zuwanderung. "Wir sind eine offene, freiheitliche, liberale Gesellschaft", sagte Merz. "Offenheit heißt auch, dass wir offen sind für viele Menschen aus aller Welt, die in Deutschland leben wollen und arbeiten wollen." Auf Seiten der Zugezogenen sei dabei aber auch die Bereitschaft nötig, "sich in unsere Gesellschaft zu integrieren".
Merz hatte am Dienstag vergangener Woche bei einem Besuch in Potsdam im Zusammenhang mit der Migrationspolitik gesagt: "Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen." Die Äußerung von Merz war vielfach kritisiert worden, nicht nur von Grünen und Linken in der Opposition, sondern auch von Teilen des Koalitionspartners SPD.