Selenskyj hatte am Samstag direkte Gespräche mit Russland in dieser Woche vorgeschlagen und seine Bereitschaft zu einem persönlichen Treffen mit Kreml-Chef Wladimir Putin bekräftigt. Kiew und Moskau hatten zuvor im Mai und Juni direkte Gespräche in Istanbul geführt. Ein Gefangenenaustausch blieb jedoch das einzige konkrete Ergebnis der beiden Verhandlungsrunden - Fortschritte bezüglich einer Waffenruhe wurden nicht erzielt, beide Seiten legten lediglich ihre Vorstellungen für eine Beilegung des Konflikts vor.
Peskow sagte am Montag in Moskau, beide Seiten müssten nun "Verhandlungen über diese beiden Entwürfe führen". Diese stünden sich bisher "diametral entgegen". "Es liegt noch viel diplomatische Arbeit vor uns", sagte der Sprecher von Präsident Putin. Ein Termin für die geplante neue Verhandlungsrunde wurde laut Peskow noch nicht vereinbart.
Moskau hatte im Juni von der Ukraine verlangt, alle vier von Russland für annektiert erklärten ukrainischen Regionen sowie die Halbinsel Krim abzutreten und auf westliche Militärhilfe sowie auf einen Nato-Beitritt zu verzichten. Die Ukraine weist diese Maximalforderungen als unannehmbar zurück und fordert eine sofortige bedingungslose Waffenruhe.
In den vergangenen Wochen hatte Moskau seine Angriffe auf die Ukraine massiv ausgeweitet und ukrainische Städte mit einer Rekordzahl von Raketen und Drohnen angegriffen. Bei Angriffen in der Nacht zum Montag wurden nach Angaben Selenskyjs mindestens zwei Menschen getötet. Er sprach von einem "Angriff auf die Menschlichkeit".
In der Hauptstadt Kiew waren den ukrainischen Behörden sechs Stadtteile Ziele russischer Angriffe. Getroffen wurden demnach Wohngebäude, ein Supermarkt und ein Kindergarten. Weitere Angriffe wurden zudem aus der westukrainischen Region Iwano-Frankiwsk sowie den ostukrainischen Regionen Charkiw und Sumy gemeldet. Nach Angaben der ukrainischen Luftabwehr setzte Moskau insgesamt 450 Drohnen und Raketen ein.
Noch während die Rettungskräfte in Kiew in den Trümmern nach weiteren Opfern suchten, traf der französische Außenminister Jean-Noël Barrot zu einem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt ein. Er kam dort unter anderem mit Selenskyj zusammen. Bei einem Besuch der beschädigten U-Bahn-Station Lukjaniwka verurteilte Barrot die neuen russischen Angriffe. "Selbst die Schutzräume sind nicht mehr völlig sicher, da die Metro-Station hinter mir, die als Schutzraum für die Kiewer Bevölkerung genutzt wird, angegriffen wurde", sagte der Minister. Solche Angriffe hätten "keinen militärischen Zweck". Es gehe nur darum, "die ukrainische Bevölkerung zu terrorisieren". Die Angriffe müssten "sofort aufhören".
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) forderte Kiews westliche Verbündete bei Beratungen der Ukraine-Kontaktgruppe auf, die russische "Kriegsmaschinerie" zu stoppen, "indem wir unsere Kräfte bündeln und die Ukraine mit aller Kraft unterstützen". Putin habe "kein Interesse an echten Verhandlungen", kritisierte er: "Morgens spricht er vom Frieden, doch abends feuert er Drohnen und Raketen auf ukrainische Städte und Zivilisten ab."
Der britische Verteidigungsminister John Healey rief dazu auf, die Ukraine in den kommenden 50 Tagen verstärkt mit Waffen zu beliefern, um "Putin an den Verhandlungstisch zu zwingen".
Bei der Videokonferenz der Ukraine-Kontaktgruppe ging es auch um die Lieferung neuer Patriot-Systeme an Kiew. US-Präsident Donald Trump hatte die Lieferung dieser Luftabwehrsysteme angekündigt, bezahlt werden sollen sie jedoch von anderen Nato-Ländern. Auch Deutschland werde sich an der Finanzierung beteiligen, bekräftigte Pistorius.