Unesco-Chefin warnt vor Bedrohung der Welterbestätten durch Klima und Konflikte

Schloss Neuschwanstein
Schloss Neuschwanstein
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Unesco-Chefin Audrey Azoula hat vor einer zunehmenden Bedrohung der Welterbestätten durch den Klimawandel und durch bewaffnete Konflikte gewarnt. Etwa drei Viertel der insgesamt mehr als 1200 Welterbestätten seien derzeit mit Wasserknappheit oder Überschwemmungen konfrontiert, sagte Azoulay am Montag zur Eröffnung der Beratungen über neue Aufnahmen in das Welterbe. Zu den Kandidaten zählen auch das bayerische Schloss Neuschwanstein.

Insgesamt berät das Welterbekomitee über rund 30 mögliche Neuzugänge auf die Liste des Kultur- und Naturerbes. Dazu zählen in Deutschland neben Neuschwanstein auch die Schlösser Linderhof, Schachen und Herrenchiemsee. Die Abstimmung über die bayerischen Schlösser steht am Samstagvormittag auf dem Programm.

"Wie in Stein gemeißelte Träume spiegeln diese drei einzigartigen königlichen Bauwerke des 19. Jahrhunderts Themen der deutschen und europäischen Geschichte und Kultur wider", heißt es in der Welterbe-Bewerbung.

Daneben hofft unter anderem Jamaika auf die Aufnahme des im Meer versunkenen Karibikhafens Port Royal, Polen will das modernistische Stadtzentrum von Gdingen (Gdynia) anerkennen lassen. Kambodscha bewirbt sich mit Gedenkstätten, die an die Verbrechen der Roten Khmer und ihre Opfer erinnern.

In diesem Jahr wurden unter anderem zwei Bewerbungen aus bislang nicht vertretenen afrikanischen Staaten eingereicht: die Biosphärenreservate des Bijagós-Archipels (Guinea-Bissau) und die Gola-Tiwai-Wälder in Sierra Leone, ein Rückzugsort für bedrohte Arten wie Waldelefanten.

Mehrere Vorschläge haben prähistorischen Bezug, darunter die Megalithanlagen in Carnac in der Bretagne und die Felsgravuren am Fluss Bangucheon in Südkorea. Von den bereits gelisteten Welterbestätten sollen 250 auf mögliche Bedrohungen überprüft werden.

Derzeit sind 56 Stätten als bedroht gelistet, davon die Hälfte wegen bewaffneter Konflikte, unter anderem im Nahen Osten. Möglicherweise wird die Region Ohrid an der Grenze zwischen Albanien und Nordmazedonien wegen unkontrollierter städtebaulicher Entwicklung neu auf die rote Liste der gefährdeten Welterbestätten aufgenommen. Die Unesco-Tagung dauert bis zum 16. Juli.

AFP

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